Alternative Anlagen
17. Oktober 2022

Höhere Zinsen und Konjunktursorgen belasten Private Markets

PGIM-Studie: Kreditmärkte für Public und Private Debt verschwimmen. Chancen in Sekundärmarkten, neuen Segmenten und bei Infrastruktur.

Angesichts der Entwicklung aus steigenden Zinsen und erwarteter beziehungsweise teils schon realisierter sich abschwächender Konjunktur geht PGIM in einer neuen Studie („Eine neue Ära für Private Marktes“) davon aus, dass sich auch die Bedingungen für Privatmarktanleger verschärfen werden. So müssten sie sich zunehmend verschwimmenden Grenzen zwischen privaten und öffentlichen Vermögenswerten stellen, Liquiditätssorgen angehen und neuere Segmente der privaten Kreditmärkte erkunden. Die Studie basiert auf Analysen von mehr als 40 Anlageexperten aus den Bereichen Private Alternatives, Immobilien, Fixed Income und Aktien. Auch mehr als ein Dutzend führender Wissenschaftler, Investoren und Marktforscher wurden für die Studie befragt.

Zur bisherigen Entwicklung nennt die Studie einige Zahlen. Der gesamte Bereich Privat Corporate Credit wuchs im Jahr 2021 auf 1,293 Billionen US-Dollar an, was auch die als „Dry Powder“ bezeichneten noch abzurufenden Gelder miteinschließt. Zugleich betrug das Volumen am Markt für Real Assets (inklusive Dry Powder, ausgenommen ist das Segment Real Estate) rund 1,379 Billionen US-Dollar. Private-Market-Fonds (aus den Segmenten Private Equity als auch Private Debt) konnten ihr Volumen seit der globalen Finanzkrise zudem nahezu verdreifachen. Mehr als 35 Prozent des in den USA durch Anleihen oder Aktien neu aufgelegten Kapitals stammte im vergangenen Jahr aus diesem Segment.

Privat-Debt-Fonds bei über 400 Milliarden

Banken und Finanzunternehmen haben sich vermehrt aus risikoreicheren Segmenten der Kreditvergabe zurückgezogen. Nicht zuletzt deswegen ist die direkte Kreditvergabe durch private Kreditfonds von weniger als zehn Milliarden US-Dollar im Jahr 2006 auf über 400 Milliarden USD im Jahr 2021 gestiegen.

Doch die vergleichsweise optimalen Marktbedingungen, die das rasante Wachstum ermöglicht haben, ändern sich aktuell und bringen sowohl neue Risiken als auch Chancen für die Anleger mit sich. „Die steigende Wahrscheinlichkeit in den USA, Europa und den Schwellenländern, eine harte Landung zu erleben, wird der erste Härtetest seit der globalen Finanzkrise sein. Entscheidend ist, ob Finanzinvestoren aus dem Nichtbankensektor das Risiko diversifiziert und ein fundiertes Marktbild erstellt haben, oder ob sie neue, versteckte Risikoherde geschaffen haben“, erklärt Shehriyar Antia, Head of Thematic Research bei PGIM. Viele der neuen Private Markets-Anbieter hätten noch keinen kompletten Kreditzyklus durchlaufen. Sie verfügten daher möglicherweise noch nicht über dasselbe Know-how erfahrener Unternehmen im Bereich Abwicklung und Restrukturierung.

Fintechs mit Verbriefungen

In den vergangenen zehn Jahren ist laut der Studie zudem eine Vielzahl an Fintech Kredit-Plattformen entstanden, die Privatpersonen und kleinen Unternehmen unbesicherte Kredite anbieten und diese dann in Asset-Backed Securities (ABS) verbriefen. Jedoch haben Kreditverluste und Ausbuchungen bei „Buy-now, pay-later“-Krediten bereits bei einigen ABS-Emittenten zu höheren Finanzierungskosten geführt. Dies wiederum weckt Zweifel hinsichtlich der Rentabilität dieses Geschäftsmodells.

Weniger Diversifikationsvorteile durch Private Debt

PGIM-CIO Taimur Hyat sieht für langfristige, erfahrene Anleger eine Reihe attraktiver Möglichkeiten: „Investoren sollten in diesen turbulenten Zeiten die Liquidität, die Sekundärmärkte und das Verhalten der Private-Equity-Geber genau im Auge behalten.“ So könnten Teile desselben zugrundeliegenden Unternehmenskredits in Kreditverbriefung, CLOs oder sogar privaten Kreditfonds stecken. Diese zunehmende Übertragbarkeit der zugrundeliegenden Kredite bedeutet – unabhängig von der Struktur – dass eine getrennte Allokation in öffentliche und private Schuldtitel weniger Diversifizierungsvorteile bietet.

Unterschätzte Asset-Klasse Infrastruktur

In dem Maße, wie Chief Investment Officers ihre Allokationen über Private Markets aufstocken – US-Pensionskassen haben beispielsweise ihre Allokation in Private Markets in den letzten zehn Jahren verdoppelt – suchen viele nach einem tieferen Verständnis des gesamten Liquiditätsprofils ihres Portfolios. Sekundärmärkte, die Privatmarktinvestoren Liquidität zur Verfügung stellen, können ein wichtiges Instrument für das Portfoliomanagement sein, insbesondere für diejenigen Anleger, die an strenge Allokationsziele gebunden sind. Neuere Segmente der Private Markets böten zudem in einem schwierigen makroökonomischen Umfeld möglicherweise größere Renditechancen. Infrastrukturkredite seien nach wie vor eine aufsteigende, aber dennoch unterschätzte Anlageklasse. Insbesondere aufgrund potenziell bevorstehender Ertragsspannungen und Blasen an überhitzten Private-Equity-Märkten.

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