Versicherungen
22. September 2023

Run-off-Deal droht zu scheitern

Der im Vorjahr angekündigte Verkauf eines Bestands an Lebensversicherungspolicen der Zurich Gruppe Deutschland an Viridium droht zu scheitern. Dabei sollen Bedenken der Bafin eine Rolle spielen.

Die im Juni vergangenen Jahres veröffentlichten Verkaufspläne eines großen Bestands an Lebensversicherungspolicen der Zurich Gruppe Deutschland an die Run-off-Gesellschaft Viridium stehen vor dem Aus. Zwei Insider sagten am Donnerstag (21. September 2023), die Finanzaufsicht Bafin sei derzeit nicht bereit, die Transaktion zu genehmigen, wie die Börsen-Zeitung meldet.

Als Grund werden Bedenken der Aufseher wegen der umstrittenen Rolle des Viridium-Eigentümers Cinven bei der Rettungsaktion für den italienischen Versicherer Eurovita angeführt. Das hatte zuvor bereits der Branchendienst „Versicherungsmonitor“ berichtet.

Nach Informationen der Börsen-Zeitung will Viridium die Hoffnung nicht aufgeben. „Der Prüfprozess ist zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der Eurovita-Situation komplex“, räumte eine Sprecherin ein. In Gesprächen mit der Bafin arbeite man aber „weiterhin an einer Lösung entsprechender Anforderungen an eine Genehmigung“.

Bafin prüft jeden externen Run-off

Die Bafin lehnte laut dem Bericht einen Kommentar ab. Grundsätzlich prüft sie jeden geplanten externen Run-off unter finanziellen und organisatorischen Gesichtspunkten.

In diesem Zusammenhang führen die Versicherungsaufseher Gespräche mit Käufer und Verkäufer, wie der scheidende Bafin-Exekutivdirektor für Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht, Dr. Frank Grund, in seiner Rede beim SZ-Versicherungstag 2023 erläuterte. „Solche frühzeitigen Gespräche sind wichtig, denn es geht ja um sehr komplexe Vorhaben. In diesen Gesprächen machen wir natürlich auch deutlich, was für uns bei der aufsichtlichen Beurteilung von Run-off-Projekten im Zentrum steht: die Belange der Kunden. Sie müssen gewahrt bleiben. Darauf achten wir sehr genau.“

Für Viridium wäre es die fünfte Übertragung

Laut einer früheren Mitteilung der Zurich geht es um die Übertragung des traditionellen Lebensversicherungsgeschäfts der Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG. Für Viridium wäre es die fünfte Übertragung binnen acht Jahren. Sie hatte bereits den Bestand der heutigen Proxalto Lebensversicherung (ehemals Generali Lebensversicherung) erworben.

Die britische Private-Equity-Gesellschaft Cinven wollte nach früheren Angaben eine Plattform zur Konsolidierung von Lebensversicherungen in Italien schaffen, eine sogenannte Run-off-Plattform. Dazu gründete sie durch die Fusion von Ergo Previdenza, Old Mutual Wealth Italy und Eurovita Assicurazioni die Eurovita-Gruppe.

Der Versicherer war laut einem FAZ-Bericht vom 27. Juni 2023 im vergangenen Jahr wegen Kapitalmangels in ernste Schwierigkeiten geraten und soll zerschlagen werden. Eurovita hatte den Angaben zufolge stark in Staatsanleihen investiert, „darunter viele Bundes- und französische Anleihen, die durch die Zinssteigerungen rasch an Wert verloren. Viele Kunden zogen daraufhin ihre Gelder aus den Lebensversicherungspolicen ab.“

Die italienische Versicherungsaufsicht musste Anfang 2023 das Unternehmen unter die Kontrolle eines Sonderverwalters stellen, so die FAZ weiter. Der vertraglich mögliche vorzeitige Abzug von Geldern aus den Lebensversicherungspolicen sei gestoppt worden.

Autoren:

Schlagworte:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert