Investoren
10. Juni 2025

Munich Re verlässt weitere Klimainitiativen

Der Erst- und Rückversicherer berichtet von einer zunehmenden Unklarheit bei der Beurteilung privater Initiativen im Rahmen der gesetzlichen und regulatorischen Regelungen in verschiedenen Rechtsräumen. Etliche Klimainitiativen leiden unter Mitgliederschwund.

Die Munich Re ist aus weiteren Nachhaltigkeitsbündnissen ausgetreten. Das betrifft die Net Zero Asset Owner Alliance (NZAOA) und die Net Zero Asset Managers Initiative (NZAMI) ebenso wie die Initiative „Climate Action 100+“ und die Institutional Investors Group on Climate Change.

Der Erst- und Rückversicherer begründet den Rückzug mit gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen. „Wir beobachten eine zunehmende Unklarheit bei der Beurteilung privater Initiativen im Rahmen der gesetzlichen und regulatorischen Regelungen in verschiedenen Rechtsräumen, was möglicherweise zu widersprüchlichen regulatorischen Anforderungen und damit verbundener Rechtsunsicherheit führt“, heißt es in einer Mitteilung vom 6. Juni 2025.

Ferner seien klimabezogene Berichtspflichten und der damit verbundene administrative Aufwand für internationale Konzerne auch durch uneinheitliche Regulierungen und unterschiedliche Mitgliedschaften sehr komplex geworden, wie das Unternehmen erklärte. Sie stünden zudem nicht im Verhältnis zur erzielten Wirkung im Klimaschutz.

Die Mitgliedschaften in Brancheninitiativen dienen der Munich Re dazu, sich zu praktischen Fragestellungen und Erkenntnissen für die Umsetzung von ESG-Investmentstrategien auszutauschen.

Munich Re will unabhängig Beitrag zum Klimaschutz leisten

Vor diesem Hintergrund will sich der Versicherungskonzern nun darauf konzentrieren, unabhängig seinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. „Wir sind überzeugt davon, autonom unsere Klimaziele fokussierter und zielgerichteter verfolgen und damit zugleich nicht regulatorisch vorgeschriebene Berichtspflichten und auch rechtliche Unsicherheiten vermeiden zu können.“

Der Klimaschutz bleibe für Munich Re ein unvermindert dringliches Anliegen, wie das Unternehmen in dem Statement bekräftigt. „Wir verfolgen weiterhin das Ziel, unseren Beitrag zum Erreichen der Paris Klimaziele zu leisten. Munich Re hat die selbst gesetzten Klimaziele im Zwischenschritt bis 2025 erreicht oder übertroffen. Neue Klimaziele werden am Jahresende 2025 im Rahmen der neuen Unternehmensstrategie bekannt gegeben werden.“

Ausweislich ihrer Homepage engagiert sich die Munich Re ebenso wie ihre Asset-Management-Tochter Meag nach wie vor für die Einhaltung der Principles for Responsible Investment der Vereinten Nationen (UN PRI). Der Versicherungskonzern hatte die PRI als eines der ersten deutschen Unternehmen im Jahr 2006 und Meag im Jahr 2021 unterzeichnet. Die sechs Prinzipien wurden von Anlegern für Anleger entwickelt und ermöglichen verschiedene Maßnahmen zur Integration von ESG-Aspekten in Anlageprozessen.

Rückzug aus Net-Zero Insurance Alliance

Bereits vor zwei Jahren hatte das Unternehmen seine Mitgliedschaft in der Net-Zero Insurance Alliance (NZIA) beendet. Kurze Zeit später haben auch die Versicherer Zurich und Hannover Rück der Initiative den Rücken gekehrt. Munich-Re-Vorstandschef Joachim Wenning erklärte damals: „Die Möglichkeiten, im kollektiven Schulterschluss der Versicherungsindustrie weltweit Dekarbonisierungsziele zu verfolgen, ohne materielle Kartellrechtsrisiken einzugehen, sind nach unserer Einschätzung so begrenzt, dass es wirksamer ist, unsere Klimaambition zur Reduktion der globalen Erderwärmung selbstständig als Unternehmen weiterzuverfolgen.“ Die Munich Re war im Jahr 2021 eines der Gründungsmitglieder der NZIA.

Die Net Zero Asset Owner Alliance (NZAOA) wiederum wurde 2019 von den Vereinten Nationen initiiert. Zwischenzeitlich hatten sich rund 80 institutionelle Großinvestoren dem freiwilligen Bündnis angeschlossen, darunter Banken, Versicherungen und Pensionsfonds. Gemeinsam wollen die Investoren einen Beitrag zur Begrenzung des Klimawandels leisten, indem sie bis 2050 ihre Kapitalanlagenportfolios klimaneutral stellen.

Asset Manager und Banken ziehen sich ebenfalls zurück

Vor dem Start von Donald Trumps zweiter Amtszeit als US-Präsident mussten umweltorientierte Investorengruppen Rückschläge hinnehmen und verloren Mitglieder. Unter anderem kündigte der weltweit größte Asset Manager Blackrock am 9. Januar 2025 seinen Rückzug aus der Nachhaltigkeitsinitiative NZAMI an. Die etwa 325 Mitglieder der internationalen Gruppe von Vermögensverwaltern halten Assets im Gesamtwert von etwa 57,5 Billionen US-Dollar.

Auch die Net-Zero Banking Alliance, eine Gruppe globaler Banken, die sich dazu verpflichtet haben, ihre Kredit-, Investitions- und Kapitalmarktaktivitäten bis 2050 auf Netto-Treibhausgasemissionen von Null auszurichten, leidet unter dem Rückzug ihrer Mitglieder. Vor dem Start von Donald Trumps zweiter Amtszeit als US-Präsident am 20. Januar stiegen die großen US-Banken scharenweise aus dem größten Klimabündnis der Branche aus.

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