Statement
30. April 2019

Multi Asset auf Basis von Risikoprämien geht neue Wege

Anleger können den Widrigkeiten eines schwieriger werdenden Marktumfelds mit Multi-Asset-Lösungen begegnen, die auf Risikoprämien basieren. Solche Ansätze werden gegenüber traditionellen Multi-Asset-Strategien, die auf der Allokation von Asset-Klassen aufbauen, an Bedeutung gewinnen.

Die Signale des spätzyklischen Marktumfelds werden zunehmend sichtbarer und die fundamentalen Bedenken am Markt nehmen zu. Erste Anzeichen waren bereits in der zweiten Jahreshälfte 2018 ­sichtbar, als die Anleger vorsichtiger wurden und ­beispielsweise ­Sorgen über die schärfer werdenden Töne im Handelskonflikt ­zwischen den USA und China und die möglichen Auswirkungen auf das globale Wirtschaftswachstum in den Fokus rückten. Die Folge waren eine ansteigende Marktvolatilität wie es beispielsweise im Februar und Dezember 2018 zu beobachten war sowie Ausverkäufe am Aktienmarkt wie zuletzt im Dezember. Aktuell sehen wir außerdem sowohl rückläufige Wachstumsprognosen der globalen Wirtschaft insgesamt, wie auch zunehmend negative Revisionen der erwarteten Unternehmensgewinne für die Jahre 2019 und 2020.

Hieraus ergeben sich zwei Dinge:

Erstens kann man davon ausgehen, dass die erwarteten Renditen traditioneller Anlageklassen in den nächsten zehn Jahren ­deutlich niedriger ausfallen werden, als es in den letzten zehn ­Jahren der Fall war. Zweitens ist es wahrscheinlich, dass die in der ­Vergangenheit vergleichsweise niedrige Volatilität am Markt ­deutlich zunehmen wird. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass die geringe ­Volatilität der vergangenen Jahre nicht zuletzt durch die expansive Geldpolitik der Zentralbanken beflügelt wurde und diese Geld­politik in der Zukunft zunehmend restriktiver werden ­dürfte. Die US-amerikanische Notenbank, die Fed, hat dies bereits mit mehr­fachen Zinserhöhungen im vergangenen Jahr aufgezeigt (auch wenn die Äußerungen in Bezug auf weitere ­Zinserhöhungen in der nahen Zukunft zuletzt etwas vorsichtiger wurden). Im ­Ergebnis müssen sich Anleger somit auf ein holprigeres und unruhigeres Markt­umfeld einstellen, als sie dies aus den vergangenen Jahren gewohnt waren.

Für Anleger wird es daher darauf ankommen, ihr Portfolio in ­hohem Maß zu diversifizieren, ohne auf Basis der für die Zukunft geringeren zu erwartenden Renditen zu sehr an Performance einzubüßen. Dies wird insofern nicht einfach werden, da Anleihen im aktuellen Niedrigzinsumfeld nur sehr geringe Renditen aufweisen und dadurch deutlich an Attraktivität verloren haben.

Somit steigt das Bedürfnis der Anleger nach Investmentlösungen, die es ermöglichen, den Diversifikationsgrad auf Portfolioebene zu erhöhen und bei kontrolliertem Risiko gleichzeitig attraktive, ­positive Erträge zu erwirtschaften. Hier kommen Multi-Asset-Lösungen ins Spiel. Mit ihnen werden die traditionellen Grenzen zwischen Aktien und Anleihen aufgehoben und Asset Manager ­bekommen größere Freiheiten. Dadurch ist es möglich, flexibel an den Märkten zu agieren und das Risikomanagement auf eine neue Basis zu stellen. Die resultierenden Effekte innerhalb des Portfoliokontexts sollten sich somit durch einen höheren Diversifikationsgrad und höhere risikoadjustierte Renditen zeigen.

Letztlich stehen aber auch Manager von Multi-Asset-Portfolios vor der Schwierigkeit extrem niedriger Zinserträge. Dies kann dazu ­führen, dass Risikobudgets im Rahmen der Steuerung der Aktien­quote entsprechend erhöht werden, um eine attraktive Rendite erzielen zu können. Aus Risikosicht ein schwieriger Weg. Ebenso kann man der taktischen Allokationssteuerung mehr Raum ­geben. Aber auch dies stellt eine Ausweitung des Risikobudgets dar. Aus diesem Grund stoßen Multi-Asset-Strategien, die die Ausrichtung ihres Portfolios ausschließlich auf Basis der traditionellen ­Allokation nach Anlageklassen vornehmen, zunehmend an ihre Grenzen. Somit wird es in Zukunft immer wichtiger, diesbezüglich neue Wege zu gehen.

Unserer Meinung nach werden daher künftig vor allem ­solche ­Multi-Asset-Lösungen an Bedeutung gewinnen, welche ihre ­Allokation nicht auf traditioneller Basis mit Ausrichtung auf Anlage­klassen durchführen, sondern stattdessen ihre Allokation anhand von ­Risikoprämien vornehmen, also mit Hilfe der ­hinter den einzelnen Anlageklassen liegenden Renditetreiber. Der ­große Vorteil ist, dass sich beispielsweise Korrelationsanalysen auf ­Basis von ­Risikoprämien sehr viel robuster durchführen lassen, als dies der Fall ist, wenn man sie stattdessen klassisch auf Basis von ­Anlageklassen durchführt. Der Grund ist, dass sich hinter ­einer Anlageklasse immer mehrere Risikoprämien „verstecken“. Zum Beispiel hängt die Performance einer Unternehmensanleihe zum einen von der Zinsentwicklung und zum anderen von der Spread-Entwicklung ab; zwei Renditetreiber, die typischerweise zudem negativ miteinander korrelieren. Nur die Fokussierung auf eben diese dahinterliegenden Risikoprämien lässt es zu, genauere ­Einschätzungen auf das Verhalten der verschiedenen Risikoprämien in unterschiedlichen Marktphasen herzuleiten. Dies ermöglicht es, auf Basis eines sehr robusten Risikomanagements auch das ­Verhalten des Portfolios insgesamt in unterschiedlichen Marktbedingungen besser ­einschätzen zu können.

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