Versicherungen
19. Oktober 2020

Nach und nach nachhaltiger

Bei der Provinzial Rheinland ist einiges in Bewegung – und dies ­betrifft nicht zuletzt das Thema Nachhaltigkeit. Darüber, wie sich dessen Umsetzung in der Kapitalanlage entwickelt, berichten CFO Dr. Volker Heinke und Portfoliomanager Reinhold Knaus. Erkennbar sind die Weiterentwicklungen auch in der CSR-Analyse von Zielke Research Consult.

„Nachhaltigkeit hat seit jeher einen hohen Stellenwert bei der ­Provinzial Rheinland Versicherung AG“, sagt Dr. Volker Heinke, Finanzvorstand der öffentlich-rechtlichen Versicherung. Bereits seit 2011 sei das Unternehmen bezogen auf die Geschäftstätigkeit klimaneutral und erhalte seit Jahren in Kunden- und Sozialratings in vielen Bereichen Bestnoten. „Insofern ist eine stärkere Ein­bindung der Kapitalanlagen die konsequente Fortsetzung dieser Nachhaltigkeitsstrategie“, erklärt Heinke. Wie der CFO der in ­Düsseldorf ansässigen Versicherung erläutert, wurden bereits in der Vergangenheit intuitiv zahlreiche Nachhaltigkeitsaspekte bei den Kapitalanlagen berücksichtigt. „Nun liegt aber auch ein definiertes Nachhaltigkeitskonzept für die Kapitalanlagen vor.“ Für ­dessen Implementierung wurde im Frühjahr 2018 ein Projekt ­gestartet. Es handelt sich dabei stets um einen mehrjährigen ­Prozess, weil die stärkere Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in das magische Dreieck der Kapitalanlage aus Rendite, Risiko und Liquidität anspruchsvoll ist und Umstrukturierungen großer ­Kapitalanlagenbestände sorgfältig abgewogen werden müssen. „Streng genommen wird diese Integration in einem sich ­dynamisch verändernden Umfeld nie abgeschlossen sein“, meint Reinhold Knaus aus dem Asset Management, bei der Provinzial Rheinland für das Nachhaltigkeitskonzept der Kapitalanlagen zuständig.

Lange Zeit galten Ausschlüsse unerwünschter Geschäftspraktiken oder -felder als der Standardansatz im Umgang mit Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage. Ausschlusskriterien bestehen bei der Pro­vinzial Rheinland bereits ­generell im Bereich Aktien und Renten ­sowie Immobilien. Inzwischen wachsen die Anforderungen ­hinsichtlich der Integration von Nachhaltigkeit und reichen bis zu Kompatibilität mit Klimazielen und Beiträgen zu den SDGs ­(Sustainable Development Goals) der UN. In einem nächsten Schritt werden die bestehenden Ausschlusskriterien um Verstöße gegen den UN Global Compact und um Klimaaspekte über Ratings von CDP (vormals Carbon Disclosure Project) erweitert.

Von Ausschlüssen hin zu Engagements

Teil des Nachhaltigkeitskonzepts der Provinzial Rheinland ist ­zudem, dass alle externen ­Asset Manager im Wertpapierbereich Unterzeichner der UN-­Principles for Responsible Investment sind. ESG ist zudem ­Bewertungskriterium bei der Auswahl von Asset Managern. In den nächsten Schritten sollen die ESG-Instrumente Engagement und Impact Investing durch Stimmrechtsausübungen und kritischen Aktionärsdialog sowie die weitere Integration von ESG-Research in die Finanzanalyse und Portfoliokonstruktion zum Einsatz ­kommen. Diese Schritte sind bei der Provinzial ­Rheinland getragen vom ­Bewusstsein, dass mit der Kapitalanlage fördernde Elemente zur Transformation der Wirtschaft gestärkt werden müssen.

Reinhold Knaus verantwortet das Nachhaltigkeitskonzept
in den Kapitalanlagen der Provinzial.

Ein erster Erfolg dieses Projektes lässt sich im im März ver­öffentlichten Zielke-Rating ablesen, das deutsche Versicherer unter Nachhaltigkeitsaspekten auf Basis der Nachhaltigkeits- und Solvenz­berichte bewertet. In dieser Corporate-Social-­Responsibility-Auswertung hat das Team um Dr. Carsten Zielke, Geschäfts­führender Gesellschafter der Zielke Research Consult GmbH, die CSR-Berichte der Versicherungen analysiert. Börsennotierte ­Gesellschaften und Finanzinstitutionen mit mehr als 500 Mit­arbeiter sind seit 2018 verpflichtet, einen CSR-Bericht vorzulegen. Carsten Zielke bescheinigt in der Analyse der Branche insgesamt, dass man nun das Thema Nachhaltigkeit ernst nimmt. Ablesen lässt sich dies zum Beispiel daran, dass nun 18 von 41 Versicherungen eine Positivpunktzahl haben. Im Vorjahr lagen erst sieben ­Unternehmen im positiven Bereich. Allerdings würden die ­Berichte „unkonkret“ bleiben, kritisiert Zielke. „Das Thema Nachhaltigkeit scheint bei der Mehrheit der deutschen Versicherer langsam wichtiger zu werden. Die Versicherer erkennen den Handlungsbedarf, tun sich aber noch schwer, entsprechende Maßnahmen einzuleiten und umzusetzen“, so das Resümee des Versicherungsexperten.

Auf den ersten drei Plätzen landeten Allianz, Debeka und Helvetia. Die Provinzial Rheinland Versicherung AG hat sich unter den 41 Versicherungen mit Platz 8 deutlich nach vorne geschoben. „Die Provinzial Rheinland hat sich in der Kapitalanlagepolitik verbessert, es bestehen aber noch ­weitere Optimierungsmöglichkeiten“, so Analyst Carsten Zielke. Gemessen am Branchendurchschnitt der Versicherer schneidet das ­Unternehmen beim Gesamtrating überdurchschnittlich ab. „In den Bereichen Ökostromanteil und ESG-Board oder Zuständige(r) erzielt die ­Provinzial Rheinland die volle Punktzahl. So nutzt die Gesellschaft 100 Prozent Ökostrom, und […] die Angebote zu ­Kinderbetreuung und Familienhilfe sind vorbildlich“, lobt Zielke.

Innerhalb der Gruppe der öffentlichen Versicherer hat sich die ­Provinzial Rheinland nach der SV Sparkassenversicherung den 2. Platz erarbeitet. Die Mitbewerber aus dem öffentlich-rechtlichen Lager rangieren im Berichtsjahr 2018, mit deutlichem Abstand ­hinter der Provinzial Rheinland und der SV Sparkassenversicherung, so der Bericht von Analyst Zielke „Wir freuen uns, dass die Nachhaltigkeitsorientierung der Provinzial im Wettbewerb unter den Versicherern sichtbar wird“, so der Vorstandsvorsitzende der Provinzial Rheinland, Patric Fedlmeier.

In der Kategorie Kapitalanlagen ist seit dem ersten Rating 2017 ein klarer Aufwärtstrend zu beobachten, dessen Fortsetzung sich für das nächste Rating abzeichnet, so Carsten Zielke. Volker Heinke sieht dies als ­Beleg, dass man auf dem richtigen Weg ist. Gleichzeitig wird ­betont, dass es noch zusätzlicher Anstrengungen bedarf, um die Bestnote bei den Kapitalanlagen im Rating ­erreichen zu können. Zuversichtlich zeigt sich Reinhold Knaus, dass die Vorwärtsbewegung im Denken und Handeln bezüglich Nachhaltigkeit in der Provinzial Rheinland zu einem im Zeit­ablauf verbesserten Nachhaltigkeitsprofil der Kapitalanlagen ­führen wird. Patric Fedlmeier resümiert: „Das wird eine lange Reise, aber die ersten Schritte sind getan.“

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