Alternative Anlagen
14. März 2024

KKR greift nach Encavis

Renewables-Spezialist sieht Entwicklungschancen abseits der Börse. Großaktionäre unterstützen Delisting.

Der Private-Markets-Riese KKR gibt ein Übernahmeangebot für den im M-Dax gelisteten Wind- und Solarparkbetreiber Encavis ab. Der Angebotspreis von 17,50 Euro je Aktie entspreche einer Prämie von 54 Prozent auf den Kurs vom 5. März, als entsprechende Gespräche bekannt wurden. Auf Grundlage des Angebotspreises errechnet sich eine Marktkapitalisierung von etwa 2,8 Milliarden Euro. Vorstand und Aufsichtsrat der Encavis befürworten das Angebot laut Mitteilung „ausdrücklich“. Anfang 2021 lag der Kurs allerdings noch bei über 24 Euro. Ebenfalls wurde mitgeteilt, dass sich der Heizungsspezialist Viessmann an dem von KKR geführten und nicht näher definierten Konsortium als Co-Investor beteiligt.

Ziel der Transaktion ist es, eine langfristige Partnerschaft für das langfristige Wachstum von Encavis einzugehen. Ziel der Transaktion ist aber offenbar auch, die Kleinaktionäre zu verabschieden. Die BidCo, also KKR, hat nämlich verbindliche Vereinbarungen mit Abacon Capital und weiteren bestehenden Aktionären unterzeichnet, die etwa 31 Prozent des gesamten Grundkapitals halten. Diese werden indirekt als langfristige Investoren im Unternehmen verbleiben. Tobias Krauss, Chief Executive Officer (CEO) von Abacon, unterstrich: „Encavis hat aus unserer Sicht großes Potenzial. Dazu sind starke Partner nötig – und die haben wir jetzt gefunden. Die von Abacon geführte Investorengruppe unterstützt daher das Angebot von KKR und begrüßt den Einstieg von KKR und Viessmann. Wir bleiben in Encavis investiert und freuen uns auf die künftige aktive Zusammenarbeit.“

Auf seinem Linkedin-Account teilt Krauss außerdem mit: “I am thrilled to announce that we’ve found our preferred partner for the Take Private of Encavis in KKR. Over the past year, it’s become increasingly clear that Encavis` full potential can’t be realized while it remains public. In the summer of 2023, the decision to seek out a strong partner for this journey led us to selective discussions with relevant infrastructure funds.”

Hinter Abacon steht die Familie Büll. Zudem sind weitere vermögende Privatinvestoren beziehungsweise deren Family Offices und Vermögensverwaltungsgesellschaften an Encavis beteiligt. Ende 2019 erwarb die Versicherungskammer Bayern vier Prozent an Encavis, wird aber schon seit längerem nicht mehr im Aktionärskreis aufgeführt. Die Versicherung nutzt das Unternehmen als Asset Manager für Investments in Erneuerbare Energien.

Dr. Christoph Husmann, Sprecher des Vorstands und Finanzvorstand (CFO) von Encavis, sagte: „Wir sind überzeugt, dass wir mit der zusätzlichen finanziellen und strategischen Unterstützung unsere Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien und unsere Kompetenzen weiter ausbauen können. Damit heben wir unser Geschäft auf die nächste Stufe, um mit den großen europäischen Akteuren im Markt zu konkurrieren.“ Die BidCo strebt an, bis Ende 2027 Erzeugungskapazitäten von sieben Gigawatt zu erreichen, was über dem derzeitigen Ziel von 5,8 Gigawatt liegt, und auch danach weiter zu wachsen. Die BidCo unterstützt anschließendes weiteres Wachstum zudem durch Zusagen für Investitionen in eine schnelle technologische Diversifizierung.

Kommanditanteil, Aktie, Abfindung

Wie Abacon dürfte auch die Pelaba Vermögensverwaltung Encavis verbunden bleiben. Pelaba gehört der Familie Heidecker. Peter Heidecker gründete einst Chorus, ein Unternehmen das unter anderem geschlossene Fonds für Windparks auflegte. 2015 erfolgte der Börsengang der Chorus Clean Energy, womit die Kommanditisten zu Aktionären wurden. 2017 erfolgte der Zusammenschluss mit der Capital Stage AG zu Encavis. Nun steht für die damaligen Chorus-Anleger eine Barabfindung an. Ein deutlicher Aufschlag auf das Angebot von 17,50 Euro ist nicht zu erwarten. Bei einem Preis von etwas mehr als 18 Euro würde es nämlich für die Inhaber einer Wandelanleihe Sinn machen, von ihrem Wandlungsrecht in Encavis-Anteile Gebrauch zu machen.

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