Schweizer Pensionskassen verbuchen starke Resultate
Die Kapitalanlage warf im vergangenen Jahr überdurchschnittliche Renditen ab. Dadurch ist die Zahl der Kassen in Unterdeckung deutlich zurückgegangen.
Die Schweizer Pensionskassen haben im vergangenen Jahr mit ihren Kapitalanlagen eine durchschnittliche Rendite von 7,5 Prozent erwirtschaftet. Diese ist laut der neuen Pensionskassenstudie „Risiko Check-up 2025“ von Complementa mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnittswert der letzten zwei Jahrzehnte von 3,7 Prozent p.a.
Gemessen an dieser Durchschnittsrendite generieren die Vorsorgeeinrichtungen zusätzlich zu den regulären Beiträgen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer jährlich bereits rund 42 Milliarden Franken, wie das auf Investment-Reporting-Services spezialisierte Unternehmen mit Hauptsitz im schweizerischen St. Gallen berichtet und damit die Bedeutung der kapitalgedeckten Altersvorsorge innerhalb der zweiten Rentensäule hervorhebt.
Im zurückliegenden Jahr belief sich der Anlageertrag, Complementa spricht vom „dritten Beitragszahler“, auf 85 Milliarden Franken. Dies ist mehr als die kumulierten Beiträge der Arbeitgeber und Arbeitnehmer von rund 64 Milliarden Franken aus 2023.
Deckungsgrad steigt auf über 110 Prozent
Das positive Jahresergebnis macht sich auch in der Wertschwankungsreserve bemerkbar, die dem Ausgleich von Schwankungen an den Finanzmärkten dient: Der kapitalgewichtete Deckungsgrad steigt von 107,6 Prozent per Ende 2023 auf 112,2 Prozent per Ende 2024. Entsprechend sei auch die Zahl der Kassen in Unterdeckung binnen Jahresfrist von 5,1 auf 2,4 Prozent gesunken. Gemessen am Deckungskapital machen diese Kassen rund zehn Prozent der sogenannten Vorsorgekapitalien aus.
Vom guten Ergebnis profitieren auch die Begünstigten: 2024 verzinsen die Pensionskassen das Vorsorgekapital der Arbeitnehmer im Beitragsprimat mit durchschnittlich 3,9 Prozent. Dies entspricht dem höchsten Wert der letzten zwanzig Jahre. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Verzinsung in diesem Zeitraum liegt bei 2,3 Prozent pro Jahr.
Fast alle Pensionskassen gewährten im letzten Jahr eine Zusatzverzinsung über dem Minimum der beruflichen Vorsorge von 1,25 Prozent. Ein Drittel der Pensionskassen haben fünf Prozent oder mehr als Zins gutschrieben. 13 Prozent von ihnen verzinsten das Kapital mit zwei Prozent oder weniger.
Zusammensetzung der Kapitalanlagen
Einen beträchtlichen Vermögensanteil investieren die Pensionskassen in Immobilien. Aktuell liegt die Quote bei 22,5 Prozent (im Vorjahr: 22,9 Prozent). Der Rückgang sei nicht auf Verkäufe zurückzuführen, sondern „primär auf die Performance-Effekte des übrigen Vermögens, insbesondere der ausländischen Aktien“, wie Complementa verdeutlicht. Deren Anteil beträgt 23 Prozent. Das sind 1,4 Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor. Festverzinsliche Anlagen machen Ende 2024 30,9 Prozent am Anlagemix aus, was einem Rückgang um 0,7 Prozentpunkte innerhalb eines Jahres entspricht.
Vier von fünf Pensionskassen investieren in alternative Anlagen. Ende 2024 machen diese Assets inklusive Infrastruktur über zehn Prozent des Gesamtvermögens aus. Besonders Infrastrukturanlagen erfreuen sich den Angaben zufolge weiterhin großer Beliebtheit. In dieser Subkategorie war auch im vergangenen Jahr ein deutliches Wachstum ( plus 0,5 Prozentpunkte) auf 3,0 Prozent zu verzeichnen.
Mehr als die Hälfte des Vermögens der Schweizer Pensionskassen ist im Ausland investiert. Die Vorsorgeeinrichtungen sichern im Durchschnitt ungefähr zwei Drittel der Währungsrisiken ab. Die effektive Fremdwährungsquote liegt bei 18,8 Prozent nach Absicherung.
Die Studienergebnisse sind vorläufig. Die Gesamtauswertung mit zuvor rund 450 Pensionskassen und Kapitalanlagen von etwa 810 Milliarden Franken soll im September vorliegen.
Kapital kann vorzeitig ausgezahlt werden
Das schweizerische System der Altersvorsorge besteht ebenso wie das deutsche aus drei Säulen. Die zweite Säule als obligatorische berufliche Vorsorge hat zusammen mit der ersten Säule den Hauptzweck, den Menschen im Ruhestand ein angemessenes Einkommen zu sichern. Wer die Schweiz verlässt, sich selbstständig macht oder Wohneigentum kauft, kann sich das Kapital, das bis zu diesem Zeitpunkt angespart wurde, auch vorzeitig auszahlen lassen.
In Deutschland ist die Kündigung und die damit vorzeitige Auszahlung der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) grundsätzlich nicht möglich. Eine Ausnahme besteht, wenn das spätere bAV-Kapital voraussichtlich sehr gering ausfallen wird.
Die Zürcher Kantonalbank hat per 26. Juli 2024 die Complementa AG erworben. Durch die Akquisition konnte die Bank ihre Kompetenzen im Custody-Bereich nach eigenen Angaben weiter ausbauen.
Lesetipp: Das neue Large Asset Owner Barometer von Mercer liegt vor. Vermögenseigentümer mit Assets von über zwei Billionen US-Dollar geben darin Einblicke in ihre Positionierung und vieles mehr. Mit Blick auf die nächsten zwölf Monate planen fast die Hälfte (47 Prozent) der Großanleger, ihre Portfolioallokation für Private Debt/Credit zu erhöhen, während 46 Prozent ihre Infrastrukturallokationen erhöhen wollen. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend bei den größten Vermögenseigentümern: 70 Prozent derjenigen mit einem verwalteten Vermögen von über 20 Milliarden US-Dollar wollen ihre Allokation für Private Debt/Credit in den nächsten zwölf Monaten erhöhen. 63 Prozent von ihnen wollen stärker in Infrastruktur investieren.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Betriebliche Altersversorgung (bAV) | Pensionskassen | Schweiz
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