Recht, Steuer & IT
31. Oktober 2022

Nachhaltigkeitsberichterstattung international „in Einklang bringen“

Sustainable-Finance-Beirat plädiert für „robuste, prüfbare und vergleichbare“ Nachhaltigkeitsdaten der Unternehmen. Konzept der doppelten Wesentlichkeit ausdrücklich begrüßt.

In einem offenen Brief an die international relevanten Standardsetzer für die Nachhaltigkeitsberichterstattung hat sich der Sustainable-Finance-Beirat für eine international bessere Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattungspflichten der Unternehmen ausgesprochen. „Robuste, prüfbare und vergleichbare Nachhaltigkeitsinformationen bilden die Basis für einen aktiven und effektiven Umgang des Finanzsektors mit Nachhaltigkeitsthemen wie etwa Klimawandel, Biodiversitätsverlust und sozialen Herausforderungen“, konstatiert der Beirat. Der offene Brief richtet sich an verschiedene Standardsetzer in Deutschland, Europa und den USA, wie explizit an das Europäische Parlament, den Rat der Europäischen Union, die Europäische Kommission, das Sustainability Reporting Board der EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group), die deutsche Bundesregierung, die Global Reporting Initiative (GRI) und das IFRS International Sustainability Standards Board (ISSB). Die Nachhaltigkeitsberichterstattung wird gerade insbesondere im Zuge der geplanten Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD, hierzulande und auf europäischer Ebene stark diskutiert.

Auch Auswirkungen unternehmerischer Tätigkeiten erfassen

In dem Brief spricht sich der Sustainable-Finance-Beirat konkret für das auf europäischer Ebene verfolgte Konzept der so genannten „doppelten Wesentlichkeit“ aus. Danach soll nicht nur gemessen werden, wie sich die Berücksichtigung von ESG-Faktoren auf das entsprechende Unternehmen auswirkt, sondern auch, wie sich die Tätigkeiten eines Unternehmens auf die verschiedenen ESG-Faktoren auswirken, zum Beispiel auf die Umwelt oder die Stakeholder. So fordert der Beirat: „Relevante Nachhaltigkeitsberichterstattung muss dabei dem Prinzip der doppelten Wesentlichkeit entsprechen, damit die Auswirkungen unternehmerischer Tätigkeiten auf die natürlichen Lebensgrundlagen und alle Stakeholder erfasst und kommuniziert werden.“

ISSB und GRI verschmelzen

Christian Heller, Co-Vorsitzender des Sustainable Finance-Beirat, sagt: „Die doppelte Materialität, wie von der EU eingeführt, ist Voraussetzung für eine umfassende Perspektive auf unternehmerisches Handeln. Sie ist auch auf internationaler Ebene abzubilden – idealerweise in einem einheitlichen Set von Standards aus der Hand von ISSB und GRI. Hierfür sollten beide perspektivisch auch eine organisatorische Konsolidierung in Betracht ziehen.“

International einheitliche Standards gefordert

Hierfür fordert der Beirat eine vollständige Widerspruchsfreiheit zwischen internationalen und EU-Standards. Derzeit gibt es hier Diskrepanzen, da von der ISSB eher das Konzept finanzieller Materialität verfolgt wird. Verschiedene Standardsetzer werden durch den offenen Brief aufgefordert, ihre Standards gegenseitig anzuerkennen und in Einklang zu bringen, um möglichst einheitliche, ambitionierte und qualitativ hochwertige Berichterstattungsstandards zu erschaffen. Auch die Bundesregierung werde dazu aufgerufen, sich für eine Harmonisierung und Angleichung von Nachhaltigkeitsstandards einzusetzen, so der Sustainable-Finance-Beirat.

Ambitionierte Baseline

Dazu erklärt Silke Stremlau, Vorsitzende des Sustainable Finance-Beirates: „Die Global Baseline muss wissenschaftlich fundiert und ambitioniert sein. Sie stellt das international erreichbare Minimum dar – Jurisdiktionen wie die EU sind aufgerufen, aufbauend auf der Global Baseline weitere Transparenzanforderungen zu stellen. Dies geschieht bei EFRAG, was der Beirat eindeutig unterstützt.“ Der Beirat fordert außerdem im Sinne der Verhältnismäßigkeit, dass die Realitäten von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie von Start-ups in der Standardsetzung berücksichtigt werden, da sie als Teil globaler Wertschöpfungsketten auch indirekt von Regulierungen und Berichterstattung betroffen sind. Den vollständigen offenen Brief finden Interessierte hier.

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