Traditionelle Anlagen
31. August 2015

Mit dem Alter geht’s bergab

Mit der Lebensdauer von Fonds nimmt der Investitionserfolg ab. Auch die Haltedauer von Aktien in einem Portfolio spielt eine wesentliche Rolle für die Wertentwicklung. Das zeigen zwei neue Studien des CFR.

Je älter ein Wein, desto bester schmeckt er. Wein, Whisky, Käse: All dies muss reifen, um ein gewisses Aroma zu entwickeln. Für Investmentfonds gilt das offenbar nicht. Mit zunehmendem Alter verlieren sie an Innovationskraft und erwirtschaften eine schlechtere Wertentwicklung als noch in jungen Jahren. Zu diesem Ergebnis kommen Doktoranden des Forschungsinstituts Centre for Financial Research (CFR) an der Universität Köln in einer aktuellen Untersuchung. 
In ihrem CFR Working Paper, das den Titel „Milk or Wine“ trägt, beleuchteten Laura Dahm und Christoph Sorhage den Effekt der Alterung von Investmentfonds und zogen dafür Daten US-amerikanischer Aktienfonds im Zeitraum von 1991 bis 2014 heran. Das Ergebnis: Der Investitionserfolg von Fonds nimmt mit der Lebensdauer ab. Dabei beträgt der Performance-Unterschied bei einer Verdopplung des Fondsalters bis zu 75 Basispunkte pro Jahr. Dementsprechend sei die Jahres-Performance eines zwölf Jahre alten Fonds ungefähr 150 Basispunkte niedriger als die seines drei Jahre alten Selbst. „In weiteren Untersuchungen konnten wir zeigen, dass der Performance-Unterschied in Einklang mit der Liability-of-Aging-Theorie durch weniger innovative Investmentstrategien erklärt werden kann“, schreiben Dahm und Sorhage in ihrem Working Paper. „Darüber hinaus finden wir, dass analog zur Erfolgsdynamik der Investmentstrategie eines Fonds auch dessen Investorenstruktur dynamischen Einflüssen unterliegt. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Fonds mit zunehmendem Alter weniger Performance-orientierte beziehungsweise institutionelle Investoren attrahieren“, fügen sie hinzu. Allerdings seien sie auch der Auffassung, dass die Fonds weniger extreme Investitionsentscheidungen verfolgen und stabilere Erträge verzeichnen.
Lang gegen kurz
In einem andern Working Paper des CFR geht es um die Frage, ob aktiv gemanagte Fonds tatsächlich den Markt schlagen können. Das ist nach Ansicht von Chunhua Lan, Fabio Moneta und Russ Wermers in der Literatur noch nicht eindeutig geklärt, wenngleich einige wissenschaftliche Arbeiten zeigen, dass es zumindest einer Teilgruppe von Fonds gelingt, eine überlegene Performance zu erwirtschaften. 
Um eine Antwort auf die Frage zu erhalten, ob die von Warren Buffett bevorzugte Haltedauer „forever“ tatsächlich ratsam ist, haben die Autoren dieser Studie verschiedene Maße entwickelt, die die durchschnittliche Haltedauer von Aktien in Fonds sowohl ex-ante als auch ex-post abbilden. Das Ergebnis: Die risikoadjustierten Renditen von Aktien, die von Fonds mit Langfristorientierung gehalten werden, liegen über einen Fünfjahreszeitraum bei sechs bis 14 Prozent. Dagegen kommen Aktien von Fonds mit Kurzfristorientierung über den gleichen Zeitraum nur auf Null bis sogar Minus zwölf Prozent. Damit wäre Buffetts Vorgehensweise also die richtige bestätigt. Lan, Moneta und Wermers weisen in ihrem Paper jedoch auch darauf hin: „Sowohl für Fonds mit Langfrist- als auch mit Kurzfristorientierung können Fähigkeiten bei der Aktienauswahl gezeigt werden, wenn man sich die Käufe und Verkäufe anschaut. So zeigen Aktien, die vermehrt von Fonds mit Langfristorientierung (Kurzfristorientierung) gekauft werden, langfristig (kurzfristig) eine gute Performance.“ In weiterführenden Tests habe sich gezeigt, dass Aktien, die von Fonds mit langfristigem Anlagehorizont gehalten werden, überlegene langfristige Fundamentalkennzahlen aufweisen. Dagegen würden Aktien, die überwiegend von Fonds mit Kurzfristorientierung gehalten werden, bessere kurzfristige Cashflows generieren. 
In ihrer Studie untersuchten die drei Doktoranden neben der Analyse auf Aktienebene auch die Auswirkungen der durchschnittlichen Haltedauer auf die Fonds-Performance. Ihre Erkenntnis: Fonds mit Langfristorientierung zeigen eine überlegene Performance gegenüber Fonds, die Aktien eher kurzfristig halten, nachdem für weitere Fondscharakteristika, insbesondere für die Portfolioumschlagshäufigkeit, kontrolliert wurden.
Nähere Informationen zu den beiden eben beschriebenen Working Papers sowie verschiedene andere Studie des CFR finden Siehier. 
portfolio institutionell newsflash 31.08.2015/Kerstin Bendix
Autoren:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert