Strategien
26. Juni 2013

Nachhaltigkeit: Investoren bleiben zurückhaltend

Laut einer aktuellen Union-Studie sind institutionelle Investoren gegenüber nachhaltigen Investments noch immer zurückhaltend. Neue Impulse können offenbar nur von oben kommen.

Deutsche institutionelle Investoren sind dem Thema Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage gegenüber weiterhin positiv eingestellt. Soweit die gute Nachricht des aktuellen Stimmungsindexes zur nachhaltigen Kapitalanlage von Union Investment und Professor Henry Schäfer von der Universität Stuttgart, für den im Frühjahr dieses Jahres 201 institutionelle Anleger mit einem verwalteten Vermögen von mehr als einer Billion Euro befragt wurden. Die schlechte Nachricht: Im Vergleich zum Jahr 2011 sind die befragten Investoren noch immer deutlich zurückhaltender. Auf der Skala von -100 bis +100 Punkten wies der aktuelle Index einen positiven Wert von 5,41 auf, nachdem es vor zwei Jahren noch 22 Punkte waren. Damit hat sich gegenüber der Vorgängerstudie von 2012 nur wenig verändert, als der Index knapp vier Punkte aufwies.
Die Zurückhaltung lässt sich an folgendem Punkt festmachen: So bejahten in diesem Jahr – genau wie 2012 – nur knapp 50 Prozent der Investoren die Frage, ob sie Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen. 2011 waren es hingegen 64 Prozent. Bei den nachhaltig gemanagten Anlagen dominieren Renten mit einem Anteil von 45 Prozent vor Immobilien mit 20 Prozent und Aktien mit 14 Prozent.
Vor allem Kirchen und Stiftungen scheinen eine Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit einzunehmen. Diese setzen bereits bei 74 Prozent ihres investierten Kapitals auf Nachhaltigkeitsstrategien. Das Hauptmotiv sind für die 31 befragten Kirchen und Stiftungen die Werte des eigenen Unternehmens. An zweiter Stelle wurde die Optimierung des Risikomanagements als Motiv genannt. Diese beiden Punkte sind auch für die anderen Investorengruppen die wesentlichen Triebfedern hinter dem Einsatz nachhaltiger Anlagestrategien. Für 80 Prozent der Versicherungen und 83 Prozent der Großunternehmen ist darüber hinaus die Verbesserung des Images ein wichtiger Faktor. Das wichtigste Kriterium für eine nachhaltige Kapitalanlage ist für die Mehrheit (80 Prozent) der ökonomische Nutzen, gefolgt von sozialen, ethischen und ökologischen Aspekten.
Bei den Investoren, die bei der Kapitalanlage keine Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen, konnte Union Investment in ihrer Studie eine leicht abnehmende Skepsis feststellen. „Aus Sicht der Befragten, die dem Thema Nachhaltigkeit kritisch gegenüberstehen, scheint es aber an klaren Impulsen für eine Richtungsänderung zu fehlen“, erklärt Professor Schäfer. Vor allem mangelnde Vorgaben in den Anlagerichtlinien bremsen die Nachfrage dieser Gruppe, wie 54 Prozent angaben. Bei immerhin 36 Prozent wird die Skepsis gegenüber nachhaltigen Investmentstrategien nach wie vor durch die Angst vor Renditenachteilen geschürt. „Eine solche Einschätzung muss verwundern, denn die Wissenschaft kommt mehrheitlich zu einem anderen Ergebnis“, erläuterte Alexander Schindler. Das Vorstandsmitglied bei Union Investment verweist hierbei auf eine Untersuchung des Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule in Berlin. Im Rahmen einer von Union Investment beauftragten Metastudie wurden insgesamt 195 wissenschaftliche Arbeiten zum Performanceunterschied nachhaltiger gegenüber traditionellen Anlagen untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, dass nachhaltige Anlagen grundsätzlich keine Performancenachteile haben und Nachhaltigkeitsfaktoren als Risikofilter genutzt werden können.
Neue Impulse von oben benötigt
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, erwarten sich die befragten Großanleger vor allem aus einer Veränderung der regulatorischen Anforderungen und der Risikobedingungen Rückenwind für das Thema Nachhaltigkeit. Insgesamt 67 Prozent messen diesen Feldern eine hohe Bedeutung für die weitere Entwicklung bei. „Bei ohnehin stark regulierten Investorengruppen, wie Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge, scheinen neue Impulse nur von der Regulierungsseite kommen zu können. Hierzu bahnen sich ja auch bereits Initiativen auf EU-Ebene an“, erklärte Prof. Schäfer. Gleichzeitig gelte es, bestehende Informationsdefizite abzubauen. „Es fehlt mitunter an einer Beratung, die sowohl die praktischen Anforderungen individueller Asset-Management-Strategien als auch die Potenziale nachhaltiger Kapitalanlagen umfasst“, führt der Professor aus. 
Untermauert wird diese Einschätzung durch die aktuelle Befragung. Mit 54 Prozent empfindet mehr als die Hälfte aller Befragten angebotene Lösungen im Bereich der nachhaltigen Kapitalanlage als zu wenig transparent. Für 32 Prozent bilden nachhaltige Produkte nicht das notwendige Rendite-Risiko-Profil ab, und 30 Prozent verbinden damit eine Einschränkung des Anlageuniversums.
portfolio institutionell newsflash 26.06.2013/kbe

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