Banken
5. März 2021

Primärbanken planen Verdopplung des Alternatives-Anteil

Depot-A wird zum Unternehmenserfolg von Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken immer wichtiger. Vor allem Immobilien und Infrastruktur gefragt.

Eine Umfrage unter 125 Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken, die vom Research Center for Financial Services (München) der Steinbeis-Hochschule erstellt und von der Solutio AG und Pantheon unterstützt wurde, dokumentiert eine steigende Bedeutung alternativer Anlagen als Ertragsbringer im Depot-A. So erachten 84 Prozent der befragten Banken das Depot-A im Kontext der Niedrigzinsphase als wichtig oder sehr wichtig, 68 Prozent erwarten zudem, dass diese Bedeutung in den kommenden fünf bis zehn Jahren noch zunehmen wird. Bezüglich des Zinsgeschäftes erwarten dagegen nur 21 Prozent der Befragten eine zunehmende Bedeutung. Bereits aktuell ist das Depot-A-Geschäft mit durchschnittlich 29 Prozent der Bilanzsumme wichtig für den Unternehmenserfolg.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung des Depot-A vollzieht sich innerhalb dessen eine Verschiebung hin zu alternativen Anlageklassen. Von aktuell acht Prozent des Depot-As, welche durchschnittlich in alternativen Anlagen gehalten wird, soll es der Umfrage zufolge bis 2025 auf zwölf Prozent hochgehen, bevor 2030 16 Prozent erreicht werden. Dies entspricht einer Verdopplung innerhalb von zehn Jahren. Dazu trägt auch die Covid-19-Pandemie bei. 49 Prozent können positive Auswirkungen auf die Attraktivität von alternativen Anlagen feststellen (nur zwei Prozent sehen negative Auswirkungen), bei Aktien und Anleihen sind dies lediglich zehn Prozent (24 Prozent sind negativ gestimmt). Grund für den Ausbau dürfte auch der von 63 Prozent der Befragten geäußerte Wunsch sein, das Portfolio stärker zu diversifizieren. Zu Bedenken bleibt, dass zwar mit 54 Prozent eine Mehrheit der Banken in Alternatives investiert und weitere elf Prozent dies für die Zukunft planen, ein guter Drittel der Befragten sich jedoch weiterhin abstinent zeigt.

Prof. Dr. Jens Kleine, Leiter der Studie beim Cfin, kommentierte wie folgt: „Die Studiendaten belegen das hohe Potential alternativer Geldanlagen. Sowohl die aktuelle Marktlage als auch das Rendite-Risiko-Profil und der Diversifikationseffekt von Alternatives tragen aktuell zu einer steigenden Beliebtheit bei. Der derzeit noch geringe durchschnittliche Portfolioanteil der Banken dürfte sich in den kommenden Jahren weiter erhöhen.“

Diversifikation gefragt

Bei der Investition in Alternatives handelt es sich hauptsächlich um Immobilien. Während dieses Underlying  drei Viertel (75 Prozent) zum Volumen der Alternatives beisteuert, sind Investitionen in Infrastruktur (13 Prozent), Private Equity (sieben Prozent) und Private Debt (vier Prozent) weniger prominent vertreten. Lediglich zwei Prozent des durchschnittlichen Depot-A sind so in Segmenten wie Private Equity, Infrastruktur und Private Debt investiert. Gefragt nach den Vorzügen, werden besonders Real Estate und Infrastruktur als Underlying präferiert, Private Equity und Private Debt spielen dagegen eine deutlich geringere Rolle. Gründe für die geringe Investition in andere alternative Asset-Klassen seien neben einer mangelnden Verfügbarkeit im Verbund insbesondere Reporting-Anforderungen und regulatorische Hemmnisse, so die Studie: 75 Prozent nennt das aufwendige Reporting als Hauptgrund, während 73 Prozent regulatorische Hemmnisse als Problem ansehen. Auch die Illiquidität stellt ein Problem dar, 48 Prozent sehen dies als Hemmnis. Übrige Faktoren wie ein fehlendes Angebot und komplexer Marktzugang fallen nicht besonders ins Gewicht.

Robert Massing, Vorstand der Solutio AG, sagte: „Die Studie zeigt, dass viele Banken und Sparkassen trotz steigender Nachfrage nach Alternativen Assets immer noch einen hohen Nachholbedarf bei der Diversifizierung der Depots haben. Ähnlich gilt das für viele Versicherungen und Pensionskassen. Die Erhebung lässt hoffen, dass dieser Mangel an Asset-Vielfalt gerade bei deutschen und österreichischen Instituten in den nächsten Jahren zügig aufgearbeitet wird.“

Eine ausführliche Darstellung der wichtigsten Ergebnisse der Studie erscheint in der Märzausgabe von portfolio institutionell als Gastbeitrag.

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