Alternative Anlagen
30. Oktober 2018

Private-Debt-Spielwiese: groß und gefährlich

Private Debt ist und bleibt eine gefragte Anlageklasse. Das Risikomanagement erschöpft sich aber nicht ­allein in der Diversifikation.

Bei Private Debt scheint ein vor allem regulatorisch bedingtes hohes Angebot auf eine vor allem Zinsniveau-bedingte hohe Nachfrage zu treffen. „90 Prozent der von uns finanzierten Unternehmen waren zuvor Bank-finanziert. Künftig wird es Basel IV Banken noch ­schwieriger machen, Kredite an Unternehmen zu vergeben. Also ­werden Kreditfonds weiter wachsen“, sagte Mark Jochims von Bluebay auf der 2. SZ Fachkonferenz zu Private Debt und Direct Lending im vergangenen Monat in Frankfurt. Auf der gleichen Veranstaltung erläuterte Dr. Sebastian Schroff, Global Head of Private Debt & ­Opportunities bei Allianz Investment Management, was die Versicherung mit alternativen Anlagen verbindet: „Von unseren 700 Milliarden Euro an Assets sind 16 Prozent in Alternatives investiert, davon sieben in alternativen Eigenkapital-Strategien und neun in ­Alternative Debt.“ Bezüglich der Ausbauziele dürfte Sebastian Schrof nicht nur für die Allianz, sondern auch für andere Versicherungen gesprochen haben: „Künftig wollen wir mehr in Alternative Debt als in ­alternativen Eigenkapital-Investments machen. Ersteres passt einfach besser zu den Liabilities einer Versicherung.“

Unterteilen lässt sich Private Debt in die Subsegmente Immobilien, Unternehmensfinanzierung und Infrastruktur. Sehr fokussiert auf Immobilienfinanzierungen ist beispielsweise die Ergo Group. Auch bei anderen Versicherungen steigt die Bedeutung von Private Real Estate Debt. Eine Umfrage von Pia Pontis und den Versichrungsforen Leipzig unter Versicherungen ergab, dass innerhalb der Immobilienanlagen das Segment der privaten Immobilienfinanzierungen am stärksten ausgebaut werden soll – nämlich um mehr als 30 Prozent auf eine Kapitalanlagenquote von dann 2,6 Prozent. Dem entspricht, dass die Aussage, dass „Real ­Estate Debt (und insgesamt Private Debt) in den nächsten zwei bis fünf Jahren für uns an Bedeutung gewinnen wird“, von den Befragten die höchste Zustimmung erfährt. Nägel mit Köpfen machte Allianz Real ­Estate mit der Gründung eines Finanzierungsfonds. Dieser sei so strukturiert worden, dass er die steigende Nachfrage aus der AllianzGruppe nach Debt-Investments befriedigen kann, und sei ab 2019 auch Drittinvestoren zugänglich. Die ersten beiden Transaktionen über diese Plattform waren die Finanzierung von St. Katharine Docks in London und die Refinanzierung von Noventa di Piave in Italien.„Unsere Immobilien-Finanzierungsplattform wurde nach den höchsten Branchenstandards und mit hervorragenden Partnern entwickelt. Wir konzentrieren uns vorerst auf unsere Kunden in der Allianz und insbesondere die kleineren Gesellschaften der Gruppe, denen es ­angesichts ihrer Investitionsgröße bisher schwer fiel, sich an den ­Einzelprojekten zu beteiligen. In einem zweiten Schritt möchten wir auch Dritten anbieten, von unseren Möglichkeiten Gebrauch zu ­machen und ihnen die Gelegenheit eröffnen, gemeinsam mit der ­Allianz in Immobilienfinanzierung zu investieren“, so Roland Fuchs, Head of European Debt bei der Allianz Real Estate. Ein entsprechendes Angebot macht die Helaba Invest, die einen Immobilienkreditfonds anbietet, der Sparkassen Zugang zum diversifizierten Kreditportfolio der Helaba bietet. Es handelt sich dabei um einen AIF nach deutschem Recht. Im ersten Closing konnte ein Zeichnungsvolumen von 100 Millionen Euro erzielt werden. Das geplante Zielvolumen des Fonds liegt bei 250 Millionen Euro.

Beim Münchener Verein liegt ein Schwerpunkt auf Corporate Private Debt. „Für uns ist Private Debt eine spannende Diversifizierung, da wir uns neue Ertragsquellen erschließen. Wir erzielen aus der ­Komplexität und der Illiquidität Prämien, wir erhalten Zugang zu neuen Emittenten und bekommen in der Regel über den Asset ­Manager vom Kreditnehmer Upfront Fees für die Credit-Strukturierung“, fasste Dr. Constantin Echter vom Münchener Verein in der ­vergangenen Ausgabe von portfolio institutionell die Vorteile von ­privaten Unternehmensfinanzierungen zusammen.

Bei Infrastruktur wiederum wurde in Deutschland viel Geld in das ­Eigenkapital von Wind- und Photovoltaikparks investiert. Ein Beispiel für eine Infrastrukturfinanzierung per Fremdkapital war jüngst eine Leasing-Struktur für den Schienenpersonennahverkehr im Raum Ulm, bei der sich Mandanten der Meag und der Talanx bei der Finanzierung neuer Züge einbrachten. Teil der Strukturierung ist eine ­Wiedereinsatzgarantie der Bayerischen Eisenbahngesellschaft für die Züge, welche den Einsatz der Fahrzeuge über den aktuellen Verkehrsvertrag hinaus sicherstellen. „Mit diesem Investment unterstreichen wir unsere Bereitschaft, langfristige Finanzierungen in wichtige Kerninfrastruktur, wie zum Beispiel Mobilitätssicherung, zu realisieren und den lokalen Technologie-und Industriestandort zu unterstützen. Ich freue mich, dass das Angebot von Finanzierungen durch institutionelle Investoren im Bereich Infra­struktur zunehmend an Bedeutung gewinnt“, so Dr. Thomas Mann, CIO der Talanx Asset ­Management. Vor kurzem wurde als Infrastrukturfinanzierung auch bekannt, dass die Meag ­zusammen mit dem Renewables-Manager Luxcara einen Projekt-Bond zur Finanzierung eines norwegischen Windparks initiiert und strukturiert haben.

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