Rendite plus Wirkung

Zusammen mit dem Private-Markets-Impact-Spezialisten Collective Action hat Nio Partners den Impact-Dachfonds „Planet & People“ aufgelegt. Auf der Equity-Seite sei der Einfluss der Investoren größer als bei Finanzierungen, glaubt Daniel Dalegaard von Nio Partners. Foto: Nio Partners
Bei Investoren erfreut sich Impact Investing zunehmender Beliebtheit. Voraussetzungen für Impact Investing sind jedoch die Intentionalität sowie etablierte Messmethoden. Für Investments in illiquide Märkte spricht ein direkterer Investor Impact, aber auch Engagements in den Public Markets sind ein probates Instrument.
Die Transformation der Wirtschaft hin zur Netto-Null erfordert enorme Investitionen, schon jetzt gehen Forscher davon aus, dass die Klimaneutralitätsziele beispielsweise der Bundesregierung bis zum Jahr 2030 nicht zu halten sein werden. Eine mögliche Strategie aus dem Instrumentenkasten institutioneller Investoren, um Mittel für diesen ökologisch-sozialen Wandel zu mobilisieren, ist Impact Investing. Viele mögen dabei an die Sustainable Development Goals denken, doch mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und damit, die eigenen Investitionen bestimmten dieser Ziele zuzuordnen, ist die Arbeit längst nicht getan.
Die Definitionen, was Impact Investing genau beinhalten muss, damit es sich so nennen darf, sind vielfältig. Allein eine positive sozial-ökologische Wirkung im Zusammenspiel mit einem finanziellen Return reichen als Definition nicht aus. So unterscheiden der Bundesverband Alternative Investments e.V. (BAI) und die Bundesinitiative Impact Investing (BIII) in einem gemeinsamen Positionspapier von Ende November vergangenen Jahres sieben verschiedene Definitionen von deutschen wie internationalen Verbänden und Bündnissen wie dem Global Impact Investing Network (GIIN), dem Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. (FNG), dem BIII oder dem Berufsverband der Investmentprofessionals DVFA. Dabei haben alle gemein, dass erste Voraussetzung für Impact Investing die Intentionalität ist, das heißt, es müssen vorab Ziele definiert werden, was mit der Investition erreicht werden soll. Das sei „entscheidend“, um Impact Investments von anderen Formen nachhaltiger Investment-Ansätze zu unterscheiden, so formulieren die Autoren sinngemäß im englischsprachigen Positionspapier. Als zweiten Aspekt beinhalteten die meisten Impact-Investing-Ansätze ein in den Investment-Prozess integriertes Impact Measurement and Management (IMM), das heißt, bestimmte Methoden zur Wirkungsmessung und zur Kontrolle der Ergebnisse müssen in den Anlageprozess eingebunden werden. Weitere Aspekte sind ein positiver Asset Impact, wobei die Investments nach der Definition des GIIN eine positive soziale oder ökologische Wirkung erzielen, und zugleich mögliche nachteilige Wirkungen auf Umwelt oder Gesellschaft begrenzen sollen. Am Ende steht zudem eine finanzielle Rendite, die Impact Investing von zum Beispiel philanthropischen Aktivitäten deutlich unterscheidet.
Dass Impact Investing gar nicht so selten ist, zeigt eine aktuelle Studie des Consultants Bfinance. Die im „Global Asset Owner Survey – Risk and Resilience“ im September und Oktober 2024 befragten 311 Investoren, darunter zu 43 Prozent Pensionsfonds und zu 21 Prozent Versicherer, verwalten ein Vermögen von zusammengenommen sieben Billionen US-Dollar. 27 Prozent von ihnen gaben an, bereits Impact Investing zu betreiben. Wiederum 24 Prozent aller Befragten wollen ihr Exposure in Impact-Strategien künftig ausbauen. Und 26 Prozent derer, die noch kein Impact Investing betreiben, wollen in Zukunft damit beginnen.
Es sieht hier also nicht nach einem „Backlash“ aus, wie ihn zurzeit viele Nachhaltigkeitsstrategien vor allem in den USA erleben. Im Gegenteil könnte künftig auch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsicht (Esma) mit ihren neuen Leitlinien zu Fondsnamen dafür sorgen, dass der Begriff „Impact“ weniger inflationär verwendet wird, was gut für Strategien sein dürfte, die heute schon dezidierte Wirkungsmessung und Intentionalität verfolgen. Die Autoren des BAI/BIII-Positionspapiers unterscheiden zudem zwischen Impact-aligned und Impact-generating Investments, wobei nach deren Definition als Impact-generierende nur solche Investments gelten können, die neben Intentionalität, Impact-Messung und Asset Impact einen signifikanten, netto-positiven Investor Impact vorweisen können, der je nach Definition auch als Investorenbeitrag (investor contribution) oder Additionalität beschrieben wird. „Wenn große, einflussreiche Asset Manager mit gelisteten Unternehmen sprechen, wird das auch einen (Investor) Impact haben. Dieser ist jedoch schwieriger messbar und belegbar als in Privatmärkten, wo der Einfluss der Investoren auf die Unternehmensentscheidungen, beispielsweise über Mehrheitsbeteiligungen, viel direkter ist“, sagt Susanne Bregy, Geschäftsführerin der BIII und eine Autorin des BAI/BIII-Positionspapiers. Deshalb gilt aus ihrer Sicht: „Wenn alle Bedingungen für ein erfolgreiches Impact Investing erfüllt sind, also eine Intentionalität, ein IMM sowie ein Asset Impact gegeben sind, so kann man sagen, dass Privatmarkt-Investments besonders gut dafür geeignet sind, Impact-generierende Investments umzusetzen“, so Bregy.
Ein Beispiel für Impact Investing in den Private Markets bietet eine noch junge Kooperation des auf institutionelle Investoren spezialisierten Asset Managers „Nordic Investments Opportunities“ (Nio Partners) und des Private-Markets-Impact-Spezialisten „Collective Action“. Nio Partners wurde 2018 von Copenhagen Infrastructure Partners (CIP), dem Familiy Office Lind Invest und dem Immobilienmanager Northern Real Estate Partners (NREP) gegründet. Collective Action wurde 2020 von einer internationalen Gruppe aus Investment Professionals gegründet, um Impact Investing für institutionelle Investoren aufzubauen und zu skalieren. Zum Jahresbeginn 2023 haben beide Organisationen zusammen den Impact-Dachfonds “Planet & People” aufgelegt, einen Private-Equity-Fonds, der in acht bis zwölf Fonds aus sechs verschiedenen Themenbereichen investiert, nämlich in Klimaschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Kreislaufwirtschaft, Wassernutzung, Gesundheitswesen und Bildung. „Auf der Equity-Seite ist der Einfluss der Investoren deutlich größer als bei Finanzierungen, insbesondere bei Buyouts und Wachstums-Unternehmen“, weiß Daniel Dalegaard, der bei Nio Partners die Private-Equity-Anlagen verantwortet. „Während hier die Investoren meist Mehrheitseigener sind, halten Venture-Capital-Investoren oft nur Minderheitsbeteiligungen, was es schwieriger macht, hier einen konkreten Investor Impact abzuleiten.“
Ein weiterer Grund für die Kooperation ist, dass es keine Kompromisse bei den angestrebten Renditen geben soll: „Unser Exposure liegt zu 70 Prozent in Industrieländern, wobei wir neben dem ökologisch-sozialen Impact auch eine marktfähige risikoadjustierte Rendite erzielen wollen“, sagt Xenia Loos, Partner und Co-Gründerin von Collective Action. Laut dem Impact-Spezialist ist die Kreislaufwirtschaft eine noch fragmentierte Branche mit Geschäftsmodellen in den Bereichen Venture Capital, Wachstum und Buyout. „Über Investments in die Kreislaufwirtschaft könnten 45 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen reduziert werden“, schätzt Loos von Collective Action. Durch die Streuung über verschiedene Investmentthemen sei man jedoch stark diversifiziert: „Unsere Strategie umfasst ein Exposure in über 100 verschiedene Unternehmen“, so Loos. Die Impact-Messung erfolgt beim Planet-&-People-Fonds nach dem Impact Measurement and Management-Framework namens „Iris+“ des GIIN, dem Goldstandard beim Impact Investing. Einzelne Spezialisten von Collective Action hätten selbst mit daran gearbeitet, dieses Rahmenwerk zu entwickeln, so Loos.
Investor Impact bei Engagements schwer messbar
Auch Ingrid Kukuljan, Head of Impact & Sustainable Investing und Portfoliomanagerin des Federated Hermes Biodiversity Equity Fund, wendet die Mess-Methodik des GIIN, Iris+, für ihren Fonds an. Für sie ist neben der Intentionalität auch die Additionalität eine Voraussetzung für Impact Investing. Unter Additionalität versteht Kukuljan „den quantifizierbaren Teil“ der positiven Wirkung einer Investition. Investments in den Private Markets misst auch sie einen unmittelbareren Impact der Investoren bei, sieht aber durchaus Vorteile für die Public Markets. „Die liquiden Märkte machen etwa ein Fünftel von dem aus, was es in den Privatmärkten an Investmentvolumen gibt, daher ist der Hebel hier viel größer. Allerdings können Geschäftsmodelle in den Public Markets viel stärker skaliert werden.“ Sie nennt als Beispiel einen Medizintechnikhersteller, der seine Produktionskapazitäten und damit seinen Umsatz über den Kapitalmarkt innerhalb kurzer Zeit von einem zweistelligen Millionen-Betrag auf etwa vier Milliarden in diesem Jahr hochskaliert habe. „Diese Möglichkeiten haben Sie mit Privatmarktanlagen in der Regel nicht“, so Kukuljan. Auch sind Engagements ein wichtiger Teil der Impact-Strategie. „Erfolgreiche Engagements sind beispielsweise bei den Firmen Coca-Cola und der Modekette Primark hinsichtlich der Reduktion von Plastik zu finden“, so Kukuljan. Coca-Cola habe sich in Folge verschiedener Investoren-Engagements Reduktionsziele für die Verwendung von Neuplastik gesetzt (20 Prozent weniger). Im Fall von Primark habe man sich 2020 entschlossen, bis 2030 nur noch recycelte Mode anzubieten. Dieses Ziel wurde 2023 um drei Jahre auf 2027 vorgezogen. Allerdings sei schwer zu sagen, wieviel das eigene Engagement zu diesen Unternehmensentscheidungen beigetragen habe, so Kukuljan. „Die Zahl der beteiligten Investoren bei den Unternehmen ist groß, die präzise Messung daher schwierig.“
Investoren können verschiedene Wege zu mehr Impact gehen. Sie sollten den erwünschten Impact vor einer Investition genau definieren und am Markt etablierte Methoden zur Messung wählen.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Impact Investing | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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