Alternative Anlagen
13. Dezember 2021

Private Märkte werden weniger privat

Coller-Barometer zeigt höheren gesellschaftlichen Druck an. LPs bei Co-Investments im Beauty Contest.

Gesellschaftlicher Druck wird die Private-Equity-Branche zur Selbstregulierung zwingen und mehr als die Hälfte der europäischen LPs haben mögliche Engagements in Private-Equity-Fonds aus ESG-Gründen abgelehnt – dies ist dem jüngsten Global Private Equity Barometer von Coller Capital zu entnehmen, welches in dieser Ausgabe einen Schwerpunkt auf die gesellschaftliche Wahrnehmung der Branche gelegt hat. Das jüngste Barometer spiegelt die Einschätzungen von 102 institutionellen Private-Equity-Anlegern weltweit vom 28. September bis zum 9. November 2021 wider.

Die Limited Partners sind der Meinung, dass sich die Branche weiterentwickeln muss. Die Mehrheit der LPs glaubt, dass es nicht mehr ausreicht, sich einfach an die Gesetze zu halten, und dass der gesellschaftliche Druck die Branche dazu zwingen wird, sich selbst zu regulieren. „Die Zeiten, in denen Private Equity unter dem Radar flog, sind vorbei“, sagt Jeremy Coller, Chief Investment Officer von Coller Capital. „Die Branche ist jetzt einfach zu groß, als dass die Gesellschaft sie ignorieren könnte. Ob es uns gefällt oder nicht, die privaten Märkte werden immer weniger privat. Wir müssen entscheiden, wie wir darauf reagieren.“

Michael Schad, Head of Investment Management bei Coller Capital, beobachtet dazu im deutschsprachigen Raum einen klaren Trend der gesellschaftlichen Diskussion: „Angesichts der großen Herausforderungen bei der Bekämpfung der Erderwärmung wird Private Equity zunehmend als wichtiges Instrument anerkannt, um privates Kapital zur Finanzierung des industriellen Wandels zu mobilisieren.“

ESG-Kriterien dominieren in Europa

Die bekannten regionalen Unterschiede in der Art und Weise, wie LPs die Themen Umwelt, Sozialstandards und Unternehmensführung (ESG) angehen, spiegeln sich im Barometer wider: Der Anteil der Investoren, die potenzielle Fondsengagements hauptsächlich aus ESG-Gründen abgelehnt haben, ist bei den europäischen LPs deutlich gestiegen, und zwar von einem Drittel im Barometer des Winters 2016/17 auf heute weit über die Hälfte. Bei den nordamerikanischen und asiatisch-pazifischen Anlegern hat sich dieser Anteil jedoch nicht verändert und liegt weiterhin bei etwa einem Viertel beziehungsweise einem Drittel der LPs.

Europäische LPs sind auch pessimistischer, was die wahrscheinliche Wirksamkeit von Vorschriften gegen so genanntes Greenwashing angeht. Von den nordamerikanischen und asiatisch-pazifischen Investoren glaubt weit mehr als die Hälfte, dass solche Vorschriften es ihnen in den nächsten drei Jahren leichter machen werden, wahre von falschen oder irreführenden Umweltaussagen zu unterscheiden. Nur zwei Fünftel der europäischen LPs teilen diese Zuversicht.

Die LPs erwarten eine stärkere Regulierung der privaten Märkte. Eine Mehrheit erwartet eine Zunahme der Regulierung außerhalb ihres Heimatmarktes und die Hälfte der nordamerikanischen LPs erwartet mehr Regulierung in ihrem Heimatmarkt.

Fortführungsfonds und Co-Investments

Interessante Ergebnisse generierte das Barometer auch zu Sekundärmärkten und Co-Investments. Die Anleger sind sich bewusst, dass so genannte Fortführungsfonds einen „Game Changer“ für die privaten Märkte darstellen. Hierbei legt ein General Partner (GP) zum Ende der Laufzeit eines Fonds selbst einen neuen Fonds auf, in den er die Portfoliounternehmen des alten überführt. Während die Mehrheit der LPs glaubt, dass der Haupteffekt darin besteht, das System privater Märkte zu stärken, meint eine beträchtliche Minderheit, dass dies das traditionelle Modell einer zehnjährigen Laufzeit von Private-Equity-Fonds untergraben könnte. Dennoch sehen die Anleger Fortführungsfonds im Allgemeinen als positive Entwicklung an. Zwei Drittel der LPs glauben, dass sie sich als gute Eigentümer von Portfoliounternehmen erweisen werden.

Die Anleger erwarten ein schnelles Wachstum der Sekundärmärkte für private Anlageklassen. Fast alle LPs rechnen mit einem Wachstum des Private-Equity-Sekundärmarktes und die Hälfte der LPs erwartet eine Expansion der Sekundärmärkte für private Kredite, Infrastruktur und Immobilien. Insbesondere auf dem Markt für private Kredite sehen die LPs zahlreiche Gründe für institutionelle Investoren, Anlagewerte im Sekundärmarkt zu verkaufen. Diese reichen von höherem Liquiditätsbedarf bis hin zu dem Wunsch, das Engagement in Anlagewerten zu reduzieren, die sich unterdurchschnittlich entwickeln.

Der Appetit der LPs auf Co-Investitionen ist ein weiterer Bereich, der keine Anzeichen einer Verlangsamung zeigt. Mehr als die Hälfte der Investoren geben an, dass sie Maßnahmen zur Steigerung ihrer Attraktivität als Co-Investmentpartner ergreifen. Fast alle dieser LPs versuchen, ihre Entscheidungsfindung zu beschleunigen, und etwa die Hälfte sucht nach anderen Möglichkeiten, um ihre Attraktivität zu steigern.

 

Autoren:

Schlagworte: |

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert