Recht, Steuer & IT
11. März 2019

Solvency-II-Quoten für Private Equity und Debt sinken

Eigenkapitalanforderungen für langfristige Private-Equity-Investments sinken auf 22 Prozent. Anpassung der Vorgaben für Banken und Versicherungen.

Die Europäische Kommission hat mit einem delegierten Rechtsakt die Eigenkapitalanforderungen für Versicherer für Private Equity und Private Debt im Rahmen von Solvency-II gesenkt. Als letzter Teil ihrer Initiative zu einer Kapitalmarktunion will die Kommission so die Finanzierung der Realwirtschaft und hier insbesondere die Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) stärken. Die Versicherungswirtschaft sei gut gerüstet, um langfristige Finanzierungen durch Investitionen in Eigenkapital und private Schulden, einschließlich derer kleiner und mittlerer Unternehmen, bereitzustellen, aber der tatsächliche Anteil ihrer Investitionen an der Realwirtschaft bleibt begrenzt, heißt es in einer Pressemitteilung der Europäischen Kommission. Durch die gesunkenen Kapitalquoten werde es nun attraktiver, in die Wirtschaft zu investieren. Für Investitionen in Private Equity, welche in dem Rechtsakt festgelegte Kriterien einer langfristigen Orientierung erfüllen, müssen Versicherer künftig nur noch 22 Prozent Eigenkapital vorhalten.

Außerdem ändert der delegierte Rechtsakt auch verschiedene andere Aspekte der Durchführungsbestimmungen zu Solvency II, wie Vereinfachungen bei der Berechnung der Eigenkapitalanforderungen oder eine bessere Abstimmung zwischen den Aufsichtsgesetzen für Versicherungen und Banken. Außerdem sieht die Verordnung aktualisierte Grundsätze und Standardparameter vor, um die Entwicklungen im Risikomanagement und die neuesten Daten besser widerzuspiegeln.

Ziel der langfristigen Finanzierung von Unternehmen

Der für Finanzmarktfragen zuständige Kommissar Valdis Dombrovskis erklärte dazu: „Eines der Hauptziele der Kapitalmarktunion ist es, das Wirtschaftswachstum in Europa zu fördern, indem Investitionsbarrieren beseitigt werden. Die Versicherer betonten, dass einige der Solvency-II-Regeln sie daran hindern, mehr in Eigen- und Fremdkapital zu investieren. Wir haben auf ihre Bedenken gehört. Die heute angenommenen Änderungen werden es für sie einfacher und attraktiver machen, in KMUs zu investieren und die Wirtschaft langfristig zu finanzieren.“

Jyrki Katainen, Kommissar für Beschäftigung, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit, ergänzte: „KMUs können eine entscheidende Rolle bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum spielen. Um dieser Rolle gerecht zu werden, benötigen sie Zugang zu einer breiten Palette von Finanzierungsmöglichkeiten, auch über Eigenkapital und privat platzierte Kredite. Die heutigen Maßnahmen werden es KMUs und anderen Unternehmen ermöglichen, einen besseren Zugang zu solchen Finanzierungsinstrumenten von Versicherern zu erhalten. Ich bin zuversichtlich, dass dieser Wandel zu Wachstum und Wohlstand in der gesamten Union beitragen wird.“

Invest Europe begrüßt die Maßnahme

Der europäische Private-Equity-Verband Invest Europe begrüßte die Maßnahme. „Private Equity-Fonds sind eine gute Wahl für Versicherer, die nach langfristigen Investitionen suchen und europäischen Unternehmen Kapital zur Verfügung stellen wollen“, sagte Michael Collins, CEO von Invest Europe. „Die Versicherer sind Europas größte institutionelle Anlegerklasse, machen aber immer noch einen relativ kleinen Teil des europäischen Private-Equity-Fundraisings aus – weit hinter den Pensionsfonds, die den größten Beitrag der Anlageklasse leisten. Die Überarbeitung durch die Kommission ist ein positiver Schritt in diese Richtung, da das reduzierte Risikogewicht stärker auf das Risikoprofil von Private Equity abgestimmt ist.“ Laut Invest Europe stellten Versicherungsunternehmen 2017 acht Prozent der europäischen Private-Equity-Finanzierungen, Pensionsfonds dagegen 29 Prozent.

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