Traditionelle Anlagen
14. Dezember 2016

Multikulti-Fonds

Längere Duration, tiefere Bonitäten, größere Illiquiditäten: Dieser Fixed-Income-Baukasten erscheint ausgereizt. Richten sollen es aus Sicht vieler nun wieder Asset Manager mit Alpha-Qualitäten. Um die Gefahr zu begrenzen, dass diese zu sehr ins Risiko gehen, ­bieten sich Multi-Manager-Strategien an.

Anno 2001 erfolgte mit dem sogenannten Nikolausrundschreiben der offizielle Startschuss für die Master-KAG und damit das Aufbrechen der Wertschöpfungskette beziehungsweise der Aufbruch des institutionellen­ Investors aus seiner selbst verschuldeten Asset-Allokation-Unmündigkeit. In der Praxis begann die Ablösung der Mischfondswelt durch spezialisierte, Benchmark-orientierte Mandate. Mit Finanzkrise und Niedrigstzins fängt die neue Welt aber wieder an zu bröckeln, und Investoren geben aus einer gewissen Renditeverlegenheit heraus die Allokationsentscheidung in Form von Multi-Asset-Mandate, gern verbunden mit absoluten Rendite- oder Ausschüttungszielen, wieder an Asset Manager ab.

Aber auch innerhalb der Asset-Klasse Anleihen schwächte sich der Spezialisierungsgedanke ab. Nachdem das Potenzial von längeren Laufzeiten, tieferen Bonitäten und größeren Illiquiditäten ausgereizt scheint, bleibt als Möglichkeit, die Suche nach aktiveren, flexibleren Alpha-Spezialisten mit „high Convictions“ unter den Asset Managern. Gefunden wurden Anbieter sogenannter Strategic-Fixed-Income-Mandate, in denen ein Asset Manager verschiedene Subsegmente wie zum Beispiel Corporate Bonds und High Yields nach eigenem ­Gutdünken allokiert. In einer Strategic-Fixed-Income-Markt­untersuchung vom April dieses Jahres analysierte Delta Management Consulting 54 Produktangebote, die eine Allokation über mindestens zwei Fixed-Income-Segmente vorsehen und institutionellen ­Investoren in Deutschland von 36 größtenteils internationalen Asset Managern angeboten werden.
24 dieser Produkte wurden in den Jahren 2011 bis 2015 aufgelegt, der Rest verteilt sich mit zwei Ausnahmen auf die ­Jahre 1991 bis 2010. Stark zugenommen haben seit 2006 die ­Produkte mit Absolute-Return-Ausrichtung, die 32 der 54 Produkte stellen. Wie die Untersuchung ergab, erwirtschaftete die Mehrheit der Produkte für die drei Jahre 2013 bis 2015 durchschnittliche Jahresrenditen ­zwischen null und drei Prozent. In der Spitze wurden absolute ­Renditen oberhalb von fünf Prozent per annum erzielt, allerdings wiesen auch 20 Prozent der Produkte eine Underperformance gegenüber ihren Markt-Benchmarks oder dem Geldmarkt aus. Neun ­Prozent der Absolute-Return- und fünf Prozent der Relative-Return-Produkte erzielten negative Renditen. Delta-Berater Dr. Peter König kommentierte: „Aufgrund der Breite des Investmentuniversums und der Diversität der Investmentansätze kommt der Beurteilung des ­Managerrisikos erhebliche Bedeutung zu. Wenn auch die Mehrzahl der Performance-Ergebnisse hier absolut betrachtet positiv war, so stellen sich nun im heutigen Zinsumfeld neue Herausforderungen.“

Die mögliche Lösung, um das erwähnte Managerrisiko zu lösen: ein Multi-Manager-Ansatz. Mit einem solchen Ansatz in den Start­löchern sitzt beispielsweise Franklin Templeton. „In den nächsten Wochen“ will der Asset Manager einen Sicav für seinen Franklin K2 Long Short Credit Fund zugelassen haben. Dieser verteilt seine ­Gelder auf die beiden Credit-Long-Short-Manager Apollo und Chatham, auf die Structured-Credit-Anbieter Candlewood und Ellington sowie auf Emso, der Schwellenländeranleihen long und short geht. Für die ­Selektion dieser Hedgefonds beziehungsweise Hedgefonds-­Strategien und das Risikomanagement zeichnet Franklin K2 verantwortlich. K2 Advisors wurde 2012 von Franklin Templeton übernommen.
Beworben wird das Produkt mit den Schlagwörtern Liquidität, Transparenz und Kontrolle, was bei ersteren beiden in der Praxis täglich ­beziehungsweise Durchschau auf die Einzeltitelebene bedeutet. ­„Dynamisch zwischen sorgfältig selektierten alternativen Managern allokierend verfolgen wir Opportunitäten über verschiedene Fixed-­Income- und Credit-Strategien hinweg, wobei wir sorgfältig die damit verbundenen Risiken managen“, so Charmaine Chin von K2 ­Advisors. Um einen klassischen, auf Credits basierenden Dach-Hedgefonds handelt es sich nicht, da die Submanager innerhalb eines Fonds in Form von separaten Mandaten abgebildet werden. Die Performance von über sechs Prozent seit dem Start vor einem Jahr ist vielver­sprechend, die Management Fee von zwei Prozent für Anlagegelder bis zu einer Million Dollar ist es nicht.

Angebote von Franklin, Lyxor, Russell, SEI und UBS
Bereits im Sommer mit einem solchen Fixed-Income-Ansatz ­namens Evolution mit namhaften Managern gestartet ist Lyxor. In ­diesem Ucits managt Goldman Sachs Government & Investment ­Grade, Pimco Liquid Mortgages, Muzinich High Yields mittels einer Long-Short-Credit-Strategie, Finisterre Schwellenländeranleihen ­sowie ­Epsilon einen Trendfolger. Letztere geht mit zehn Prozent in die Allokation ein, die anderen vier Manager übernehmen gleichgewichtet die restlichen 90 Prozent. Durch die statische Aufteilung bleibt den ­Investoren die Kontrolle über die Allokation. Weiterer ­Vorteil für die Investoren dieser „One-Stop-Solution“ ist, dass der ­Investor in einen Fonds investiert, innerhalb dessen die fünf Asset Manager mandatiert werden. Ein Risikomanagement auf Grundlage der Einzeltitel wäre ­also möglich. Bei einer All-in-Management-Fee in der institutionellen Klasse von 1,2 Prozent ergibt sich dann netto eine Performance-Erwartung von Libor plus drei bis vier Prozent. „Dies ­ergibt eine innovative, transparente, liquide, kosteneffiziente Struktur in der alternativen Fixed-Income-Welt“, so Philippe Ferreira, Senior Cross Asset Strategist bei Lyxor.

Eine Weltneuheit, wie von Lyxor angepriesen, ist das Produkt ­allerdings nicht. In den USA datiert der dort ansässige Multi Manager SEI das Manager-of-Manager-Konzept auf das Jahr 1969. Da damals den Pensionsfonds noch kaum Daten zu Asset Managern zur Ver­fügung standen, waren für Identifikation, Selektion und Monitoring von Investment Managern Consultants gefragt, die daraus dann ein ­Business machten. Als weitere Dienstleistung kam später noch ­Performance-Reporting hinzu. Auch von der UBS und Russell Investments gibt es entsprechende Angebote. Fraglich auch, ob die Lyxor-Struktur tatsächlich kosteneffizient ist. „Dem Fonds liegen fünf existierende aktive ‚unconstrained‘ Strategien von sehr renommierten Managern zugrunde. Das Portfolio wurde daneben aufwendig von ­Lyxor ­konstruiert und wird ständig von uns überwacht. Vor diesem Hintergrund erscheinen uns 1,2-Prozent All-in in der institutionellen ­Anteilsklasse sehr attraktiv für den Endkunden“, erklärt Lyxor-­Direktor Sebastian Schu. Eine aufwendige Konstruktion und laufende ­Kontrolle nehmen jedoch auch andere Häuser für sich in Anspruch – und ­liegen bei den Management Fees deutlich unter einem Prozent. Dies ­obwohl – oder vielleicht auch weil – man sich die Mühe macht, auch weniger ­bekannte Häuser zu mandatieren. Der Gedanke, dass bei Lyxor noch Kostensenkungspotenzial besteht, wird dadurch bestärkt, dass Epsilon­ von Lyxor verwaltet wird.

Die Schweizer Bank UBS offeriert innerhalb ihrer Multi-Manager-Access-Reihe Produkte für beispielsweise Emerging Markets Debt, ­European oder US Multi Credit für die „führende institutionelle ­Vermögensverwalter mit nachweislicher Erfahrung“ für die jeweiligen Anleihen-Subsegmente „nach einer umfassenden und gründ­lichen Prüfung ausgewählt werden“. Die laufenden Kosten liegen für diese Segmente zwischen 62 Basispunkten für US Multi Credit und 89 ­Basispunkte für Emerging Markets Debt.

Ein ausgewiesener Multi-Manager-Spezialist wie SEI ist Russell Investments. Etwa 30 Prozent seiner gesamten Assets under Management beziehungsweise knapp 48 Milliarden Euro verwaltet Russell in auf bestimmte Fixed-Income-Subsegmente spezialisierte Multi-­Manager-Strategien – wobei Multi mit fünf bis sechs beziffert werden kann – sowie in einem Global-Bond-Fonds, der diese Subsegmente kombiniert. Die Idee bei der Kombination ist, dass die selektierten Spezialisten verschiedene Ansätze zur Alpha-Generierung beisteuern und so zu robusteren Ergebnissen beitragen, als wenn der Investor nur mit einem der Spezialisten investieren würde. „In Deutschland ist die Nachfrage besonders stark bei Nischen wie Emerging Markets – sowohl bei Aktien als auch bei Fixed Income“, berichtet Andreas Mittler von Russell Investments. „Die Kunden profitieren hier neben der Managerdiversifikation von unserem Risiko-Reporting und der ­Allokationskompetenz von Russell.“ Würde man alternativ in zwei bis drei Publikumsfonds investieren, wäre die Transparenz geringer. Bei kleineren institutionellen Investoren sei aber auch die Global-Bond-Variante gefragt, da diese auch „exotischere“ Bond-Segmente wie ABS enthalten, zu der kleinere Kunden ansonsten kaum einen ­effizienten Zugang hätten. Die Kosten für die Segment-Multi-­Manager liegen laut Mittler bei unter einem Prozent. Die Management Fee für den Russell Global Bond Fund beträgt 65 Basispunkte.

Von Patrick Eisele

portfolio institutionell, Ausgabe 11/2016

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