29. Oktober 2015

Negative Zinszahlungen ausschließen

Nach Einschätzung von Marktbeobachtern machen sich immer mehr Investoren Sorgen, dass sie eines Tages bei variabel verzinsten Anleihen Zinsen zahlen müssen, sollte der seit Monaten im negativen Bereich notierende Dreimonats-Euribor weiter abrutschen. Dazu ein Interview mit Martin Schaechtelin, Bereichsleitung Treasury, Evangelische Bank.

Herr Schaechtelin, wie ist das bei der Evangelischen Bank? ­Haben Sie in den vergangenen Jahren­ ­variabel ­verzinste Anleihen erworben, ­deren Verzinsung an den Drei­monats-Euribor ­gekoppelt ist?
In unserer Depot-A-Allokation nutzen wir auch variabel ­verzinste Anleihen, die an den Dreimonats-Euribor gekoppelt sind. Primär nutzen wir diese Anleihen im Rahmen der Liqui­ditätssteuerung. Der weit überwiegende Teil unserer im Bestand ­befindlichen Emittenten kommt aus Deutschland, bei sonstigen europäischen Emittenten sind wir nur in sehr geringem ­Umfang investiert. In letztere auch nur, wenn sie mit Aufschlägen ausgestattet sind, die auch auf dem augenblicklichen Euribor-Niveau zu Zinszahlungen an uns als Gläubiger führen oder wenn über die Anlagebedingungen eine negative Verzinsung ausgeschlossen wird.

Machen Sie sich Sorgen, dass Sie ein Emittent eines Tages auffordern könnte, Zinsen zu bezahlen?
Aufgrund unserer Bestandsstruktur gehen wir insbesondere mit Bezug auf das BGB davon aus, dass negative Zinszahlungen aus variabel verzinsten Wertpapieren für uns keine Relevanz ­bekommen.

In Deutschland sorgt das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) dafür, dass Investoren bei ­Emissionen unter deutschem Recht vor Zinszahlungen geschützt sind. Im Ausland kann das aber anders aussehen. Beispielsweise könnte der französische Staat bei ­variabel verzinsten Anleihen Investoren zu Zinszahlungen auffordern, auch wenn der Umsetzung nicht zuletzt technische Probleme­ im Weg stehen. Ist das für Sie ein Grund, ausschließlich auf deutsche Emittenten zu ­setzen?
Bei jeder Neuemission prüfen wir die Anlagebedingungen auf den expliziten Ausschluss negativer Zinszahlungen und schließen ausländische Emittenten deswegen nicht grundsätzlich aus.

portfolio institutionell, Ausgabe 10/2015

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