Strategien
29. Juli 2019

Schwellenländer: Vom Dunkel ins Licht

Emerging Markets sind nicht zuletzt wegen der Diversifikation als Anlageklasse interessant. Aber kann man hier überhaupt nachhaltig investieren? Rohstoffproduzenten und Energieunternehmen spielen in einigen Regionen (noch) eine große Rolle und meist sind dies „dreckige“ Industrien. Doch auch hier gibt es große Unterschiede und ein geschicktes Engagement kann auch in Emerging Markets für Fortschritte sorgen.

Ganz anders sieht die Emerging Markets dagegen Huub van der Riet, Lead Portfolio Manager Impact Equity bei NN Investment Partners. Sein Fonds, der Global Equity Impact Opportunities, verfügt über ein konzentriertes Portfolio an Aktien von Unternehmen sowohl der ¬Developed als auch der Emerging Markets. Dabei suchen van der Riet und seine Kollegen nach Unternehmen, die zusätzlich zu ihrer ¬finanziellen Performance einen positiven Impact auf die Gesellschaft und/oder die Umwelt haben und zum Beispiel anderen dabei helfen, CO₂ einzusparen, weniger Plastik zu verbrauchen oder Menschen in Entwicklungsländern Zugang zu Finanzdiensteistungen zu geben, beispielsweise über neue Technologien. Die großen Datenprovider sieht er grundsätzlich positiv, allerdings: „Der Punkt der Transparenz in Emerging-Market-Unternehmen ist eher, dass sie nicht immer in der Datenbasis von Sustainalytics und MSCI enthalten sind. Und wenn sie einbezogen werden, sind die Daten nicht immer auf dem neuesten Stand. Deshalb halten wir es für wichtig, auch mit den ¬Unternehmen, in die wir investieren, zusammenzuarbeiten, um -sicherzustellen, dass wir auf dem neuesten Stand sind und die Transparenz haben“, sagt Huub van der Riet.

Vor allem kleine Schwellenländer-Unternehmen hätten oft zum ¬Beispiel keine Abteilungen, die sich um ESG-Fragen kümmerten, ¬erläutert Huub van der Riet. „Was wir also tun, wenn wir ein Unternehmen mögen, ist, ihm zu empfehlen, an den Datenpools von MSCI und Sustainalytics teilzunehmen, um sicherzustellen, dass sie in ¬diese Datenbanken aufgenommen werden.“ Das sei nicht immer eine Frage der Kosten, sondern häufig seien diese Unternehmen einfach sehr auf ihr Kern-Business konzentriert. „Oft fehlt bei diesen kleineren¬ Unternehmen einfach das Bewusstsein, dass es wichtig ist, in diesen Datenpools dabei zu sein. Insbesondere, wenn sie die klare Absicht verfolgen, Lösungen anzubieten, die einen deutlich positiven Impact auf die Gesellschaft und die Umwelt haben sollen.“

Große haben es mit ESG leichter als kleine Firmen

Van der Riet sieht denn auch Unterschiede zwischen den Regionen als weniger bedeutend an: „Ich denke, dass die Unterschiede eher von der Größe der Unternehmen abhängen als von der Weltregion, in der sie operieren.“ Je größer die Marktkapitalisierung werde, desto wahrscheinlicher sei es, dass die Unternehmen über die Ressourcen verfügen, den ESG-Standards zu folgen, so van der Riet. „Zum Beispiel haben wir einen kenianischen Telekommunikationsanbieter im Portfolio, der sehr ambitioniert ist und beeindruckende ESG-Reportings erstellt, die den Impact seiner Überweisungslösung M-Pesa erläutern. Nach der KPMG-True-Value-Methode ist der soziale Impact auf die gesamte kensianische Gesellschaft zehnmal größer als der Gewinn des Unternehmens.“ Man erwarte das nicht unbedingt von einem Unternehmen aus Afrika, diese Entwicklung sei daher unabhängig von Regionen und gehe quer durch die Kontinente.

Gibt es Fortschritte in den Emerging Markets in Bezug auf die Nachhaltigkeit? „Ja, man sieht viele Fortschritte“, meint van der Riet. „Es gibt viele Unternehmen in den Schwellenländern, die sehr interessiert sind, mehr zu ESG zu lernen und ihren entsprechenden Impact zu reporten. Diese Art von Unternehmen nutzen uns auch gerne als eine Art Berater, weil sie nicht wissen, was für Investoren heute wichtig ist, es gibt so viele verschiedene Datenprovider. Wir können sie da begleiten und anleiten, damit sie ihre Prioritäten richtig setzen können.“ Auch André Höck, Head of Fixed Income bei der EB-SIM sieht Fortschritte, allerdings sind aus dem Investmentuniversum bei Anleihen immer noch 20 Prozent der Bonds von vorneherein nicht investierbar, weil das entsprechende Rating fehlt. „Wir merken seit einiger Zeit, dass die Datenqualität deutlich besser wird, dennoch wird ein Fünftel der Anleihen von vorneherein ausgeschlossen, weil wir zu wenig Daten haben“, so Höck.

Gerade weil es in den Emerging Markets noch Defizite bezüglich der Transparenz und der Datenverfügbarkeit gibt, sieht zum Beispiel van der Riet hier eine wichtige Rolle für das Engagement, um Unternehmen nachhaltig zu verbessern: „Die mangelnde Datenverfügbarkeit ist für uns oft der Grund, warum die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen so wichtig ist. Wir sprechen deshalb schon im Rahmen der Due Diligence oft direkt mit dem Unternehmen. Zum Beispiel helfen wir den Firmen auch, KPIs festzulegen, mit denen wir die soziale und ökologische Wirkung des Unternehmens messen können.“ Je besser die Impact-Performance und je höher das finanzielle Upside-Potenzial sei, desto größer sei auch die Position im Fonds.

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