Traditionelle Anlagen
10. Februar 2021

Staaten verzerren Insolvenzgeschehen

Rückgang bei Insolvenzen in 2020. Coface rechnet für 2021 mit ähnlicher Entwicklung.

Die staatlichen Corona-Maßnahmen wirken sich erheblich auf die Entwicklung der Insolvenzzahlen aus. Laut einer Auswertung des Kreditversicherers Coface wären die Insolvenzen, basierend auf der alleinigen Konjunkturentwicklung, im Jahr 2020 um neun Prozent zum Vorjahr gestiegen. Tatsächlich sind sie aber wohl um 15 Prozent gesunken – die staatlichen Stützmaßnahmen haben den eigentlichen Anstieg daher nicht nur ausgeglichen, sondern überkompensiert.

Ein ähnliches Bild zeigt sich laut Coface nicht nur in Deutschland, sondern in fast allen Ländern, in denen Coface die Insolvenzen betrachtet. Lediglich die Türkei (tatsächliches Insolvenzwachstum: 14 Prozent in 2020) und Island (23 Prozent) gleichen den Anstieg der Insolvenzen nicht vollständig durch staatliche Maßnahmen aus.

Auch für 2021 rechnen die Coface-Experten mit einer ähnlichen Entwicklung. Denn bereits jetzt sei klar, dass in vielen Staaten die Maßnahmen bis weit ins Jahr 2021 laufen. Der Blick auf die Realität bleibe also weiterhin so lange verschleiert, wie der Patient Wirtschaft am Tropf der staatlichen Maßnahmen hängt.

Eine Insolvenzprognose für das laufende Jahr werde es daher nicht geben. Coface-Volkswirtin Christiane von Berg erklärt: „2020 hat gezeigt, dass klassische Insolvenzprognosen nicht mehr greifen. Sie werden mit Modellen errechnet, die funktionierende Marktkräfte unterstellen. Wenn der Staat, wie zum Beispiel in Deutschland, in den Markt eingreift, indem immer wieder die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt wird und gleichzeitig Regierung und Zentralbank in nie dagewesenem Umfang die Wirtschaft unterstützen, sind Modellprognosen schlicht nicht mehr möglich.“

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