Traditionelle Anlagen
14. Juli 2025

Mehr Alternatives, mehr Liquiditätsmanagement, mehr Fixed Income

Invesco hat Anlagestrategien von staatlichen Investoren studiert. Staatsfonds und Zentralbanken wollen mehr aktives Management.

Staatliche Investoren ergänzen ihre passiven Basisinvestments zunehmend um aktive Strategien, die eine größere Präzision und Kontrolle bei der Portfolioausrichtung bieten. Zudem rücken festverzinsliche Anlagen als dynamisches Instrument für das Liquiditätsmanagement sowie als Renditequelle wieder stärker in den Fokus. Dies sind zwei wesentliche Erkenntnisse der aktuellen Invesco Global Sovereign Asset Management Study.

Die Invesco-Studie, nach eigenen Angaben ein Barometer für die Investmentaktivitäten von Staatsinvestoren, umfasst Einschätzungen von 141 professionellen Investoren von 83 Staatsfonds und 58 Zentralbanken weltweit. Diese verwalten zusammen ein Vermögen von 27 Billionen Dollar. Im Schnitt haben diese Investoren im vergangenen Jahr eine Rendite von 9,4 Prozent erzielt. Exakt diese 9,4 Prozent hat übrigens der deutsche Staatsfonds Kenfo in 2024 erzielt.

Zu den bedeutendsten in der Studie identifizierten Änderungen in der Portfoliokonstruktion gehört die vermehrte Nutzung aktiver Strategien. Dabei sind die Staatsfonds im Schnitt sowohl im Anleihen- als auch im Aktienbereich bereits zu mehr als 70 Prozent in aktiven Strategien investiert. Passive Strategien bieten zwar, so Invesco, Effizienzvorteile und Skalierungsmöglichkeiten. Staatliche Investoren nutzen jedoch auch vermehrt aktive Ansätze, um Konzentrationsrisiken in Indizes zu adressieren, auf regionale Renditeunterschiede zu reagieren und ihre Portfolios besser für unterschiedliche Szenarien in einem zunehmend fragmentierten Umfeld aufzustellen. Gleichzeitig werden Entscheidungen zur Portfoliozusammensetzung, wie zum Beispiel die Höhergewichtung bestimmter Anlageklassen, Regionen oder Faktoren, zunehmend als Kern eines aktiven Managements angesehen.

Fixiert auf Fixed Income

Angesichts des veränderten geopolitischen Umfelds und der Zinsnormalisierung stellen staatliche Investoren traditionelle Modelle für die Portfoliokonstruktion in Frage, konstatiert die Studie. Viele Staatsfonds setzen auf dynamischere Ansätze mit einer flexibleren Vermögensaufteilung, einem verbesserten Liquiditätsmanagement und einem stärkeren Einsatz alternativer Anlagen. In diesem Umfeld kommt festverzinslichen Anlagen eine größere Bedeutung in den Portfolios der Staatsfonds zu: In der jüngsten Invesco-Studie sind sie die zweitbeliebteste Anlageklasse nach Infrastrukturinvestitionen. Rund 24 Prozent der Staatsfonds beabsichtigen, ihr Engagement in festverzinslichen Anlagen in den nächsten zwölf Monaten unter dem Strich zu erhöhen.

Neben wieder vorhandenen Renditen schätzen Investoren diese Anlageklasse als Instrument für das Liquiditätsmanagement und die Stärkung der Portfolioresilienz sowie als flexible Renditequelle. Höhere Private-Market-Allokationen führen zu einer zunehmenden Illiquidität auf Portfolioebene und machen das Liquiditätsmanagement zur strategischen Priorität. So geben fast 60 Prozent der Staatsfonds an, im Rahmen einer formalisierten Liquiditätsplanung für ihr Fixed-Income-Portfolio sicherzustellen, dass die Illiquidität ihrer Private-Market-Allokationen durch entsprechende Positionen in liquiden festverzinslichen Anlagen ausgeglichen wird.

„Fixed-Income-Investments dienen nicht mehr nur zur defensiven, risikoaversen Positionierung, sondern werden als dynamische und vielseitige Portfoliokomponente geschätzt“, kommentiert Rod Ringrow, Head of Official Institutions. „Angesichts der sich wandelnden Marktstrukturen, der steigenden Liquiditätsanforderungen und der sich verändernden Risiko-/Rendite-Annahmen spielt der Fixed-Income-Bereich eine immer wichtigere Rolle im strategischen Portfoliomanagement. Diese Anlagen erfüllen nun mehrere Funktionen gleichzeitig und dienen nicht mehr nur als defensives Ankerinvestment.“

Gold bleibt gefragt

Geopolitische Instabilitäten und fiskalpolitische Unsicherheiten tragen dazu bei, dass 47 Prozent der Zentralbanken ihre Goldallokationen in den nächsten drei Jahren erhöhen wollen. Auch bei Gold ist das Liquiditätsmanagement von Relevanz. Wie Invesco feststellt, modernisieren die Zentralbanken das Management ihrer Goldbestände: Neben physischen Goldbeständen setzen immer mehr Zentralbanken auf dynamischere Instrumente wie ETFs, Swaps und Derivate, um ihre Allokationen zu optimieren, das Liquiditätsmanagement zu verbessern und die Flexibilität ihres Portfolios insgesamt zu erhöhen, ohne dabei auf eine defensive Absicherung zu verzichten.

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