Pensionsfonds
21. März 2023

Landeseigene Pensionsfonds wollen nachhaltiger anlegen

NRW, Hessen, Baden-Württemberg und Brandenburg wollen ihre landeseigenen Pensionsfonds weiter in Richtung nachhaltige Kapitalanlage umbauen. Es ist ein Pakt der Finanzminister.

Nordrhein-Westfalen (NRW), Hessen, Baden-Württemberg und Brandenburg wollen ihre Pensionsfonds auf eine noch nachhaltigere Anlagestrategie ausrichten. Das geht aus Mitteilungen der Finanzverwaltungen der vier Bundesländer hervor. Mit ihrer neuen Anlagestrategie wollen sich die Länder insbesondere am 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens orientieren.

In einem gemeinsamen Statement kommentieren die Finanzminister Dr. Danyal Bayaz (Baden-Württemberg), Dr. Marcus Optendrenk (NRW), Michael Boddenberg (Hessen) und Brandenburgs Finanzministerin Katrin Lange, dass nachhaltige Finanzpolitik bedeutet, „neben finanziellen, auch ökologische und soziale Aspekte zu betrachten und gesellschaftliche Herausforderungen frühzeitig zu berücksichtigen“. Bei nachhaltiger Ausrichtung der Pensionsfonds seien klimaneutrale und renditestarke Kapitalanlagen langfristig kein Widerspruch, so das Vierergespann.

Auf dem Weg der Dekarbonisierung

Bereits seit 2019 nutzen sie gemeinsam entwickelte, nachhaltige Aktienindizes und haben seitdem einen Gesamtbetrag von rund elf Milliarden Euro in die Indizes investiert. Für diese Indizes gilt künftig der strengste europäische Standard für klimaneutrale Finanzanlagen (Paris-aligned Benchmark, PAB) als Mindestanforderung an Nachhaltigkeit. Damit werde der Weg der Dekarbonisierung auch für die Finanzanlagen konsequent fortgesetzt.

Zudem werden Unternehmen ausgeschlossen, denen schwerwiegende Beeinträchtigungen der 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 (UN Sustainable Development Goals) oder der Umweltziele der EU-Taxonomie vorzuwerfen sind oder die im Bereich der Tabakherstellung tätig sind. Die Umstellung erfolgt seit dem 17. März 2023.

Nach Einschätzung von Dr. Marcus Optendrenk gelingen gutes Leben und gesellschaftlicher Zusammenhalt „nur mit einer starken Wirtschaft und einer intakten Umwelt“. Mit der Umsetzung des europäischen Standards für klimaneutrale Finanzanlagen bei den Kapitalanlagen des Pensionsfonds setze Nordrhein-Westfalen seinen Weg zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas konsequent fort. „Nach dem bereits erfolgten Ausschluss fossiler und atomarer Energieträger ist das ein weiterer Meilenstein“, so Optendrenk.

Pensionsfonds von NRW verwaltet 13,1 Milliarden Euro

Mit einem Vermögen von 13,1 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2022) dient der Pensionsfonds Nordrhein-Westfalens der Vorsorge für die Versorgungsausgaben des Landes. Von den Kapitalanlagen entfallen rund sechs Milliarden Euro auf Aktien und Unternehmensanleihen sowie etwa sieben Milliarden Euro auf gedeckte Schuldverschreibungen und öffentliche Anleihen.

Der NRW-Pensionsfonds praktiziert den Angaben der Finanzverwaltung in Düsseldorf zufolge seit 2019 eine nachhaltige Anlagestrategie mit Ausschluss atomarer Energieträger. Seit Dezember 2022 sind außerdem fossile Brennstoffe tabu.

Versorgungsfonds in Baden-Württemberg umfasst 5,7 Milliarden Euro

Baden-Württemberg wiederum hat in seinem Versorgungsfonds derzeit etwa 5,7 Milliarden Euro angelegt. Davon werden rund 2,4 Milliarden Euro in die nachhaltigen Aktienindizes investiert, die nun von der Umstellung betroffen sind. Neben dem Versorgungsfonds hat das Bundesland in der Versorgungsrücklage auch noch circa 4,2 Milliarden Euro in Spezialfonds angelegt. Sie seien ebenfalls nachhaltig in Aktien und Anleihen investiert und werden von zwei Kapitalverwaltungsgesellschaften aktiv verwaltet.

Für Baden-Württemberg sei die Umstellung im Versorgungsfonds der erste Schritt, das am 1. März 2023 im Landtag beschlossene Gesetz für nachhaltige Finanzanlagen umzusetzen. Die nachhaltigen Aktienindizes greifen die gesetzlichen Vorgaben auf. Betroffen vom Gesetz sind insgesamt 17 Milliarden Euro an Finanzanlagen des Landes.

Hessische plant CO₂-neutrale Landesverwaltung

Hessens Finanzminister Michael Boddenberg kommentiert: „Zusammen mit Baden-Württemberg, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen zeigen wir, wie nachhaltige Geldanlage möglich ist und, dass der Staat hier auch Vorbild und Impulsgeber sein kann und sollte.“ Die Landesregierung will Hessen bis spätestens 2045 klimaneutral machen.

Boddenberg ergänzt: „Ein bedeutender Baustein ist die nachhaltige Kapitalanlage. Die Umstellung des Alterssparbuch Hessen auf den ambitionierten und international anerkannten PAB-Standard zeigt, dass Hessen in allen Bereichen der Landespolitik das 1,5-Grad-Ziel fest vor Augen hat und hierfür die grundlegenden Weichen stellt.“ Im Alterssparbuch Hessen legt das Finanzministerium in Wiesbaden Geld an, das zur Teilabdeckung der zukünftigen Pensionsverpflichtungen des Landes benötigt werde.

Das Land setzt sich insbesondere mit der CO2-neutralen Landesverwaltung ambitionierte Vorgaben für energetische Standards und Gebäudesanierung. Diese soll bereits bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden.

Brandenburg feilt am Aktienkonzept

Um die späteren Pensionen von Landesbediensteten zumindest teilweise zu refinanzieren, hatte der Landtag des Landes Brandenburg im Dezember 2008 die Einrichtung des Sondervermögens Versorgungsfonds Land Brandenburg beschlossen. Die Anlage der Mittel erfolgt unter Wahrung der Anlagegrundsätze Sicherheit, Liquidität und Rendite. Laut der Finanzverwaltung in Potsdam wurde das Sondervermögen Versorgungsrücklage des Landes Brandenburg zum 31. Dezember 2017 aufgelöst und zum 1. Januar 2018 in den Versorgungsfonds überführt.

Zum 31. Dezember 2022 umfasste der Versorgungsfonds Land Brandenburg einschließlich ehemaliger Versorgungsrücklage ein Volumen von rund 954,3 Millionen Euro. Davon waren rund 215,0 Millionen Euro in Aktien angelegt. Dieser Teil soll künftig nach den Kriterien des Pariser Klimaschutzabkommens investiert werden.

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