Versicherungen
19. Juli 2019

Junges Geschäftsmodell, bewährte Anlagestrategie

Die Viridium Gruppe verfolgt ein in Deutschland noch junges Geschäftsmodell, fährt aber mit einer auf Fixed Income konzentrierten Asset Allocation eine bewährte Anlagestrategie. Ebenfalls im Fokus sind die Interessen der Versicherungsnehmer. Fragen dazu beantwortet Chief Investment Officer Peter Oser.

Hat eventuell die Qualität der Portfolios beim Verkäufer dazu beigetragen, den Exit zu ­suchen? Hat sich Viridium Portfolios mit kurzfristig anstehenden hohen Fälligkeiten eingekauft?

Die übernommenen Portfolios entsprechen in sehr hohem Maß dem Gesamtmarkt. ­Typischerweise findet man in Versicherungsportfolios viele festverzinsliche Instrumente: Schuldscheine, Staatsanleihen, Covered Bonds und in gewissem Umfang Corporate Bonds. Nach dem Erwerb legen wir ein Zielportfolio fest und schichten bei Bedarf um.

Als einen Unterschied zu klassischen Lebensversicherungs-Unternehmen würde ich die große Anzahl an Stellenangeboten auf ihrer Website sehen. Ist es aber vielleicht ein Menetekel für den Asset-Management-Sektor, dass Sie vor allem Spezialisten für IT, Aktuariat, Software, Risikomanagement, Recht, aber nicht für Portfoliomanagement suchen?

Was Sie ansprechen, also die Vielzahl ausgeschriebener Positionen, ist Ausdruck der ­Tatsache, dass wir uns für die neue Größe unserer Gruppe aufstellen. Die Bedarfe sind breit gestreut. In Summe werden wir mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen neu an Bord holen. Die verteilen sich über alle ­Bereiche, aber natürlich gibt es Schwerpunkte, so im Bereich IT und dem Aktuariat. Was Asset Manager angeht, sind Ihre Sorgen unbegründet. Auch hier verstärken wir uns gerade ganz gezielt. Allerdings hat sich ­gezeigt, dass nicht jedes Profil über den ­klassischen Kanal, also Webseite und Internet, gleich gut besetzt werden kann.

Für unser Unternehmen und unser ­Geschäftsmodell ist die Qualität der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen absolut essenziell. Wir suchen Kollegen und Kolleginnen, die Spaß an einem sich dynamisch entwickelnden Unternehmen haben und bereit sind, immer wieder neue Wege zu gehen. Wir ­spüren im Übrigen, dass die mediale Aufmerksamkeit der Generali Leben Transaktion uns nicht nur bekannter, sondern als Arbeitgeber auch begehrter gemacht hat.

Welche Expertisen suchen Sie für das Portfoliomanagement?

Stand heute, Mitte Juni, haben wir Bedarf in einer großen Bandbreite. Wir suchen ­beispielsweise noch Teammitglieder für das Management von liquiden als auch alternativen Investments, für Asset-Liability-Management, für Investment-Controlling und für ­Investment Operations.

Mit den Verbindlichkeiten übernimmt Viridium auch die Assets. Und ebenfalls die Mitarbeiter?

Wir schauen uns das in jedem Einzelfall ­separat an. Bei den bisherigen Transaktionen war das gleichwohl so, ja. Entscheidend ist letztlich, dass wir alle Ressourcen an Bord ­behalten, die wir für ein reibungsloses Fortführen in Sachen Plattformmanagement und Kundenservice brauchen.

Kaufen Sie auch Expertisen über Mandate ein?

Ich kann hier nur für meinen Bereich, also Investment, sprechen. Unserer Philosophie entspricht es, sich auf die strategischen ­Themen zu konzentrieren, also auf die ­Strategische Asset Allocation, das Asset ­Liability Management und welche externe Asset Manager wir für die operative Umsetzung auswählen. Das hat verschiedene ­Vorteile: Zum einen können wir über die ­Selektion von Best-in-Class-Asset-Managern ein breites Spektrum an Asset-Klassen erreichen. Denn bei allem Optimismus wäre es doch vermessen zu glauben, in Frankfurt ein Team aufbauen zu können, das global alle Asset-Klassen bestmöglich abdeckt.

Zum anderen wiegt der Austausch eines ­externen Asset Managers, wenn er denn doch einmal nötig sein sollte, weniger schwer als der eines internen Teams. Der bessere ­Zugang zu vielen Anlageklassen und das ­höhere Maß an Flexibilität sind also maßgebliche Kriterien.

Welche Asset Manager suchen Sie? Sollten es Häuser mit Versicherungs-Expertise sein?

Versicherungs-Expertise ist wichtig, aber aus meiner Sicht nicht der entscheidende Punkt. Das Wichtigste ist die Expertise und ein ­aussagekräftiger Track Rekord in einer ­bestimmten Asset-Klasse. Zudem ist uns das Alignment of Interest sehr wichtig. Zum Beispiel sollten die Gebühren zumindest teilweise erfolgsabhängig sein. Hilfreich ist auch, wenn die Asset Manager mit eigenem Geld auch Co-Investments ­machen. Weiter wollen wir die Mandate so strukturieren, dass sie genau unseren Anforderungen entsprechen. Uns sind wenige, aber dafür genau auf uns zugeschnittene Mandate mit wenigen Asset Managern lieber, als einer von vielen Investoren eines Fonds zu sein. Jedes Mandat muss regulatorische, buchhalterische und steuerliche Anforderungen erfüllen. Diese Anforderungen sind alle im Vorfeld einer Mandatierung zu klären.

Wie sieht die Strategische Asset Allokation denn nun aus?

Unit-Linked-Produkte in unseren Ver­sicherungsportfolios einmal außen vor, sind wir ein reiner Fixed-Income-Investor. Der Grund hierfür ist, dass wir keinen Risiko-­Appetit für Marktrisiken verspüren, sondern wie ­erwähnt das Ziel verfolgen, eine stabile Marge über dem risikofreien Zinssatz und damit ­langfristig sehr planbare Erträge zu ­erwirtschaften. Wir wollen also nur ein gewisses Maß an ­Kreditrisiken eingehen und Ausfälle und ­Verluste auf Grund von Kreditverschlechter­ungen maximal ausschließen. Damit fallen Investments wie Aktien oder Fremd­währungs-Exposures weg.

Aber beim Zinsrisiko handelt es sich doch auch um ein ­Marktrisiko.

Das stimmt, wenn man die Asset-Seite ­isoliert betrachtet. Wir steuern das Zinsrisiko auf der Asset-Seite aber so, dass es sich so ­bewegt wie auf der Passiv-Seite. Wir matchen also über unser Asset-Liability-Management das Zinsrisiko und eliminieren es so.

Gibt es denn überhaupt für die Asset-Seite Durationen, die genau so lang wie die auf der Passiv-Seite sind?

Wir unterscheiden zwischen Zins- und Spread-Duration. Für die Zinsduration ­lassen sich sehr lang laufende Assets finden. Oder man stellt über Derivate die gewünschte ­Duration her. Bei der Spread-Duration ist es allerdings schwieriger, lange Durationen zu finden. Dies würde allerdings auch nicht unserem Risikoappetit entsprechen. Prinzipiell fühlen wir uns mit einer eher kürzeren Spread-­Duration wohl, da wir davon ausgehen, so das Portfolio besser beziehungsweise ­flexibler durch den Kreditzyklus steuern zu können.

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