Administration
2. April 2024

Qualität hat ihren Preis

Kostenbewusstsein prägt das Administrations-Business. Mit steigenden regulatorischen Anforderungen und Alternatives-Quoten achten Investoren nun aber auch sehr stark auf die Qualität der Dienstleistungen von KVGen und Verwahrstellen. Dies zeigt sich beispielsweise bei der Ausschreibung zweier Pensionskassen – und auf einer Admin-Veranstaltung Mitte Februar in Frankfurt.

Kein anderes Rundschreiben dürfte jemals so den Markt gerockt haben als R11/2001. Das sogenannte Nikolaus-Rundschreiben ­erlaubte die Auslagerung von Bereichen auf ein anderes Unternehmen und gab damit den Startschuss für die damalige Master-KAG und damit wiederum für eine große Administrations-Industrie. ­Ende Dezember administrierte Marktführer Universal Investment als Master-KVG insgesamt 992 Milliarden Euro. Die HSBC Inka kam im vergangenen Jahr auf Nettomittelzuflüsse von 51 Milliarden Euro und erhöhte damit ihre Assets under Administration auf 402 Milliarden Euro. Wesentlich für die positive Entwicklung des Geschäftsmodells sind laut Inka eine klare Fokussierung auf institutionelle Kapitalanleger, ein lösungsorientiertes Multi-Asset-­Produktangebot sowie der flexible Zugang zu Produktlösungen, die es institutionellen Kapitalanlegern ermöglichen, diversifizierte, globale Investmentportfolien zu steuern.

Wirklich wesentlich war im vergangenen Jahr aber das Master-KVG-Mandat der VBL, die ein laut Mitteilung im August 2023 ­Kapitalanlagenportfolio im Wert von etwa 54 Milliarden Euro ­steuert. Damals begründete VBL-Vorstand Dr. Michael Leinwand die Entscheidung pro Inka auch mit der Möglichkeit, eine Private-Assets-Strategie in Sondervermögen am Standort Deutschland durchzuführen. „Die Kapitalmarkt- und Administrationskompetenz und die sich uns bietende Portfoliotransparenz durch die ­Konsolidierung unserer Kapitalanlagen waren für uns die wesent­lichen Gründe für diesen Schritt und die Auswahl der HSBC Inka“, erklärte Vorstand Michael Leinwand.

Eine KVG kostet im Median etwa drei Basispunkte

Im Verlauf der vergangenen zwei Dekaden hatten verschiedene ­administrative Themen mal mehr, mal weniger Bedeutung. Aktuell stehen für die Investoren das Dienstleistungsangebot und Konsolidierungen auf der Anbieterseite auf der Agenda ganz oben – und nicht mehr unbedingt die Fees. Dies konnte man bei einem Besuch des Verwahrstellen- und KVG-Summit 2024 von Faros Consulting und der Börsen-Zeitung in Frankfurt Mitte Februar erfahren. Dort präsentierte Jürgen Scharfenorth, Senior Advisor bei Faros, die ­aktuelle Benchmark-Studie des Beraters zu KVGen. Gespeist ­wurde die Admin-Analyse von Angaben von 45 Investoren mit insgesamt 200 Milliarden Euro an Assets under Administration. Diese gaben Interessantes zu Gebühren und der Zufriedenheit mit ihren Dienstleistern zu Protokoll. Demnach kostet eine KVG im Median etwa drei Basispunkte. Die Mehrheit der Studienteilnehmer hat eine All-in-Fee vereinbart, die im Median bei 3,5 Basispunkten liegt. Etwa ein Drittel hat sich mit den Dienstleistern auf ein Basis-Fee-Modell geeinigt, dessen Median bei 2,55 Basispunkten liegt. Was an den ­ermittelten Daten zudem besonders auffällt: Die niedrigsten Kosten und die höchsten Kosten liegen gerade im All-in-Fee-Modell mit 0,07 beziehungsweise 28 Basispunkten sehr weit auseinander. Ein naheliegender Grund hierfür sind die von den Studienmachern ­ermittelten „deutlichen Variationen im Leistungsumfang“. Zweite Auffälligkeit: „Im Vergleich zur letzten Studie im Jahr 2022 sind die Gebühren gestiegen“, konstatiert Senior Advisor Jürgen Scharfenorth. Mit steigenden Fees war in der jüngeren Vergangenheit nicht unbedingt zu rechnen, da die Null-Zins-Phase die Investoren zu ­einem ausgeprägten Kostenbewusstsein zwang. Zu vermuten ist, dass nun nicht nur die Renditeerwartungen höher sind, sondern vor allem auch die Herausforderungen seitens (alternativer) ­Märkte und Regulatorik, was wiederum die Bereitschaft der Investoren ­erhöht haben mag, etwas mehr Geld für mehr Dienstleistungen ­locker zu machen.

Investoren monieren Service-Qualität

Interessante Erkenntnisse lieferte die KVG-Benchmark-Studie ­zudem in Form der Angaben zur Zufriedenheit, für die die ­Investoren Schulnoten an ihre KVGen vergaben. „Generell sind die Investoren mit ihren Dienstleistern zufrieden. Allerdings bestehen vereinzelt starke Abweichungen“, so Scharfenorth. So gab es die Note 5 von gleich sechs Investoren für „Service-Qualität“, von sogar sieben Anlegern für „Kunden-Support“ und von fünf für die „Abdeck­ung individueller Bedürfnisse“. Der Noten-Durchschnitt liegt bei 2,6 bis 2,7. Wenig verwunderlich, dass mangelhafte Qualität kein Dauerzustand sein soll. Scharfenorth: „Wir wissen von ­sieben Anlegern, dass diese in diesem Jahr einen KVG-Ausschreibungsprozess planen.“ Diese Ausschreibungen dürften noch einen weiteren Prozess beschleunigen, der von Scharfenorth erwartet wird: „Ich erwarte, und das ergibt sich auch aus Marktgesprächen, eine weitere Konsolidierung im Bereich der KVGen.“ Zur KVG-Konsolidierung trug zweifellos der Schritt der Société Générale ­Securities Services bei, sich aus dem KVG-Geschäft ­zurückzuziehen. Der Münchner Standort wurde geschlossen und der Fokus der französischen Bank gilt nun dem Verwahrstellengeschäft.

Im Verwahrstellengeschäft kam die DZ Bank vor einem Jahr aufgrund der Übernahme des Custody Business der Apo-Bank zu ­einem Zufluss von 21 Milliarden Euro. Diese Akquisition gab für Robert Müller, Vorstand der Kölner Pensionskasse und der Pen­sionskasse der Caritas in Personalunion, den Anlass, über eine Ausschreibung die Administration der beiden Pensionskassen neu zu ordnen. Ziel des Tenders war, einen regulatorisch versierten Partner zu finden, der die benötigten Daten für die VAG-Anleger auch passend aufbereiten kann. Müller: „Das Dienstleistungs­angebot war für uns das wichtigste Thema, da wir nicht über viel Ressourcen verfügen. Wir brauchen regulatorische Unterstützung und einen festen Ansprechpartner.“ Diese Anforderungen rangieren bei den beiden Pensionskassen in der Wichtigkeit auch noch vor der Gebührenhöhe.

Wie Müller auf dem Frankfurter Admin-Summit berichtete, war ­jedoch der Erkenntnisgewinn der Ausschreibung eher mäßig. Ein Grund war das Volumen. „Beide Kassen kommen gemeinsam auf ein Volumen von 850 Millionen Euro. Bei diesem Betrag gibt nicht jeder Anbieter im Markt ein Angebot ab.“ Zweites und größeres Hemmnis war die Schwierigkeit, die abgegebenen Angebote ­miteinander zu vergleichen. „Wir haben uns damit beholfen, dass wir den Kandidaten unsere Bestände und Transaktionen für ein Jahr gegeben und dann gefragt haben, was uns das gekostet hätte. Dies war aufschlussreich“, teilte Robert Müller mit.

Deka Bank gewinnt Mandate von zwei Pensionskassen

Neue Depotbank und Verwahrstelle der Kölner Pensionskasse und der Pensionskasse der Caritas ist nun die Deka Bank. Mit dem Ziel, umfassend Informationen zu erhalten sowie alle Daten einfach und schnell zu konsolidieren, suchte man einen Partner, der ­sowohl Depotbank als auch Verwahrstelle kann, der ein umfassendes Reporting anbietet und bei der Umsetzung von regulatorischen Anforderungen unterstützt.

Dass die Vergleichbarkeit schwerfällt, berichteten auf der Veranstaltung übrigens auch die Dienstleister über ihre Kunden. „Der Markt für Administration ist ein sehr wettbewerbsintensives ­Oligopol. Alle müssen sich anstrengen, um überhaupt eingeladen zu werden“, erklärte Matthias Schillai, Leitung Asset Servicing, ­Deka Investment. „Dann geht es um Qualität und Preis, wobei tendenziell bei öffentlichen Ausschreibungen mittlerweile die Qualität leicht vor dem Preis rangiert. Diese beiden Kriterien bewertet jeder Investor anders, was auch an den unterschiedlichen Aufstellungen der Kapitalsammelstellen liegt“, so Schillai. Ähnlich schätzt Boris Fiedler, Director Sales bei der Société Générale Securities Services, die Situation bezüglich Vergleichbarkeit und Preisbewusstsein ein: „Bei den Kunden gibt es kein klares Bild. So wollen manche ­Kunden sich mit dem Administrator austauschen können, manche Kunden sagen uns aber, dass sie für den Austausch andere Dienstleister ­bevorzugen. Der Preis ist nach wie vor wichtig – aber nicht mehr am allerwichtigsten.“ Derzeit besonders nachgefragt ist laut ­Joachim Hüfken, Leiter Financial Services der ­LBBW, das konsolidierte Reporting. Grund ist das Comeback des Direktbestands. „Für das konsolidierte Reporting arbeiten wir mit Dienstleistern zusammen, denen wir die Daten geben. ­Eingebunden sind als ­Dienstleister auch Ratingagenturen“, so Hüfken. Wie auf dem Event zu erfahren war, stiegen die Fees dieser Dienstleister ebenfalls.

Nachvollziehbar ist, dass der Kundenwunsch nach mehr Qualität bessere Technologien aber auch mehr und bessere Mitarbeiter ­erfordert. Ab und an finden KVGen und Verwahrstellen neue ­Mitarbeiter bei den Kunden. „Dann bin ich doppelt gekniffen. Wir verlieren Mitarbeiter, die wir selbst ausgebildet haben, weil diese auf der Anbieterseite das Doppelte verdienen können. Und dafür zahlen wir auch noch mit höheren Administrations-Fees!“, ­mokierte sich Robert Müller nur halb im Scherz. Da sich die in Köln ansässigen Pensionskassen im internen Run-off befinden, ­besteht auch kaum Potential, mit organischem Wachstum über ­Skalierungen ­Kosteneinsparungen zu erzielen. Man befinde sich jedoch, erklärt Robert Müller, im Austausch mit anderen ­Pensionskassen, um eine Genossenschaft zu gründen und so ­Skalierungsvorteile ­nutzen zu können.

Dass ein großes Volumen gerade in der Administration ein echtes Asset ist, machte Karsten Ehlen, Head of Asset Servicing der ­Zurich Group, auf einem Verwahrstellen-Panel deutlich. Die Assets under Management der Versicherung kamen Ende 2023 auf einen Pegelstand von 259 Milliarden Dollar. „Aus Kundensicht ist es ­angenehm, dass es etwa zehn Player mit hohen Volumina gibt. Wenn wir eine Verwahrstelle suchen sollten, würden wir immer jemand finden.“ Gleichwohl erwartet Ehlen, dass die Zahl der Anbieter künftig ­geringer ausfallen wird. Dies sieht auch Jürgen Scharfenorth so: „Spätestens 2025 wird es zu weiteren Konsolidierungen kommen.“ Dies wäre auch im Interesse der Kunden, wenn es dann zu einem Anstieg der Dienstleistungsqualität kommt – und zweitens die ­Kosten zumindest nicht steigen.

VAG-Anleger streichen deutschem Spezialfonds die Mittel

Dass Anleger gewillt sind, ihren Administratoren für Qualität mehr zu zahlen, ist für diese ein gutes Zeichen. Andererseits zeigt das ­aktuelle Spezialfondsmarkt-Quarterly von Kommalpha auf, dass der Run auf Alternatives, die meist in Luxemburg administriert werden, und das Comeback des Direktbestands dem deutschen Spezialfonds Volumina kosten. Laut dem Quarterly wurden im vergangenen Jahr lediglich 38,5 Milliarden Euro netto in Spezialfonds dotiert. Das Nettomittelaufkommen hat sich somit im Vergleich zu 2022 fast halbiert. Dabei fiel 2022 bereits in Sachen Nettomittelaufkommen eher mäßig aus.

Sehr bedenklich ist, dass ausgerechnet die jahrelangen Zugpferde des Spezialfondsmarktes beim Nettomittelaufkommen auf ein ­rabenschwarzes Jahr 2023 zurückblicken. Bei Altersvorsorge­einrichtungen und Versicherungen ist das Nettoneugeschäft ­dramatisch eingebrochen. Erstere kommen Ende 2023 auf ein ­Spezialfondsvolumen von 562 Milliarden Euro, letztere auf 549 ­Milliarden Euro und beide zusammen auf einen Marktanteil von 55 Prozent. Spezialfonds von Altersvorsorgeeinrichtungen konnten nur 1,3 Milliarden Euro netto einsammeln. Sie liegen damit 35 ­Milliarden Euro unter dem Wert von 2022. Bei Versicherungen ­beträgt das Nettomittelaufkommen mickrige 461 Millionen Euro. Auch bei Kreditinstituten ging das Nettomittelaufkommen zurück. Ein Lichtblick sind die kleineren Anlegergruppen. Nettomittel-­Spitzenreiter sind Sozialversicherungen und Zusatzversorgungseinrichtungen. Sie kommen auf 14,8 Milliarden Euro, was ein Plus von satten zwölf Milliarden Euro gegenüber 2022 bedeutet.

„Bei den beiden großen Anteilseignergruppen im Spezialfonds­geschäft scheinen die Zeiten von Nettomittelaufkommen in ­zweistelliger Milliardenhöhe vorbei und es kommt zu einer ­Trendveränderung“, kommentiert Kommalpha-Vorstand Clemens ­Schuerhoff. „Zum einen besteht die These, dass die demografische Zange bereits jetzt schon zu greifen beginnt, und zum anderen, dass die Rolle des Spezialfonds bei den Kapitalanlagen von ­Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen zugunsten der Direktanlage und Vehikeln anderer Provenienz und Verpackung abnimmt.“ Positiv wären für Spezialfonds niedrigere Zinsen. „Bei einer Zinswende im Euroraum dürfte wieder stärker international über segmentierte Spezialfonds investiert werden“, prognostiziert Alexander Lehn vom Securities-Services-Team der BNP Paribas.

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