Immobilien
6. Dezember 2021

Anleger suchen risikoarme Immobilien

Das Interesse institutioneller Anleger an Immobilien reißt nicht ab. Gefragt sind weiterhin eher risikoarme Immobilienanlagen. Neben den niedrigen Anfangsrenditen gibt es weitere Knackpunkte.

Institutionelle deutsche Anleger wollen den Anteil von Immobilien in ihren Portfolios weiter aufstocken. Das zeigt eine aktuelle Umfrage für den „Lagrange-Fondsmonitor“ der Lagrange Financial Advisory GmbH. Wie der Frankfurter Spezialist für die Konzeption, Strukturierung und Platzierung von Immobilien-Spezial-AIFs erläutert, sind die rund 80 Umfrageteilnehmer im Wesentlichen Sparkassen, Volksbanken, Versicherungen, Pensionskassen, Versorgungswerke und Family Offices. Die Umfrage fand im November 2021 statt. Großanleger neigen demnach mehrheitlich weiterhin zu einer Ausweitung ihrer Immobilieninvestments beziehungsweise ihres Engagements in Immobilien-Spezial-AIF.

Im Rahmen der inzwischen 3. Befragung zum Lagrange-Fondsmonitor für das zweite Halbjahr 2021 ergab sich bezüglich der Immobilienquote insgesamt ein Indexstand von 7,41 Punkten (zuletzt Juni 2021: 7,00 Punkte). Ein Stand von 1 entspräche dabei einer starken Reduzierung, ein Stand von 11 einer starken Erhöhung des Immobilienanteils unter den Spezialfonds-Anlagen.

Bezogen auf den Anteil von Immobilien-Spezial-AIF an den insgesamt gehaltenen Spezial-AIF-Anlagen ergab sich der bislang höchste Indexstand von 7,59 Punkten (Juni 2021: 7,33 Punkte). Dabei gab kein einziger Umfrageteilnehmer an, eine Reduzierung anzustreben. 27 Prozent wollen ihren Anteil der Immobilien-Spezial-AIF konstant halten; alle anderen planen dessen Erhöhung.

Lagrange: Anleger bevorzugen Core- und Core-plus-Assets

Wie die Umfrage außerdem zeigt, bevorzugen die Anleger eher risikoarme Immobilienanlagen. Konkret dominieren bei den Risikokategorien Core- und Core-plus-Anlagen, auf welche zusammengefasst 74 Prozent aller Nennungen entfielen (Juni 2021: 72 Prozent). Core-plus-Anlagen wurden dabei von 39 Prozent der Befragten genannt, Core-Anlagen dagegen von 35 Prozent. Investments der risikoreicheren Kategorie Value add wurde von 18 Prozent der Befragten genannt. Nach Angaben von Lagrange verloren sie damit weiter an Bedeutung, während opportunistische Investments unverändert nur für acht Prozent der teilnehmenden Investoren infrage kommen.

Auch bei den verschiedenen Nutzungsarten spiegelt sich das Interesse der Anleger an eher risikoarmen Immobilien wider. Laut der aktuellen Umfrage erfreuen sich Wohnimmobilien erneut der größten Beliebtheit. Sie kommen für rund 16 Prozent der teilnehmenden Investoren infrage, dicht gefolgt von Logistikimmobilien, die weiterhin unverändert bei 15 Prozent liegen. Deutlich an Attraktivität gewonnen haben Einzelhandelsimmobilien mit einem mindestens 70-prozentigen Lebensmittel-Anteil, die inzwischen für 12 Prozent der Befragten infrage kommen. An vierter Stelle folgen Büros mit unverändert 11 Prozent.

Deutschland ist die bevorzugte Investmentregion

Bei den Zielregionen für Investments von Immobilien-Spezial-AIF zeichnet sich ein wachsendes Interesse an ausgewählten Auslandsmärkten ab, erläutert Lagrange. Deutschland liege zwar weiterhin unangefochten an der Spitze, wurde aber nur noch von 16 Prozent der Befragten genannt, was dem bislang niedrigsten Wert im Lagrange-Fondsmonitor entspreche. Demgegenüber sind die Länder Belgien, die Niederlande und Luxemburg (elf Prozent) sowie Österreich (zehn Prozent) und Frankreich (neun Prozent) bereits zum zweiten Mal in Folge häufiger genannt worden als zuvor, sodass hier ein kontinuierlich wachsendes Interesse anzunehmen sei. Großbritannien, Mittel- und Osteuropa sowie die USA wurden jeweils nur von drei Prozent der Befragten genannt und spielen somit aktuell nur eine Nebenrolle.

Geringe Anfangsrenditen und geringes Angebot

Als größte Herausforderung im Zusammenhang mit Investitionen in Immobilien-Spezial-AIF betrachten die Befragten zurzeit die hohen Immobilienpreise beziehungsweise die geringen Anfangsrenditen. Sie wurden von 71 Prozent der Befragten genannt und somit deutlich häufiger als noch vor einem halben Jahr (42 Prozent). Jeweils 14 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen im Risiko von Preis- und Mietrückgängen beziehungsweise im geringen Angebot an geeigneten Investmentobjekten die größte Herausforderung, während kein Befragter mehr die Finanzierung von Immobilienkäufen nannte.

Mehrheit will Artikel-8-Fonds

Bei neuen Investitionen legt eine deutliche Mehrheit von 60 Prozent Wert darauf, dass sie die Kriterien nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung erfüllen. 10 Prozent erwarten, dass Neuanlagen die Kriterien gemäß Artikel 9 erfüllen, während 30 Prozent auch Artikel-6-Investments als ausreichend erachten.

„Nach nunmehr drei Befragungen im Rahmen unseres Fondsmonitors kristallisieren sich erste Trends heraus. Zum einen beobachten wir ein stetig zunehmendes Interesse an Immobilien-Spezial-AIF insgesamt. Zum anderen können wir sehen, dass sich kaum dämpfende Effekte der Corona-Pandemie auf die indirekte Immobilienanlage mittels Immobilien-Spezial-AIF feststellen lassen und dass die Befragten die aktuelle Marktsituation und die Perspektiven zuversichtlich beurteilen“, sagt Dr. Sven Helmer, Managing Director von Lagrange.

Darüber hinaus werde inzwischen eine Entwicklung der Präferenzen bezüglich der infrage kommenden Immobilien-Asset-Klassen und Zielmärkte sichtbar, so Helmer. „Neben den beiden Favoriten Wohnen und Logistik ist vor allem interessant, dass der lebensmittelgeankerte Einzelhandel angesichts seiner systemrelevanten Rolle in der Pandemie zuletzt deutlich an Attraktivität gewonnen hat und dass es für Büroinvestments ungeachtet der Lockdowns und der teilweisen Arbeit im Homeoffice weiterhin eine robuste Nachfrage gibt.“

Interesse an Immobilien gibt es unter anderem bei der Kirchlichen Zusatzversorgungskasse des Verbandes der Diözesen Deutschlands (KZVK) sowie bei der Huk-Coburg.

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