Versicherungen
20. Juni 2025

Krisen fördern Kreativität und die Vola hat auch einen Vorteil

Auf der Finpro analysierte Thomas Sehn von der Huk-Coburg die Wirkung von Zinswenden. „Alternatives machten Karriere.“  

„Jeder von uns weiß doch, wo er am 15. September 2008 war.“ Mit Abstrichen gilt dies auch für den 17. Juni 2025, also dem Tag, an dem sich die Branche zur Finpro 2025 auf Schloss Bensberg traf. Zu dieser Fachtagung lud Prof. Dr. Fred Wagner vom Institut für Versicherungslehre der Universität Leipzig. Keynote-Sprecher der 12. Finpro und Autor des obigen Zitats war Thomas Sehn, hauptberuflich Vorstandsmitglied der Huk-Coburg Versicherungsgruppe. Wie seine Erinnerung an die Lehman-Brothers-Pleite schon erahnen lässt, widmete Sehn seinen Vortrag Finanzmarktkrisen – und zeigte auf, dass diese auch positive Seiten haben.

„Alle zehn Jahre kommt es zu einer großen Zinswende“, sagte Sehn und erinnerte das Finpro-Publikum daran, dass die Zentralbanken, als es zur großen Finanzmarktkrise kam, den Zins drastisch senkten und neue, den Marktteilnehmern bislang unbekannte Instrumente einführten. „Die EZB hat so viel Liquidität in den Markt gepumpt, wie der Markt wollte“, so Sehn. Mit den QE-Programmen und negativen Zinsen musste man aber erstmal umgehen lernen. „Speziell für Lebensversicherungen war es schwierig, den Garantiezins zu erwirtschaften.“

Doch jede Krise ist bekanntlich auch eine Chance. Die Sehn´sche Version dieser Erkenntnis: „Herausforderungen fördern die Kreativität.“ Der von der Branche benötigte Kreativitätsschub sollte die Produktschiene und die Kapitalanlage erfassen. In der Folge wurde der Vertrieb mit fondsgebundenen Produkten bestückt und in der Allokation hielten Alternatives Einzug. „Alternative Anlagen machten Karriere – und das ist auch gut so“, erklärte Sehn. Der Huk-Coburg-Vorstand fügte hinzu, dass der Ausbau alternativer Quoten „überwiegend in verantwortlicher Art und Weise“ erfolgte. „Diese Innovationen hätte es ohne die Zinswende nicht gegeben“, erinnerte Sehn.

Die nächste große Zinswende kam in 2022. Damals stiegen die Zinsen zwar nur auf ein eigentlich unproblematisches Niveau. Allerdings erfolgte der Anstieg überaus abrupt. „Der Anpassungsschmerz war gewaltig. Es hätte einen langsameren Zinsanstieg gebraucht“, so Sehn. „Aber nun sind die erzielbaren Renditen kompatibler zu den Zielen.“ Vor allem ging der Zinsanstieg auf Kosten der stillen Reserven. Diese mutierten je nach Durationsrisiko teilweise zu stillen Lasten. „Die Eigenkapitalausstattung war eigentlich nicht darauf ausgelegt, eine solche Zinsentwicklung abzubilden“, sagte Sehn. Allmählich nimmt der Schmerz nun ab. Dies auch deshalb, weil die Portfolios nun wieder mit höheren Renditen angereichert werden können. Im Rückblick auch auf diese Krise machte Sehn auf deren kreativitätsfördernde Wirkung aufmerksam: „Im Grunde sind Krisen nichts Schlimmes. Die Krise selbst mag man natürlich nicht. Sie fördern aber die Kreativität.“

Förderlich sind Krisen aber auch für die Diversifikation der Anlageportfolios mit alternativen Anlagen – und diese wiederum für die Gesamtrendite. Sehn verwies darauf, dass die Aktienmarktentwicklung zwar ziemlich gut war, Private-Equity-Fonds aus dem Top Quartile aber noch besser. Zudem lassen sich auf den Privatmärkten die Überrenditen mit geringerer Volatilität einfahren. Ähnliches wie für Private Equity gelte für Infrastruktur. Somit sei es gut, wenn sich Anleger in Richtung dieser alternativen Asset-Klassen weiterentwickeln.

Die Vola hat auch auch einen Vorteil

Apropos Volatilität: Wie Sehn ausführte, wirken Schocks zwar immer unterschiedlich, gemein ist ihnen jedoch ein Vola-Anstieg. Darum sollten die Anlagestrategien flexibel sein, um schnell reagieren zu können. „Die kurzfristige Handlungsfähigkeit ist wichtig.“ Schließlich bieten Krisen eben auch Chancen!

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