Traditionelle Anlagen
21. Oktober 2020

Minibonds mit hoher Rendite

Bei KMU-Anleihen sinkt die Relevanz von Ratings. Neue Impulse durch Stabilisierungsfonds.  

Anleihen von Mittelständlern (KMU), die an deutschen Börsen und in Wien gelistet sind, rentieren im Schnitt mit 5,99 Prozent. Der durchschnittliche Zinskupon liegt bei 4,53 Prozent. Das Volumen dieser Minibonds summiert sich auf rund zehn Milliarden Euro. Diese Daten sind einer Marktstudie der Capital Lounge GmbH zu entnehmen.

Notiert sind Emittenten aus fast 50 Sektoren. Doch während auf zum Beispiel Industriedienstleister, Fahrradverleihsysteme und Gebäudehüllen jeweils nur sechs Millionen Euro an Platzierungsvolumen entfallen sind es für den Immobiliensektor 2,6 Milliarden Euro. Auf Energiedienstleister entfällt ebenfalls ein Milliardenbetrag.

Es geht auch ohne Rating

Von den 157 aktuell an deutschen Börsenplätzen notierten Anleihen haben 90 beziehungsweise rund 58 Prozent kein Rating. Von den verbleibenden 67 Anleihen hat die absolute Mehrheit (54 Prozent) ein Rating von Creditreform. Darauf folgt Euler Hermes mit zwölf vergebenen Ratings, Scope (acht), Standard and Poor’s (sieben) und schließlich Feri und Fitch mit jeweils zwei abgeschlossenen Bonitätsprüfungen. Das mit 19,7 Prozent am meisten vergebene Rating ist BB-, gefolgt von B- (16,7 Prozent), B+ (12,1 Prozent) und BB (10,6 Prozent).

Interessant für aktive Anleger ist, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen Rating und Kupon nicht immer gegeben ist. So liegt der Median für BBB-Anleihen bei 6,43 Prozent, für BBB- bei 3,77 Prozent und für BB bei 5,05 Prozent.

Dass etwa 40 Prozent der Anleihen ein Rating haben bezeichnet Capital Lounge als „ein Resultat aus der Vergangenheit“. Seit der deutlichen Zäsur des Anleihemarkts im Jahre 2016 schenken die Investoren den Ratings spürbar weniger Beachtung als vor der Pleitewelle der KMU-Anleihen bis 2016, so die Studienmacher. Letzten Endes hätten sich die meisten noch bestehenden Ratings seit Erstemission ohnehin ausschließlich verschlechtert.

Ebenfalls interessant für Anleger: Derzeit stehen zwar Emittenten vor einem Problem, deren Anleihen nun auslaufen. Zudem ist die Kreditvergabe der Banken rückläufig. „Doch Hilfe naht“, zitiert die Studie Thomas Stewens, Vorstand und Mitgründer der BankM. „Staatsgarantierte Anleihen über den in den Startlöchern stehenden Wirtschaftsstabilisierungsfonds könnten eine ganz neue Anlageklasse etablieren und den Kapitalmarkt für den Mittelstand nachhaltig beleben.“ Beispielsweise teilte Joh. Friedrich Behrens, Hersteller von Druckluftnaglern und Befestigungselementen, mit, dass dem Antrag auf eine stille Beteiligung aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Bundesministerium für Finanzen (BMF) bei der Emission der vierten Anleihe zugestimmt wurde.

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