Traditionelle Anlagen
9. Oktober 2013

Passive Investments auf Rekordniveau

Anbieter börsengehandelter Indexfonds verzeichneten in den vergangenen Monaten erhebliche Mittelzuflüsse. Im weiteren Jahresverlauf sollen zahlreiche neue Produkte den Trend untermauern.

Der globale Markt für Indexfonds erreichte Ende Juli mit 2,16 Billionen Dollar ein neues Rekordhoch, wie Zahlen des Londoner Beratungshauses ETFGI zeigen. Heute ist die Angebotsvielfalt im Bereich der Exchange Traded Funds (ETF) und Exchange Traded Products (ETP), die sich in der individuellen Ausgestaltung voneinander unterscheiden, so groß wie nie zuvor. Laut ETFGI können Anleger unter 9.925 ETF/ETP von 209 Anbietern wählen. 
Über alle Produkte hinweg und bereinigt um Mittelabflüsse investierten die Anleger im Juli weltweit rund 44 Milliarden Dollar in die passiven Anlagevehikel. Mit 41,62 Milliarden Dollar entfiel das Gros der neuen Gelder auf Aktien-ETF/-ETP, während Indexfonds mit Schwerpunkt auf festverzinslichen Wertpapieren netto 5,1 Milliarden Dollar zuflossen. Einen Rückschlag mussten dagegen Indexfonds hinnehmen, die sich dem Thema „Rohstoffe“ widmen. Hier zogen die Anleger netto knapp 2,7 Milliarden Dollar ab. In Europa stieg das verwaltete Vermögen im Juli ebenfalls auf einen neuen Rekordwert von insgesamt 265 Milliarden Euro.
Indexfonds in Deutschland
Nach Angaben der Fondsplattform db X-trackers fragen Investoren derzeit vor allem ETF mit Fokus „Aktien USA“, „Aktien Japan“ und „Staatsanleihen Euro“ nach. Noch im laufenden Jahr will db X-trackers, die in der Deutschen-Bank-Sparte Asset & Wealth Management angesiedelt ist, 15 bis 20 neue Produkte auf den Markt bringen.
Das Angebot soll ausgebaut werden, um neue Anlagetrends vom Start weg abbilden zu können. Nach Angaben von Simon Klein, Managing Director der Global Client Group, sind beispielsweise ETF mit direkter Replikation auf den MSCI Nordics, den MSCI Turkey und den MSCI Far East ex-Japan geplant. Darüber hinaus soll das Angebot bestehender ETF um währungsgesicherte Tranchen ergänzt werden. Last but not least werden Renten-ETF auf Euro-Peripheriestaaten vorbereitet. 
Beim ETF-Anbieter iShares, der mit rund 600 Fonds eine dominante Stellung auf dem weltweiten ETF-Markt einnimmt, hält man sich im Hinblick auf Produktplanungen bedeckt. In diesem Jahr hat die Blackrock-Tochter unter anderem den Euro Corporate Bond Financials Ucits ETF lanciert, der möglichst genau die Wertentwicklung des Barclays Euro-Aggregate Financial Index abbildet. Dieser Index bietet Zugang zu den auf Euro lautenden Unternehmensanleihen mit Investment Grade, die von Finanzunternehmen aus den Bereichen Bank-, Versicherungs- und Finanzwesen sowie Brokerage und Real Estate Investment Trusts begeben wurden. Neu am Markt sind auch der iShares Global High Yield Corporate Bond GBP Hedged Ucits ETF sowie der Global Corporate Bond EUR Hedged Ucits ETF.
State Street Global Advisors gilt seit der Auflage des ersten ETF im Jahr 1993 als Branchenpionier. Die von State Street Global Advisors vertriebenen SPDR ETF sind alle physisch hinterlegt. In Europa bietet das Unternehmen derzeit 48 Ucits-richtlinienkonforme ETF an. Neu aufgelegt wurden in diesem Jahr unter anderem der SPDR S&P Global Dividend Aristocrats ETF, der SPDR S&P Pan Asia Dividend Aristocrats ETF sowie der SPDR Barclays Emerging Markets Inflation Linked Local Bond Ucits ETF. Im weiteren Jahresverlauf plant der Anbieter die Auflage weiterer Indexfonds auf Aktien und Renten. 
Einblick in die Produktplanung gibt auch der Commerzbank-Ableger Comstage. Dort sollen 2013 voraussichtlich vier neue ETF lanciert werden. Der erste ist bereits seit einigen Monaten am Markt: Der Comstage ETF S&P Smit 40 TRN bildet gleichgewichtet die Wertentwicklung der Aktienmärkte der Schwellenländer Südkorea, Mexiko, Indonesien und der Türkei ab. Die meisten Comstage-ETF sind als Swap-ETF strukturiert. Sie enthalten einen Swap-Bestandteil, der das möglichst exakte Indextracking gewährleisten soll. 
Nicht untätig war man auch bei Lyxor. In diesem Jahr wurde bereits ein gutes Dutzend neuer ETF aufgelegt, darunter Produkte mit Fokus auf Volatilitäts-Futures. Über künftige Auflegungen liegen bisher noch keine Informationen vor.
Wenn Basispunkte entscheiden
Börsengehandelte Indexfonds sind in der institutionellen Kapitalanlage weit verbreitet. Sie werden herangezogen, um indexbezogene Strategien kostengünstig einzugehen, wobei der Tracking Error zur Benchmark minimiert wird. Die Vielfalt der Investmentthemen kennt dabei keine Grenzen; sei es für die typischen Indexfamilien der entwickelten Märkte oder für aufstrebende Frontier Markets, Aktien, Fixed Income, Multi Asset oder Rohstoffe. Ganz zu schweigen von Stiftungs-, Geldmarkt- und Volatilitäts-ETF. In dem Zusammenhang kommen die Indexfonds sowohl in der langfristigen Kapitalanlage aber auch für taktische Anpassungen von Portfolien zum Einsatz. 
Investoren, die bestimmte Indizes in Eigenregie replizieren oder durch einen Manager nachahmen lassen, müssen sich vor Augen führen, dass damit erhebliche Transaktionskosten einhergehen können. Außerdem kann es regelmäßig vorkommen, dass in Indizes berücksichtigte Wertpapiere keinen liquiden Börsenhandel und deshalb hohe Geld-Brief-Spannen aufweisen. Einzelne Produktanbieter begegnen diesem Hindernis, indem sie auf die physische Replikation verzichten und stattdessen die Performance der Benchmark per Swap-Geschäft abbilden.
Pauschal lässt sich nicht sagen, ob ETF die günstigste Wahl für passives Investieren sind. Nach Angaben institutioneller Investoren verursachen Spezialfonds allenfalls bei sehr großen Volumina geringere Kosten als ein passives Indexprodukt. Kapitalsammelstellen, die sich gegen ETF und für passive Spezialfonds entscheiden, blenden mitunter die Zusatzerträge aus, die physisch replizierende Indexfonds mit Wertpapierleihe erzielen können und an Investoren weiterreichen. 
portfolio institutionell newsflash 21.08.2013/Tobias Bürger

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