Traditionelle Anlagen
6. September 2018

Rentenprodukt Pepp nimmt Formen an

Verbraucherschutz, nachhaltige Investments und niedrige Gebühren sind Dreh- und Angelpunkte. Kapitalgarantie nicht vom Tisch.

Die Entscheidung kommt einem Durchbruch gleich: Mit breiter Mehrheit hat der Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments (Econ) am vergangenen Montag der Einführung des neuen europäischen Altersvorsorgeprodukts Pepp (Pan-European Pension Product) zugestimmt. Betroffen ist die 3. Säule der Altersvorsorge.
Dreh- und Angelpunkte von Pepp sind ein verschärfter Verbraucherschutz, signifikant niedrigere Kosten im Vergleich zu bestehenden Altersvorsorgeprodukten sowie Nachhaltigkeit im Kapitalanlageprozess, berichtet der EU-Abgeordnete Sven Giegold (Grüne) und verweist auf mehr Transparenz bei der Produktgestaltung und verbesserte Wettbewerbsbedingungen über die Grenzen der EU-Staaten hinweg.
Die Nachhaltigkeit in diesem länderübergreifenden Altersvorsorgeprodukt rührt daher, dass die Anbieter von Pepp-Produkten im Investmentprozess Nachhaltigkeitsziele umsetzen und darüber Rechenschaft ablegen müssen. Das Rentenprodukt soll laut Börsen-Zeitung europaweit einheitliche Qualitätsstandards bieten, innerhalb der Länder der EU übertragbar sein und die staatliche und betriebliche Altersvorsorge ergänzen.
Fragwürdige Kapitalgarantie in Zeiten von Nullzinsen 
Nach der Econ-Einigung, mit der das Europaparlament nun in die Schlussverhandlungen mit den EU-Mitgliedstaaten zieht, dürfen die jährlichen Kosten und Gebühren des Basis-Pepp ein Prozent der Beiträge eines Jahres nicht überschreiten, schreibt die Börsen-Zeitung. Neben dem Basis-Produkt, das trotz der Zinsmisere mit einer Kapitalgarantie daherkommt, sollen auch flexiblere Varianten des neuen Rentenprodukts angeboten werden, die mit höhere Renditeerwartungen und Risiken einhergehen.
Das europaweit einheitliche private Rentenprodukt trifft allerdings nicht überall auf Jubelstürme. Während Sven Giegold von einem „Durchbruch für europäische Altersvorsorgesparer“ spricht und darauf verweist, dass mit der Kostendeckelung auch in Deutschland „die häufig unverschämten Gebühren bei Lebensversicherungen und Investmentfonds unter stärkeren Druck in zahlreichen Mitgliedsstaaten“ kämen, verteidigte die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (Aba) im April ihr Terrain und plädierte dafür, dass in einer alternden Gesellschaft eine nachhaltige Rentenpolitik vor allem auf den Ausbau der kollektiven betrieblichen Altersversorgung (bAV) setzen müsse – statt auf individuelle Altersvorsorgeprodukte. Der deutsche Bund der Versicherten (BdV) wiederum warnte laut Börsen-Zeitung eindringlich vor einer Einbeziehung von Lebensversicherungen in das Pepp.
portfolio institutionell 06.09.2018/Tobias Bürger
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