Banken
7. November 2025

Mehr Risiko im deutschen Finanzsystem

Bundesbank warnt vor steigender Staatsverschuldung in Europa. Das Marktrisiko von Staatsanleihen tragen nicht zuletzt Banken.

Die deutsche Wirtschaft sieht sich strukturellen Herausforderungen gegenüber und die hohen Bewertungsniveaus auf den Aktien- und Anleihemärkten bergen das Risiko größerer, plötzlicher Marktpreiskorrekturen – dies sagte Michael Theurer, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts 2025. Insgesamt sieht der Bericht Herausforderungen durch geopolitische Spannungen, Handelskonflikte und zunehmende Staatsverschuldung.

Neben Risiken im Kreditgeschäft der deutschen Banken betonte Theurer die möglichen Folgen einer hohen Staatsverschuldung in Europa und die Gefahren, die daraus für die Finanzstabilität erwachsen. Damit die Schulden tragfähig bleiben, müsse Europa ein dauerhaft stabiles Wirtschaftswachstum erzielen. Strukturreformen müssen durch glaubhafte, strikte Fiskalregeln flankiert werden, fordert die Bundesbank. Als Stabilitätsanker der Währungsunion habe Deutschland eine besondere Verantwortung.

Hohe und weiter steigende Staatsschuldenquoten stellen ein Risiko dar, so die Bundesbank, und zunehmende Staatsausgaben sowie eine wachsende Zinsbelastung beeinträchtigen die Schuldentragfähigkeit in einzelnen Ländern. Aufgrund der engen Verflechtung des deutschen mit dem europäischen Finanzsystem und des sogenannten Staaten-Banken-Nexus könnten sich daraus erhebliche Risiken für die Stabilität des deutschen Finanzsystems ergeben. Während Deutschland trotz steigender Schuldenquote als solide aufgestellt gelte, würden in anderen Euroländern größere Probleme bei der Schuldentragfähigkeit bestehen. „Allerdings garantieren die jüngst veränderten nationalen Fiskalregeln weder die langfristige Tragfähigkeit noch die Einhaltung der EU-Fiskalregeln, sodass mittelfristig eine Anpassung der Fiskalpolitik erforderlich sein könnte“, so Theurer.

Gründe für hohe und steigende öffentliche Schuldenquoten sind unter anderem höhere Verteidigungsausgaben infolge gestiegener geopolitischer Spannungen sowie ein schwaches strukturelles Wachstum. Auch langfristige Herausforderungen wie der Klimawandel und die demografische Alterung werden sich fiskalisch spürbar auswirken, warnt die deutsche Zentralbank. Trotz unterstellter Konsolidierung weisen aus Sicht der Bundesbank einige dieser Länder sehr hohe Defizite aus.

Banken nehmen Spread-Risiken

Marktrisiken aus Anlagen in Staatsanleihen tragen nicht zuletzt Banken. Seit Anfang 2019 ist der Anteil deutscher Staatsanleihen im Staatsanleihen-Portfolio deutscher Banken um 14 Prozentpunkte gesunken. Er betrug Ende 2024 nur noch 33 Prozent. Während der Anteil von EU-Staatsanleihen (ohne Deutschland) mit 25 Prozent und amerikanischen Staatsanleihen mit zwölf Prozent nahezu konstant geblieben ist, hat sich der Anteil der übrigen Staatsanleihen fast verdoppelt. Ende 2024 lag er bei circa 30 Prozent. Damit haben Banken tendenziell den Anteil renditestärkerer Anleihen erhöht. Eine höhere Rendite bei Staatsanleihen ist aber vielfach mit einer geringeren Bonität verbunden, wodurch sich erhöhte Risiken für Spread-Änderungen ergeben.

Eine Belastung stellen für Banken auch die gestiegene Quote notleidender Kredite dar, die dem Bericht zufolge seit Ende 2022 kontinuierlich gestiegen sind. Anfangs war demnach vor allem der Gewerbeimmobiliensektor betroffen, inzwischen erfasst die konjunkturelle Schwäche weitere Sektoren – wenn auch in geringerem Maße.

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