Traditionelle Anlagen
21. Januar 2020

KMU-Anleihevolumen wächst um 19 Prozent

In 2019 wurden in 40 Emissionen 1,36 Milliarden Euro platziert. Immobiliensektor dominiert weiterhin.

Deutsche KMU-Anleihen sind im vergangenen Jahr vom platzierten Volumen her gewachsen, zugleich stieg auch die Zahl der Emissionen. Insgesamt wurden 40 Emissionen von 35 Unternehmen mit einem platzierten Volumen von 1,36 Milliarden Euro (Vorjahr: 35 Emissionen; 1,14 Milliarden Euro) durchgeführt. Damit wuchs das platzierte Volumen um 19 Prozent, während sich die Transaktionszahl um 14 Prozent im Vergleich zu 2018 steigerte. Das ergibt eine von der Investor Relations-Beratung IR.on AG durchgeführte Studie zum deutschen KMU-Anleihemarkt. Verglichen mit dem angestrebten Zielvolumen der Anleiheemissionen von 1,77 Milliarden Euro lag die Platzierungsquote bei durchschnittlich rund 77 Prozent (Vorjahr: 71 Prozent). Der Kupon erhöhte sich im Durchschnitt über alle Transaktionen um 46 Basispunkte auf 5,57 Prozent per annum. Zugleich ist die Ausfallquote gesunken. In 2019 gab es mit der Golfino AG lediglich einen insolventen Mittelstandsanleihen-Emittenten.

Dominierende Branche unter den 35 KMU-Anleiheemittenten in 2019 war erneut der Immobiliensektor (10 Unternehmen; 29 Prozent der Emittenten). Insgesamt zeichnet sich allerdings ein Trend hin zu größerer Branchenvielfalt ab. Die zunehmende Differenzierung deutet auf eine Sättigung einzelner Sektoren hin. Rang zwei teilten sich die Finanzdienstleister und Beteiligungsunternehmen (jeweils vier Emittenten; elf Prozent), gefolgt von den Branchen Automotive und Rohstoffe (jeweils drei Emittenten; neun Prozent).

Die Hälfte der Emissionen wurde vollplatziert. Damit lag der Anteil vollplatzierter Anleihen mit 50 Prozent auf Vorjahresniveau (49 Prozent). Überdurchschnittlich erfolgreich waren dabei Folgeemittenten (25 Emissionen, 60 Prozent vollplatziert), während Debütanleihen lediglich zu 33 Prozent vollplatziert wurden. Bei den Emissionsvolumina lag das Gros der Transaktionen im Bereich bis zu 30 Millionen Euro (24 Anleihen, 60 Prozent). Vier Emissionen (Katjes International, zwei Anleihen von S Immo, UBM Development) lagen zwischen 100 Millionen und 150 Millionen Euro (nach den Kritierien der Studie die Obergrenze des KMU-Segments).

Umfrage unter Banken: öffentliche Angebote werden auch 2020 überwiegen

Zum Ausblick für 2020 hat IR.on neun im KMU-Segment aktive Emissionsbanken befragt. Im Durchschnitt erwarten diese für das kommende Jahr 23 Emissionen. Frederic Hilke, Berater der IR.on AG: „Die Emissionshäuser sind mit ihrer Prognose optimistischer als zu Beginn des letzten Jahres (21 Emissionen), jedoch zurückhaltend im Vergleich zum tatsächlichen 2019er Niveau. Insgesamt sehen die Bankenvertreter eine weitere Stabilisierung und Professionalisierung des Segments.“

Bei den Zinssätzen gehen alle Emissionsbanken von stabilen Kupons aus. Top-Branche bleibt der Immobiliensektor, wo sich nach Einschätzung der Bankenvertreter der Superzyklus fortsetzen wird. In den Bereichen Automotive sowie Industrie/Capital Goods werden aufgrund der Branchentransformation bankenunabhängige Finanzierungsformen an Bedeutung gewinnen.

Während die Wahl des Börsensegments und Credit Ratings für das Gelingen der Transaktion eher unbedeutend sind, weist die Mehrheit der befragten Banken auf die zunehmend erfolgskritische Bedeutung von Transparenz am Anleihemarkt hin, gerade im Hinblick auf Finanzkennzahlen und Geschäftsmodell. Dies steht im Einklang mit der in diesem Jahr zu beobachtenden Tendenz hin zu öffentlichen Angeboten (82,5 Prozent) und weniger Privatplatzierungen. So erwarten die Banken auch für 2020, dass öffentliche Angebote überwiegen werden.

Insgesamt hat sich die Kommunikation von Anleiheemittenten verbessert, wie die in der Studie untersuchten Basiskriterien für die Investor-Relations-Arbeit zeigen. „Wir haben auch in diesem Jahr die IR-Webseiten der 40 Emittenten hinsichtlich grundlegender IR-Informationen untersucht und mit einem Transparenzindex („IR.score“) versehen“, sagt Hilke. „Gegenüber dem Vorjahr hat sich der durchschnittliche IR.score verbessert. Dennoch entspricht knapp ein Drittel der Webseiten (elf Emittenten) mit einem Score von 3,5 oder niedriger nicht dem von Investoren geforderten Informationsstandard. Gerade Erstemittenten zeigen hier Defizite.“

Autoren:

Schlagworte: |

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert