Alternative Anlagen
25. Oktober 2012

Private Equity: Die Spuren der Finanzkrise

Die Finanzkrise wirkt sich auf die Strategien, auf die regulatorischen Vorschriften und auf das Fundraising aus. Interview mit Britta Lindhorst, die das Private-Equity-Portfolio der Generali aufbaute und heute Leiterin Private Equity Europa bei Auda ist.

Wie hat sich Private Equity in den vergangenen Jahren entwickelt und wo steht die Asset-Klasse heute – vier Jahre nach Lehman?
Wenn man sich die vergangenen zwanzig Jahre ansieht, hat sich Private Equity strukturell insgesamt positiv entwickelt von einem opportunistischen Ansatz hin zu einer etablierten Asset-Klasse für institutionelle Anleger und Family Offices. Natürlich hat die Finanzkrise auch Private Equity, speziell das Buyout-Segment mit den Vintage-Jahren 2005 und 2006, performancemäßig negativ getroffen und zu entsprechenden Portfolio- und auch Managerbereinigungen geführt. In gewisser Weise sind wir jetzt „back to the roots“, das heißt, Private Equity wird wieder deutlicher als mittel- bis langfristiges Investment in vor allem mittelständische Unternehmen gesehen. Die Renditen müssen durch operative Maßnahmen erwirtschaftet werden und nicht mehr in erster Linie durch „financial engineering“.
Wird Private Equity de facto aber nicht durch immer stärkere regulatorische Vorschriften eingeschränkt?
Das ist richtig und gilt im Übrigen nicht nur für Private Equity, sondern für alle Risiko-Asset-Klassen. Wir sehen natürlich, dass die Eigenkapitalvorschriften von Basel III und Solvency II Private-Equity-Investments für die speziell in Deutschland sehr wichtige Anlegergruppe der Banken und Versicherungen teurer und schwieriger machen. Auch die AIFMD bedeutet Verkomplizierung und Mehrkosten für die Branche, die letztendlich vom Investor mitgetragen werden müssen. Andererseits halten wir beispielsweise die in der AIFMD vorgeschlagenen Transparenzanforderungen für positiv. Wenn viele Private-Equity-Manager ihren Investoren auch bereits heute schon ausreichend relevante und regelmäßige Information liefern, wird sich auf jeden Fall ein neuer Standard herausbilden. Im Übrigen hat sich die Branche bereits selbst in den vergangenen Jahren nicht zuletzt über ihre nationalen und internationalen Verbände Standards gesetzt, die zum Teil über die Forderungen in der AIFMD hinausgehen.
Wie sollte ein Investor das deutlich gestiegene Funding-Risiko berücksichtigen?
In der Tat sehen wir, dass einerseits mehr Manager ihre Fonds nicht in der gewünschten Höhe, in der geplanten Zeit oder sogar gar nichts platzieren können, andererseits gibt es auch genügend Manager, die innerhalb weniger Monate Milliardenbeträge einsammeln. Der Fundraising-Markt hat sich quasi gespalten und das liegt im Wesentlichen daran, dass die Investoren als Folge der Krisenjahre wesentlich vorsichtiger geworden sind. Das Stichwort ist also „flight to quality“. Track Record, Managerstabilität und Strategiekonsistenz sind noch wichtiger geworden. Hinzu kommt, dass die Investoren selbst sehr guten Managern in makroökonomisch weniger stabilen Regionen und Ländern derzeit keine Beachtung schenken. Entsprechend sollte vertraglich vereinbart werden, dass eine signifikante Unterschreitung der Fondsgröße einer Zustimmung der Investoren bedarf, da zu geringe Volumina die Strategie infrage stellen können. Dieses wird ja auch bei einer Überschreitung des „hard cap“ vereinbart. Neben einer vertraglichen Absicherung ist zudem die Frage nach der bestehenden Investorenbasis wichtig geworden. Die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Fundraisings steigt ebenfalls mit einer stabilen, diversifizierten Investorenbasis.
Haben die Investoren ihre Anlageschwerpunkte verändert?
Wir sehen eine sehr deutliche Veränderung der Anlageschwerpunkte innerhalb der Asset-Klasse Private Equity. Es gibt eine stärkere regionale Fokussierung, zum Beispiel innerhalb Europas auf Deutschland und den nordeuropäischen Raum sowie global auf die asiatischen Märkte. Vor allem aber steht das Thema Liquidität und die Generierung von laufenden Erträgen im Vordergrund. Wir erfahren daher eine starke Nachfrage nach Infrastrukturinvestments, die einen laufenden Ertrag generieren und nach Secondary-Produkten, die dazu beitragen, die anfängliche „J-Curve“ um einige Jahre zu reduzieren. Ganz speziell bei kleinen bis mittleren Transaktionen, die weniger wettbewerbsintensiv sind, sind nach wie vor attraktive Preise mit Abschlägen zu den Marktwerten erzielbar.
portfolio institutionell newsflash 24.10.2012/pe

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