Klimawandel beschäftigt Versicherer
Von Klimaszenarien zu wirtschaftlichen Folgen zu Renditeänderungen. Naturgefahrenschäden im ersten Halbjahr bei rund einer Milliarde Euro.
Im ersten Halbjahr blieb die Versicherungsbranche von Naturgefahren einigermaßen verschont. Gleichwohl bleiben die versicherten Schäden auf hohem Niveau. „Mit rund einer Milliarde Euro fielen die versicherten Schäden aus Sturm, Hagel, Starkregen und Überschwemmungen geringer aus als aufgrund des langjährigen Durchschnitts erwartet“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Das erste Halbjahr 2025 war zwar unterdurchschnittlich, was Naturgefahrenschäden angeht“, so Asmussen. „Trotzdem zeigt der langfristige Trend eine deutliche Zunahme an Extremwetterereignissen und Schäden.“
Auf diese Entwicklung erfolgte bereits eine regulatorische Reaktion. Wie der GDV zudem informiert, sind Versicherungsunternehmen seit 2022 verpflichtet, in ihrem Own Risk and Solvency Assessment, kurz Orsa, langfristige Klimawandelszenarien zu berücksichtigen. Diese Pflicht sei auch in der EU-Regulierungsrichtlinie Solvency II ausdrücklich verankert.
Nach Solvency II und den Vorgaben der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa müssen Versicherer mindestens zwei langfristige Klimawandelszenarien betrachten. Das ist zum einen ein Szenario, bei dem der Temperaturanstieg unter zwei Grad Celsius (idealerweise maximal 1,5 Grad Celsius) bleibt, und zum anderen ein Szenario, bei dem die Temperaturentwicklung deutlich über zwei Grad Celsius liegt. Damit soll die Spannbreite möglicher Entwicklungen in der Klimapolitik abgebildet werden.
Analyse künftiger Risiken
Laut dem Verband helfen die Klimaszenarien, die physischen Risiken des Klimawandels wie Extremereignisse, einen steigenden Meeresspiegel oder veränderte Klimazonen frühzeitig zu identifizieren. Gleichzeitig werden die wirtschaftlichen Folgen einer CO₂-ärmeren Wirtschaft, wie veränderte Renditen bei bestimmten Kapitalanlagen, betrachtet. Der GDV stellt dafür eine praxisnahe Methodik bereit, die sowohl physische Risiken wie Sturm, Überschwemmung oder Hitzewellen als auch sogenannte Transitionsrisiken durch politische Maßnahmen, technologische Entwicklungen oder Marktveränderungen einbezieht.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren | Politik/Regulierung | Strategische Asset Allocation (SAA)
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