Alternative Anlagen
24. September 2018

Münchener Verein investiert in Private Debt

Versicherung will Asset-Allokation diversifizieren. Vorteile gehen über Prämien hinaus.

Der Münchener Verein und sein Bereichsleiter Kapitalanlagen, Dr. Constantin Echter, haben ein großes Projekt erfolgreich abgeschlossen: Mit Private Debt die Asset-Allokation weiter zu diversifizieren. Dabei wurde intensiv an der Auswahl einer für eine Versicherung stimmigen Strategie, eines passenden Managers und an einer optimalen administrativen Umsetzung ­gearbeitet. Eine große Erkenntnis des Projekts: Private Debt ist nicht gleich Private Debt. Darüber sowie über weitere Erfahrungen spricht Constantin Echter mit portfolio institutionell.

Den Platz für risikoreichere Assets gibt die Anlageverordnung vor. Warum ist diese für den Münchener Verein als Versicherung ­immer noch relevant?

Für uns ist die Anlageverordnung immer noch ein guter Leitfaden. Sie gibt uns sozu­sagen Leitplanken vor, innerhalb derer wir uns bewegen dürfen. Es ist uns ja auch ­erlaubt, immer noch auf die Anlagever­ordnung zu referenzieren.

In den vergangenen Jahren war es für uns wichtig, Solvency II intensivst zu beleuchten, um ein wirklich tiefes Verständnis für die Eigenkapital­belastungen zu bekommen. ­Unser nächster Extraschritt wird sein, uns ­einen eigenen Anlagekatalog zu erstellen und dann Abschied von der Anlagever­ordnung zu nehmen.

Bei unserer bisherigen Allokation hat uns die Anlageverordnung auch nicht eingeschränkt. Die Quoten der Anlageverordnung und die entsprechenden Rundschreiben haben uns bisher ausgereicht.

Viele Anleger stoßen an die fünf-Prozent-Quote für High Yields.

Diese Grenze schmerzt uns nicht. Wir sind zwar in der Anlageklasse High Yields ­investiert – aber nicht in diesem ­Maße.

Ist das ein Grund, nun in Private Debt zu ­diversifizieren?

Genau. In den vergangenen Jahren, als die Yields noch vergleichsweise hoch waren, wurde hier die Asset-Klasse Corporate Bonds aufgebaut. Nun bringen wir mit Corporate Private Debt auch alternatives Fixed Income ins Portfolio.

Für uns ist Private Debt eine spannende ­Diversifizierung, da wir uns neue Ertragsquellen erschließen. Wir erzielen aus der Komplexität und der Illiquidität Prämien, wir erhalten Zugang zu neuen Emittenten und bekommen in der Regel über den Asset ­Manager vom Kreditnehmer Upfront Fees für die Credit-Strukturierung. Diese Fees sind zwar einmalig, aber bei – in Europa – ­circa drei Prozent vom Kreditvolumen ein schöner Zusatzertrag und, wie der Name schon sagt, „vorab“. Begründbar sind die ­Upfront Fees damit, dass der Asset Manager das Produkt mittels Verträgen selbst erstellen muss. Sein Aufwand ist viel höher als der ­eines Managers von Unternehmensanleihen. Auch, weil die Kreditnehmer erst einmal ausfindig gemacht werden müssen. Das ist eben die Komplexität von Private Debt.

Allgemein betrachtet liegt die Prämie bei High Yields bei etwa 100 bis 200 Basis­punkten. Zudem ist bei Private Debt auch die niedrigere Spread-Volatilität attraktiv. Denn schließlich muss ein privater Kredit nicht permanent bewertet werden.

Asset Manager werben für Private Debt auch gern damit, dass Recoveries viel höher als bei High Yields sind.

Da fehlen uns noch die Erfahrungen. Grundsätzlich sollte ja auch das Ziel eines Asset Managers sein, Defaults zu vermeiden.

Neben einem Manager für Corporate-Schuldscheine – Private Debt im weiteren Sinn – ­haben wir nun einen Manager für Mezzanine und einen Manager für Corporate Senior Debt und Unitranchen sowie einen Manager im Bereich Real Estate Debt. In Kürze ­werden wir zudem ein Haus für Senior Infra­structure Debt mandatieren.

Unser Corporate Private Debt Manager hatte im Senior-Segment in seiner Historie noch keinen einzigen Default. Aber bei Managern im Non-Investment-Grade ist natürlich mit Ausfällen zu rechnen.

Ist Private Debt ein Bond Proxy?

Juristisch gesehen handelt es sich bei Private Debt um ein Darlehen. Ein Bond ist aber ein Wertpapier. Wirtschaftlich betrachtet geben wir aber wie bei einem Bond einen Kredit und erwarten einen Zinsertrag und am Laufzeitende die Kapitalrückzahlung. Darum kann man von einem Bond Proxy sprechen.

 

Das ausführliche Interview mit Dr. Constantin Echter lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von portfolio institutionell …

portfolio institutionell 24.09.2018/Patrick Eisele

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