Schwarzer Schwan
25. November 2016

Reichtum konserviert

Wie glücklich müssen sich doch Family Officer schätzen. Sie tangiert nämlich der 31. Dezember nur peripher.

Zwar soll der Reichtum wohlhabender Familienclans laut diverser Studien, beispielweise von den beiden amerikanischen Ökonomen Gary Becker und Nigel Tomes, nach drei Generationen vernichtet sein. Das muss die im Moment noch reiche Generation aber natürlich nicht jucken. Frei nach dem Motto: nach mir die Sintflut!
Doch nun können die Nachkommen dieser Generation aufatmen. Denn die beiden Ökonomen Guglielmo Barone und Sauro Mocetti von der italienischen Zentralbank haben herausgefunden, dass Reichtum doch über Jahrhunderte weitervererbt wird. Wie sie darauf kommen? Sie haben die Verteilung des Reichtums in Florenz von 1427 bis 2011 anhand von Steuerdaten untersucht. Ja, vor 589 Jahren wurde in der Geburtsstadt der Renaissance tatsächlich erstmals eine großangelegte Steuerumfrage durchgeführt. Immerhin 800 Nachnamen, die bereits 1427 steuerlich erfasst wurden, sind heute noch in Florenz zu finden: Das macht 52.000 Steuerzahler. Und deren Reichtum und Status hat sich von Generation zu Generation nur minimal verändert. Will heißen: Die fünf reichsten Familien im Jahr 2011 waren auch schon vor 600 Jahren die wohlhabendsten der Region. Reichtum wiederholt sich offenbar. Um welche Namen es sich handelt, haben die beiden Ökonomen in ihrem Paper allerdings nicht verraten. Einen verraten wir Ihnen hier aber exklusiv: Mario Gomez hat bei der Fiorentina, dem AC Florenz, zwölf Millionen Euro netto verdient – und das nicht in 589, sondern in nur drei Jahren.
Erstaunlich ist die Weitervererbung über Jahrhunderte allemal. Denn in den vergangenen 600 Jahren hat Florenz einige stürmische Zeiten erlebt: Angefangen 1427, als sich die Stadt ausgelöst durch Kriege mit Mailand inmitten einer Finanzkrise befand, dem Aufstieg und Fall der machtbesessenen Medici-Familie, der Eroberung durch Napoleon bis hin zum Faschismus unter Mussolini. All das konnte jedoch ganz offenbar dem Reichtum und seiner Verteilung in der Stadt nichts anhaben. 
Teutonen sollten aus der Studie also nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass Italiener über Jahrhunderte hinweg keine Steuern gezahlt haben. Stattdessen sollten sie lieber bei folgendem Punkt aufhorchen. In anderen westeuropäischen Städten soll die Situation nämlich ganz ähnlich sein, davon sind die Ökonomen Barone und Mocetti überzeugt. Denn diese ähneln Florenz in seiner wirtschaftlichen Entwicklung, so dass auch an anderen Orten reiche Familien ihr Vermögen über Jahrhunderte hinweg weiter vererbt haben. Eine Ausnahme wäre dann Lübeck, wie das Beispiel der Familie Buddenbrook zeigt. 
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein schönes Wochenende und einen geruhsamen ersten Advent. 
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