Versicherungen
12. Dezember 2022

Run-off-Unternehmen zeigen sich ertragsstark

Höhere Rohüberschussquoten erfreuen den Aktionär. Trotz Zinsanstieg erwartet Assekurata weitere Run-offs.

Wie geht es Lebensversicherungen im Run-off? Dieser Frage ging Assekurata in einer aktuellen Studie nach. Ein Hauptergebnis: Run-off-Unternehmen erwirtschaften seit einigen Jahren überdurchschnittlich hohe Erträge. Hiervon können auch die Kunden bilanziell profitieren, obwohl sie bei der Verteilung des Rohüberschusses Abstriche machen müssen. Ein professionelles Kostenmanagement ist für die Ertragslage der Run-off-Gesellschaften ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Sieben Lebensversicherer im externen Run-off

Ende 2021 befanden sich sieben deutsche Lebensversicherer mit einem Prämienvolumen von insgesamt 3,7 Milliarden Euro im externen Run-off, was einem Marktanteil von rund vier Prozent entspricht. „Diese Zahlen beziehen sich auf Versicherer, die über einen Unternehmensverkauf als Ganzes an einen externen Spezialisten, eine sogenannte Run-off-Plattform, veräußert wurden“, erläutert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. „Daneben gibt es noch einige Gesellschaften, die ihre geschlossenen Verträge selbst abwickeln und sich damit im internen Run-off befinden.“ Für die Studie analysierte Assekurata zehn Lebensversicherer.

Die wirtschaftliche Gesamtsituation von Lebensversicherern ist eng mit ihrer Ertragslage verknüpft. Vor diesem Hintergrund hat Assekurata in der Studie unter anderem die Rohüberschussquoten im zehnjährigen Verlauf untersucht. Im Ergebnis wird deutlich, dass die Rohüberschüsse bei der Run-off-Gruppe seit dem Bilanzjahr 2017 deutlich höher ausfallen als im Marktdurchschnitt. Hierzu tragen positive Kosteneffekte durch wegfallende Abschlusskosten und hohe außerordentliche Erträge aus den am Kapitalmarkt angelegten Geldern wesentlich bei.

Hinsichtlich der Verteilung des Rohüberschusses zwischen Versicherer und Kunden zeigt Assekurata in der Studie auf, dass die Verteilungsphilosophie von Run-off-Gesellschaften deutlich stärker auf den Aktionär ausgerichtet ist als im Gesamtmarkt üblich. Während Lebensversicherer mit geöffnetem Neugeschäft 2021 etwa 86 Prozent des Rohüberschusses über RfB-Zuführungen oder Direktgutschriften an ihre Kunden weitergegeben haben, waren es bei den Run-off-Versicherern lediglich 70 Prozent.

Trotz des geringeren Beteiligungsanteils profitieren aber auch die Run-off-Kunden von den Ertragsvorteilen. „Dies konnten wir an der Kennzahl Umsatzrendite für Kunden festmachen, die bei der Gruppe der Run-off-Versicherer seit 2017 höher ausfällt als im Markt. Somit zahlt sich trotz der auf die Eigentümer ausgerichteten Verteilungsphilosophie der höhere Überschuss auch für die Kunden bilanziell aus“, stellt Lars Heermann heraus.

Kostenmanagement als Erfolgsfaktor

Ein weiteres Augenmerk haben die Analysten in der Studie auf die Kostenentwicklung der Unternehmen gelegt. Demzufolge fällt die Verwaltungskostenquote bei der Run-off-Gruppe strukturell überdurchschnittlich aus und liegt bei den internen Run-off-Gesellschaften noch höher als bei den externen. Zugleich weisen die Run-off-Versicherer insgesamt auch höhere Verwaltungsstückkosten je Vertrag auf als der Markt. „Verwaltungskosten sind für Run-off-Versicherer ein kritischer Erfolgsfaktor, da aufgrund des kontinuierlichen Vertragsabriebs negative Skaleneffekte entstehen können. Allerdings bietet die Migration der Verträge auf eine effiziente Bestandsführungs-IT auch viel Potenzial für eine langfristige Kostenoptimierung“, verdeutlicht Heermann.

Künftig weitere Bestandsverkäufe

Für den weiteren Ausblick geht Assekurata davon aus, dass der externe Run-off-Markt trotz der gestiegenen Zinsen intakt bleibt. Zwar hätten sich die Finanzierungsbedingungen für die Altgarantien bei vielen Lebensversichern durch den Zinsaufschwung verbessert, gleichwohl könne die Abgabe geschlossener Bestände auch weiterhin Kapital und Managementkapazitäten freisetzen. „Denkbar ist dabei, dass es vermehrt zu Übernahmen von Teilbeständen anstatt ganzer Risikoträger kommen wird“, mutmaßt Lars Heermann. Hierzu passen die Mitte 2022 bekannt gewordenen Vorhaben von Axa und Zurich, jeweils ein Policen-Paket von alten klassischen Lebensversicherungen an Run-off-Plattformen veräußern zu wollen.

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