Strategien
6. Dezember 2017

Kryptowährung Bitcoin: Ritterschlag und Kündigungsgrund

Die mit Abstand größte, von Computern geschaffene Währung ist endgültig in der professionellen Vermögensverwaltung angekommen. Man könnte auch sagen, der Bitcoin hat den Ritterschlag bekommen.

Die Belege dafür sind vielfältig, auch wenn nicht abschließend geklärt ist, ob es sich bei der Kryptowährung um eine Geldanlage oder ein ­reines Zockerinstrument nerdiger Studenten handelt. Das Fonds­analysehaus Morningstar beziehungsweise der mit allen Wassern gewaschene Chefredakteur von Morningstar in Deutschland, Ali Masarwah, ist nun zu der ­Erkenntnis gelangt, dass auch er nicht mehr an dem Thema vorbei komme. 
Daran ändert auch die Einschätzung Masarwahs nichts, dass hinter dem Bitcoin keine zentrale Instanz steht, sondern eine diffuse bis obs­kure Software-Community. „Als jemand, der Hype-Themen wie der Teufel das Weihwasser scheut, war für mich die Erkenntnis, an Bitcoins nicht vorbei zu kommen, eine Überwindung. Aber als mir die 9,5-prozentige Bitcoin-(Zertifikate-)Position im Hendrik-Leber-Fonds Acatis Datini Valueflex auffiel, wusste ich, dass es auch eine wohltuende Annäherung an das Thema geben kann”, erläutert Masarwah und berichtet von einem Interview mit Dr. Hendrik Leber.
Auf die Frage, wann er zur Erkenntnis gekommen sei, dass Kryptowährungen investierbar sind, entgegnete der laut Masarwah „durch und durch” geerdete deutsche Vermögensverwalter: „Ich befasse mich schon seit drei Jahren mit dem Thema Kryptowährungen. Zunächst wirklich nur ganz am Rande. Für mich war das zunächst nur freakig. Dann habe ich an der Frankfurter Uni einen Vortrag von Dr. Carsten Otto über Blockchain als Abrechnungsmedium gehört und war begeistert. Patrick Hable von 2iQ Research hat mir auch immer wieder das Thema Kryptowährungen nahegebracht und erklärt. Als ich dann vor gut einem Jahr auf Bitcoin-Zertifikate aufmerksam wurde, war das der letzte Schritt, der mich bewog, da einzusteigen.” Der wichtigste Grund, in Bitcoins zu investieren, resultierte für Leber aus der Suche nach einer Asset-Klasse, „die eine Art Schutzfunktion übernimmt für den Fall, dass unser Währungssystem aus dem Lot gerät oder die Finanzmärkte manipuliert werden. Gold kommt aus verschiedenen Gründen für mich nicht in Frage. Kryptowährungen sind für mich ein Goldersatz.” 
Dimon wittert Betrug 
Acatis-Gründer Leber stieg nach eigenen Angaben bei einem Bitcoin-Kurs von 540 Euro ein; zuletzt notierte die Kryptowährung bei 10.560 Euro. Die Parameter Lebers hätten sich in der Zwischenzeit aber nicht verändert. Die Investmentthese sei die gleiche geblieben. „Meine Einschätzung zum Bitcoin hat sich allerdings schon etwas verschoben. Ich glaube nicht mehr, dass sich der Bitcoin zu einem Transaktionsmedium entwickeln wird. Ich vermute sehr stark, dass er eine Art Geldspeicher bleibt”, sagt Leber. Der Chef der amerikanischen Großbank JPMorgan Chase, Jamie Dimon, sieht die Entwicklung aus einer anderen Perspektive und äußert sich überaus kritisch. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung  hat Dimon die Kryptowährung als „Betrug” bezeichnet, wie das Blatt im September berichtete. Bei einer Rede auf einer Investoren-Konferenz in New York habe Dimon gesagt, dass die digitale Währung nicht funktionieren werde, da sie praktisch aus dem Nichts entstanden sei. Für Käufer der Währung prognostizierte er große Verluste. Bitcoin werde in einem Crash enden. Sollte einer seiner Mitarbeiter mit der Kryptowährung handeln, würde er diesen sofort feuern. 
Erfahrungen mit Bitcoins hat laut FAZ Rickard Falkvinge gemacht. Der Gründer der schwedischen Piratenpartei hat 2011 nach eigener Aussage sein gesamtes Vermögen in Bitcoins investiert und sei unvorstellbar reich geworden. Heute positioniert er sich als Gegner der Kryptowährung. Die FAZ zitiert aus einem Eintrag in seinem Blog: „Niemand, den ich kenne, benutzt Bitcoin noch für irgendetwas, weil es Stunden dauert, eine Transaktion zu beenden, und sie mehr als 20 Dollar kostet.” 
portfolio institutionell 06.12.2017/Tobias Bürger
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