Asset Manager
17. Januar 2023

Race to Zero braucht mehr Tempo

13 NGOs kritisieren fehlende Klimaambitionen der Finanzbranche. Urgewald hat Deutsche Bank und DWS auf dem Kieker.

Umweltinitiativen geht das Race to Zero viel zu langsam und ­fordern Banken und Asset Manager zu mehr Tempo auf. In einer gemeinsamen Analyse bemängeln 13 NGOs weltweit, dass Finanzakteure, die sich für CO₂-Neutralität einsetzen, tatsächlich Öl ins Feuer gießen. Obwohl Finanzinstitute sich durch ihren Beitritt zur Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) zu einem Net-Zero-Ziel verpflichtet haben, würde diese weiterhin Hunderte von Milliarden Dollar in Unternehmen stecken, die fossile Brennstoffe entwickeln. Wenn es den Banken und Asset Managern ernst damit sei, ihre Verpflichtung zu erfüllen, bis 2050 auf einen 1,5-Grad-Pfad einzuschwenken, müssten sie jetzt handeln. Als deutscher Ver­treter beteiligte sich Urgewald an dem Bericht.

Asset Manager sind in über 200 fossile Assets investiert

Laut dem Bericht der Nichtregierungsorganisationen hätten 56 der größten Banken in der Net-Zero Banking Alliance (NZBA) seit ihrem ­Beitritt über 134 Kredite und 215 ­Underwriting-Transaktionen 270 Milliarden Dollar für 102 große Expansionsunternehmen für ­fossile Brennstoffe bereitgestellt. 58 der größten Mitglieder der Net-Zero-Asset-Manager-Initiative (NZAM) hielten im September 2022 ­Aktien und Anleihen im Wert von mindestens 847 Milliarden ­Dollar von 201 großen Entwicklern fossiler Brennstoffe. Nur eine Handvoll Finanzinstitute habe seit ihrem Beitritt zur GFANZ-­Initiative eine Politik verfolgt, die die ­Finanzierung neuer fossiler Brennstoffprojekte und von Unter­nehmen, die neue fossile Ver­sorgungsprojekte entwickeln, sinnvoll einschränkt.

DWS, AGI, Union, Deka: Milliarden in fossilen Assets

Regine Richter von Urgewald übt Kritik an deutschen Finanzakteuren: „Trotz ihrer öffentlichkeitswirksamen Verpflichtungen zu Netto-Null-Projekten unterstützen deutsche Banken und Investoren, darunter die Deutsche Bank und die DWS, mit ihren Investitionen und Krediten weiterhin die Entwicklung von Öl, Gas und sogar Kohle. Der deutsche Finanzsektor kann beim Thema ­Klimawandel nicht ernst genommen werden, solange er nicht aufhört, in neue Projekte für fossile Brennstoffe zu investieren. Wir brauchen dringend einen Übergang zu einer ­grünen Wirtschaft, und der Finanzsektor muss dazu beitragen.“

Aufgeführt ist in dem Bericht, dass die Deutsche Bank und die Commerzbank seit ihrem NZBA-Beitritt im April 2021 bis August 2022 mit 9,164 Milliarden Euro beziehungsweise mit 219 Millionen Euro den fossilen Ausbau finanziert habe. Unter den deutschen ­Asset Managern „führt“ die DWS gemessen am Gesamtbestand an Aktien und Anleihen von „Fossil Fuel Expanders“ im September 2022 mit 10,412 Milliarden Euro. Es folgen AGI mit 4,351, Union mit 3,257 und Deka mit 2,085 Milliarden Euro.

Vertreter der Finanzbranche antworten gegenüber diesen Vor­würfen üblicherweise damit, dass früher noch viel mehr Geld an die betreffenden Unternehmen geflossen sei und verweisen auf Transformationsprozesse. So sagte Dr. Henrik Pontzen, Leiter der Abteilung ESG im Portfoliomanagement von Union Investment, im Oktober: „Wir investieren in glaubwürdige Transformation. ­Dafür müssen die Unternehmen verlässlich ambitionierte ­Klimaschutzziele verfolgen. Wissenschaftsbasierte Ziele sind der Schlüssel zu einer glaubwürdigen Transformation.“

Mitte Dezember veröffentlichte die DWS die Studie „A Framework for European Transformation“. Francesco Curto, Global Head of Research bei der DWS, ist sich der Aufgabe bewusst: „Die ­europäische Transformation erfordert einen erheblichen Kapital­einsatz. Dabei wird es entscheidend darauf angekommen, dass ­privates Kapital die Rolle übernimmt, diesen Wandel voranzu­bringen. Wir sehen es als eine unserer Aufgaben an, dazu einen Beitrag zu leisten.“

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