Strategien
14. Februar 2018

Kleine Ursache, große Wirkung

Impact Investing ist auf dem Sprung aus der Illiquidität und aus lokalen Projekten. Wenn Stiftungen und Kirchen über Aktien nicht nur eine finanzielle Performance, sondern auch eine ethische und ökologische Wirkung suchen, lassen sich nachhaltige Ziele auch auf globaler Ebene verwirklichen.

Deutlich höheres Streuungspotenzial bieten Ansätze, die sich nicht nur auf die Produkte und Lösungen von Unternehmen fokussieren, sondern auch auf die Art und Weise der Unternehmensführung. Zweite Grundsatzfrage: Interessenskonflikte. So wie eine Stiftung sich beim Investment in einen Kindergarten zwischen hohen Mieteinnahmen und Stiftungszweck entscheiden muss, so bestehen auch für Investoren von Pharmaunternehmen je nach Blickwinkel – Rendite oder Impact – unterschiedliche Blickwinkel auf die Preispolitik des Unternehmens. Langfristig, so könnte man aber argumentieren, sind diese Ziele im Einklang, da hohe Einnahmen einen Anreiz darstellen, Medikamente zu entwickeln. Ähnlich gelagert ist die Dividendenpolitik.
Der gemeine Aktionär will hohe Ausschüttungen, der Impact Investor, dass das Unternehmen viel Geld in sein operatives Geschäft investiert. „Bei den meisten unserer Portfolioholdings handelt es sich um sehr innovative Unternehmen, mit einem hohen Wert beim Verhältnis von F&E-Kosten zum Umsatz, und um Unternehmen, die sich in einem sehr frühen Produktlebenszyklus befinden. Somit benötigen sie Cashflows eher für Investments als für Ausschüttungen“, erklärt Willem Schramade. Der Portfolio Manager bei NN Investment Partners bevorzugt es, wenn die Unternehmen Wachstumschancen nutzen, als dass sie Dividenden ausschütten oder Aktienrückkäufe tätigen.
Wachstumsunternehmen brauchen aber auch Zeit zum Wachsen. Dem könnte der kurzfristige Action Bias eines Fondsmanagers entgegenstehen. Zudem dürfte aufgrund der Diversifikationsanstrengungen des Fondsmanagers so mancher Impact verwässert werden. Bei direkten Investments in Immobilien oder Infrastruktur ist die beabsichtigte Wirkung auf jeden Fall fokussierter. Schramade räumt ein, dass Private Assets und Projekte einen starken Impact haben können. „Dieser ist aber nur lokal. Dagegen können innovative globale Unternehmen Veränderungen auf der ganzen Welt bewirken“, so Schramade und erwähnt, dass täglich zwei Milliarden Menschen mit Produkten von Unilever in Kontakt kommen. „Eine solche Skalierung haben private Assets nicht.“
Zudem verweist der NN-Portfoliomanager auf Engagements und die langfristigen Ziele des Ansatzes. „Einige der größten und wichtigsten Unternehmen der Welt sind gelistet. Wenn man diese dazu bringt, sich zu verändern, dann sorgt dies für einen signifikant positiven Impact“, ergänzt Sarah Norris von Aberdeen Standard. Um der Sache willen sollte die Frage aber nicht liquide oder illiquide Assets lauten. Norris: „Um die 17 UN-Goals zu verwirklichen braucht es schätzungsweise fünf bis sieben Billionen Dollar jährlich. Diese können nicht von einer Asset-Klasse alleine kommen.“

Engpass Impact-Messung

Die Quantifizierung der sozialen und ökologischen Wirkung fällt schwer – deutlich schwerer auch als bei direkten, illiquiden Investments. Deren Wirkung ist aber lokal beschränkt. Aktiengesellschaften mögen dagegen zwar einen globalen Hebel haben, allein mit dem Aktienkauf ist noch kein messbarer Impact erfolgt. Ein wirklicher Impact besteht erst, wenn durch Engagements das Ohr des Managements gefunden wurde. Ansonsten könnte man allenfalls von einem leichten Impact sprechen, der dadurch entsteht, dass sich das Management durch steigende Aktienkurse in seiner Strategie bestätigt sieht und diese forciert. „Die Impact-Messung stellt sich für mich sehr unterschiedlich dar“, moniert Heinz Thomas Striegler. „Teilweise werden meiner Beobachtung nach lediglich Ausschluss- und Best-in-Class-Ansätze gemischt und dabei ein positiver Impact unterstellt. Teilweise – beispielsweise im Fair World Fonds – erfolgt aber auch eine differenzierte Einzeltitelanalyse mit Beschreibung des entwicklungspolitischen Impacts und anderer wichtiger Kriterien.“
Für die weitere Entwicklung von Impact Investing wäre es förderlich, wenn diese Baustelle behoben wird. Dies betont auch Eric Rice, Portfoliomanager bei Wellington: „Die Fähigkeit zur genauen Einschätzung der gesellschaftlichen oder ökologischen Wirkung eines Unternehmens ist entscheidend für Impact Investing.“ Zur Messung nutzt Wellington Key-Performance-Indikatoren, wie die Zahl der Schüler, die Bildungsangebote wahrnehmen oder die CO2-Menge, die mit einer bestimmten Windstrommenge vermieden wird. Axel Hesse von Metzler Asset Management sagt, dass ein Key-Performance-Indikator (KPI) pro Sektor zu kurz greift. In der Regel brauche es mehrere.
Dass es auf diesem Feld noch Ausbaumöglichkeiten gibt, zeigt sich auch daran, dass KPI-Nachfragen derzeit laut Hesse eher von Versicherungen kommen, die dem CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz gerecht werden müssen. Hilfreicher wäre es, bessere Daten zu bekommen. „Es gibt keinen Konsens, welche Daten Unternehmen reporten sollten. Dies macht Impact-Reporting schwierig“, so Sarah Norris. Schramade erkennt das gleiche Problem: „Unternehmen reporten diesbezüglich noch sehr wenig. Entweder fehlen uns Daten oder sie eignen sich nicht für Vergleiche. Aber die Reise hat ja erst begonnen.“

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