Investoren
11. April 2022

Net-Zero Asset Owner Alliance warnt vor stranded assets

Mittel auch in Form von öffentlich-privaten Finanzierungen für kohlenstoffarme und kohlenstofffreie Technologie aufstocken. Studie zu Klima-Engagements.

Vor dem Hintergrund der geopolitischen Spannungen im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg und der jüngsten Forschungsergebnisse des Weltklimarats (IPCC) hat die Net-Zero Asset Owner Alliance (AOA) am vergangenen Freitag eine Erklärung abgegeben und betont, dass die Regierungen sicherstellen müssten, dass ihre Energiesicherheitspolitik mit den Netto-Null-Szenarien vereinbar ist, die von der Internationalen Energieagentur (IEA) oder dem Weltklimarat entworfen wurden.

1,5-Grad-Ziel auf der Kippe

„Wie der jüngste Bericht der IPCC-Arbeitsgruppe III über Klimalösungen bestätigt, steuert die Welt nach wie vor auf einen übermäßigen Energieverbrauch auf der Grundlage fossiler Brennstoffe zu, der das Kohlenstoffbudget, das zur Erreichung des 1,5C-Ziels des Pariser Abkommens erforderlich ist, bei weitem überschreiten wird. Dieser Trend muss gestoppt werden“, fordert die internationale Investorenallianz in ihrem Statement.

Insbesondere die Erschließung neuer Reserven fossiler Brennstoffe werde zu enormen Opportunitätskosten zu „Lock-ins“ und „stranded assets“ führen. Unter anderem müssten die Regierungen jetzt langfristige Subventionen für fossile Brennstoffe ausschließen, die einer Netto-Null-Emissionspolitik zuwiderlaufen und die Marktverzerrungen verschärfen.

Kurzfristig müsse die Nutzung aller verfügbaren Energieressourcen – einschließlich der sofortigen Steigerung der Energieeffizienz zur Diversifizierung der Energieversorgung für viele Länder, insbesondere in Europa, oberste Priorität haben. Mittel- bis längerfristig habe sich das Argument der nationalen Sicherheit für eine Beschleunigung des Netto-Null-Umstiegs erheblich verstärkt, so die AOA. Sie argumentiert, der einzige Ansatz, der zu langfristiger Energiesicherheit führen könne und werden, sei eine „massive Ausweitung von kohlenstoffarmen und kohlenstofffreien Technologien – einschließlich neuer, bahnbrechender Technologien – und Infrastrukturen.“

Gesunkene Stückkosten für Erneuerbare Energien

Der Weltklimarat habe zudem festgestellt, dass die Stückkosten für Solarenergie (85 Prozent), Windenergie (55 Prozent) und Lithium-Ionen-Batterien (85 Prozent) in den vergangenen zehn Jahren nachhaltig gesunken seien. „Dies sind gangbare Schritte hin zu einem widerstandsfähigen Energiesystem, einer umweltfreundlicheren Wirtschaft, der Schaffung grüner Arbeitsplätze und dem Schutz von Unternehmen und Verbrauchern vor künftigen Preissteigerungen bei Öl und Gas“, so die Alliance.

Man stehe hinter den Bestrebungen der Vereinten Nationen. „Wir schließen uns dem Aufruf des UN-Generalsekretärs António Guterres an, die Finanzmittel aufzustocken, um die Länder bei der Anpassung an die steigenden Temperaturen zu unterstützen. Die Arbeit der Net-Zero Asset Owner Alliance zur Kombination und Skalierung öffentlich-privater Finanzierungen und ihr Aufruf an Vermögensverwalter, bei der Entwicklung geeigneter gemischter Finanzinstrumente zusammenzuarbeiten, unterstützt den Übergang zu einer gerechteren Netto-Null-Welt.“ Man arbeitet in der AOA derzeit an einem Positionspapier, welches die Auswirkungen der Energieunsicherheit und der Netto-Null-Emissionen auf den Öl- und Gassektor erörtern soll und welches im Lauf des Jahres veröffentlicht werden soll, so die AOA.

Engagement weiterentwickeln

Zudem hat sich die Allianz kürzlich in einer Studie mit dem Thema Engagements beschäftigt. Am vergangenen Freitag veröffentlichte sie ein Diskussionspapier, das einen vorausschauenden, systematischen Stewardship-Ansatz für Investoren skizziert, der darauf abzielt, das existenzielle Risiko des Klimawandels zu mindern. „Dieser Stewardship-Ansatz konzentriert sich darauf, wie Investoren verschiedene Instrumente des Engagements nutzen können, um Veränderungen der wirtschaftlichen Realitäten zu unterstützen, die mit dem Übergang zu einer 1,5C-Zukunft in Einklang stehen“, so die Alliance in einer Mitteilung zu dem Papier.

Wege für direkten Einfluss suchen

Günther Thallinger, Vorstandsmitglied der Allianz SE und Vorsitzender der von der UN einberufenen Net-Zero Asset Owner Alliance, sagte dazu: „Es ist höchste Zeit, die Spielregeln zu ändern. Als Asset Owner müssen wir nach Wegen suchen, wie wir uns wirkungsvoll engagieren können, um Vermögensverwalter, Stakeholder in allen Sektoren und politische Entscheidungsträger direkt zu beeinflussen. Unabhängig davon, wie ehrgeizig das Engagement von Investoren ist, agieren Unternehmen immer noch innerhalb politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Diese Rahmenbedingungen müssen dringend geändert werden, um sich auf eine 1,5-Grad-Zukunft einzustellen, und dieses neue Papier ist ein Plädoyer für eine Neufassung der Spielregeln, um dies zu erreichen.“

Vermögen von 10,4 Billionen Dollar

Die Net-Zero Asset Owner Alliance, die ein Gesamtkapital von mehr als 10,4 Billionen US-Dollar verwaltet und deren 71 Mitglieder sich über fünf Kontinente verteilen, schlägt in dem Diskussionspapier drei Schlüsselbereiche vor, in denen klimaengagierte Investoren ihre Bemühungen um Stewardship und Engagement ausweiten und verstärken müssen: Einmal in den verschiedenen Sektoren/Wertschöpfungsketten, wobei die Investoren die Erkenntnisse aus dem Engagement der Unternehmen nutzen können, um Lösungen in allen Branchen und Sektoren zu unterstützen und systemische oder regulatorische Hürden zu identifizieren, die der Dekarbonisierung im Wege stehen, insbesondere in schwer zu bekämpfenden Sektoren. Das Papier plädiert für die weitere Entwicklung von Engagements, die mehrere Interessengruppen zusammenbringen, darunter Peer-Unternehmen, Lieferanten, Nichtregierungsorganisationen, Regulierungsbehörden und Kunden.

Engagements von Asset Managern bewerten

Als zweites Mittel und unmittelbar darauf folgend fordert die Alliance ein Verstärkung des politischen Engagement, bei dem Investoren neben anderen Stakeholdern ihre Stimme erheben, um die politischen Entscheidungsträger aufzufordern, die wirtschaftlichen, technologischen und regulatorischen Hürden zu beseitigen, die einer ausreichend schnellen Dekarbonisierung im Wege stehen; und drittens das Engagement von Vermögensverwaltern, dass alle anderen Formen des Engagements ergänzt und sicherstellt, dass die Aktivitäten von Vermögensverwaltern im Bereich Stewardship mit dem langfristigen Interesse der Asset Owner an einem Übergang zu einem Netto-Nullenergieverbrauch übereinstimmen.

Darüber hinaus fordert das Papier Asset Owner auf, die Bewertung der systematischen Stewardship-Bemühungen von Asset Managern in Bezug auf den Klimawandel in ihre laufenden Auswahl-, Bestellungs- und Überwachungsprozesse zu integrieren. Das vollständige Papier der Net-Zero Asset Owner Alliance ist hier abrufbar.

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