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29. April 2015

Schattenbanken sind kein Teufelszeug

Eine neue Studie zeigt: Finanzexperten sehen in Schattenbanken eine begrüßenswerte, zusätzliche Finanzierungsquelle für die Realwirtschaft. Allerdings nur dann, wenn es für sie eine einheitliche Regulierung und Standardisierung gibt.

Schattenbanken sind für das globale Finanzsystem nicht die größte Gefahr. Vielmehr kann die Kreditvergabe durch Finanzinvestoren und andere Investmentvehikel erhebliche Vorteile haben. Allerdings bedarf es dafür Transparenz- und Anlegerschutzkriterien. Zu diesem Fazit kommt eine neue Studie des CFA Institute, für die im April dieses Jahres mehr als 600 Finanzexperten weltweit befragt wurden. Zusätzlich erfolgte eine qualitative Auswertung für den deutschen Markt. Hier hatten 79 Finanzexperten teilgenommen. 
Laut dem Finanzstabilitätsrat beträgt das weltweite Volumen der Schattenbanken, zu denen sowohl Hedgefonds als auch private Kreditfonds zählen, die nicht unter Basel III und Dodd-Frank fallen, rund 75 Billionen Dollar. In der Eurozone sind sie für 25 Prozent der Kreditvergabe an Unternehmen verantwortlich, in den USA für 50 Prozent, wie der IWF berechnet hat. Wenn das Volumen von Schattenbanken mittlerweile 120 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts übersteigt, dann hält die große Mehrheit der Befragten (82 Prozent) die einheitliche Regulierung ihrer bankähnlichen Funktionen – vor allem mit Blick auf Veröffentlichungs- und Registrierungspflichten – für wichtig oder sehr wichtig. Dies sei von erheblicher Bedeutung für die Funktionsfähigkeit der Märkte. In einer ergänzenden Befragung, die ausschließlich unter 79 Finanzexperten in Deutschland durchgeführt wurde, waren es sogar knapp 85 Prozent.
Die größten systemischen Risiken gehen nach Ansicht der weltweit befragten Professionals derzeit von Schattenbanken in China aus (25 Prozent). Sollten die dortigen Investmentgesellschaften – Trust-Fonds – ins Wanken geraten, könnte dies eine gefährliche Kettenreaktion auslösen. Die deutschen Finanzexperten sehen die größten Risiken dagegen in verschiedenen Formen von Schuldenfinanzierungen und Kreditverbriefungen (beziehungsweise deren Zahlungsausfall), wie sie vor der Finanzkrise am amerikanischen Subprime-Hypotheken-Markt gesehen wurden.
Damit Schattenbanken eine begrüßenswerte, zusätzliche Finanzierungsquelle für die Realwirtschaft und nicht eine Gefahr für die langfristige Finanzstabilität darstellen, sprechen sich in Deutschland und weltweit mehr als die Hälfte der Teilnehmer für eine internationale Harmonisierung von Transparenzvorschriften und regelmäßige Offenlegungen sowie für eine Standardisierung der Verbriefung und Unterlegung von Krediten aus. Mit Blick auf Produkttrends rechnen die deutschen Studienteilnehmer mehrheitlich mit einer Zunahme von Collateralized Loan Obligations (58 Prozent) und Residential Mortgage Backed Securities (mit Grundpfandrechten auf Wohnimmobilien strukturierte Papiere, 51 Prozent), während Asset Backed Securities eher auf einem gleichbleibenden Niveau erwartet werden.
„Die Ergebnisse der CFA-Institute-Studie untermauern die Wichtigkeit von Initiativen wie dem EU-Rahmenwerk für einfache, transparente und standardisierte Verbriefungen“, erklärt Professor Dr. Mathias Moersch, Dekan der Fakultät International Business an der Hochschule Heilbronn und Mitautor der Studie zu Schattenbanken. Aufgrund der breiten Zustimmung aus Deutschland zur Standardisierung des Verbriefungsprozesses dürften die Forderunen nach einem einheitlichen europäischen Verbriefungsrahmen – dafür hatten sich 65 Prozent der Befragten ausgesprochen – und der Schaffung eines Sekundärmarktes (58 Prozent) hierzulande auf der politischen Agenda weiterhin weit oben stehen. 
portfolio institutionell newsflash 29.04.2015/Kerstin Bendix
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