Traditionelle Anlagen
12. Juli 2021

Staatsfonds suchen höhere Renditen

Invesco-Studie: mehr Aktien, mehr ESG, mehr China. Anleiheallokation im Rückwärtsgang.

Dem Zinsumfeld können sich auch Staatsfonds nicht entziehen. Diese investieren nun fast so viel in Aktien wie in Fixed Income. Aus Renditesicht ist auch China attraktiv. Zudem rückt die Pandemie ESG stärker in den Fokus. Dies sind die Hauptergebnisse der neunten jährlichen Global Sovereign Asset Management Study von Invesco. Die Studie gibt einen Überblick über die Einschätzungen von 141 Chief Investment Officers, Anlageklassen-Verantwortlichen und Senior-Portfoliostrategen von 82 Staatsfonds und 59 Zentralbanken, die ein Vermögen von insgesamt 19 Billionen US-Dollar verwalten. Befragt wurden die Anlageexperten im Zeitraum Januar bis März 2021.

Neben einem pandemiebedingten Fokus auf Liquiditätsmanagement haben sich die Staatsfonds offenbar einige Gedanken zu ihren Renditequellen gemacht. Mit den wiederaufkeimenden Sorgen über eine stimulusgetriebene Inflation sanken die Allokationen in Zinsprodukte von 34 auf 30 Prozent. Die Marktvolatilität im ersten Quartal 2020 führte zu einem Anstieg der Aktienquoten, wodurch sich ein zweijähriger Trend sinkender Allokationen umkehrte. Die Staatsinvestoren erhöhten ihre Allokationen auf 28 Prozent, was einem Anstieg um zwei Prozent gegenüber 2020 entspricht. Weitere 30 Prozent der Befragten wollen ihre Aktienallokation in den nächsten zwölf Monaten erhöhen. Bei den illiquiden Alternatives ist nun seit 2017 eine gewisse Stagnation zu beobachten. Die Quote schwankt zwischen 17 und 20 Prozent. Aktuell liegt diese bei 19 Prozent.

Rod Ringrow, Head of Official Institutions bei Invesco, sagte: „Angesichts der haushaltspolitischen Herausforderungen, vor denen sie gestanden haben, haben die Regierungen die Staatsfonds angezapft, um ihre Ausgabendefizite zu schließen. Einige Fonds waren darauf gut vorbereitet, andere mussten kurzfristige Maßnahmen ergreifen, um Liquidität zu generieren. Den Staatsfonds ist auch bewusster geworden, wie wichtig es ist, ausreichende Liquiditätsreserven zu haben, um kurzfristig aktiv werden zu können, wenn sich neue Marktchancen eröffnen. Gleichzeitig hat die Herausforderung, in einem extremen Niedrigzinsumfeld auskömmliche Renditen zu erwirtschaften, bedeutende und potenziell lang anhaltende Auswirkungen auf die strategische Asset Allokation und die Wahrnehmung des Marktrisikos.“

Pandemie stärkt ESG

Wie die Studie zeigt, hat die Orientierung der Staatsfonds und Zentralbanken an ESG-Erwägungen (Umwelt, Soziales und Governance) seit 2017 deutlich zugenommen. Innerhalb von nur vier Jahren ist der Anteil der Befragten, die eine ESG-Richtlinie haben, dramatisch gestiegen – von 46 auf 64 Prozent unter den Staatsfonds und von elf auf 38 Prozent unter den Zentralbanken.

Die Covid-19-Pandemie war ein Auslöser dieser stärkeren Fokussierung auf ESG. Fast ein Viertel (23 Prozent) der Staatsfonds und 45 Prozent der Zentralbanken orientieren sich infolge der Pandemie stärker an ESG-Kriterien. Je erfahrener und kompetenter ein Investor in Bezug auf die ESG-Integration ist, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass die Pandemie die Fokussierung auf ESG-Erwägungen nochmals verstärkt hat. Von den Befragten, die seit mindestens fünf Jahren ESG-Kriterien berücksichtigen, haben rund 50 Prozent die Pandemie zum Anlass genommen, ihre ESG-Ausrichtung nochmals zu verstärken.

Zudem haben die Staatsinvestoren ihr Research zu nachhaltigen Anlagemöglichkeiten intensiviert. Ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass klimabezogene Investitionen durchaus chancenreich sein können, hat zu einer Verschiebung bei den Beweggründen für die ESG-Integration beigetragen: Immer mehr Staatsinvestoren betrachten ESG-Investitionen als Möglichkeit, höhere Renditen zu erzielen. 57 Prozent sind der Ansicht, dass der Markt die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels noch nicht eingepreist hat und sich dadurch Chancen für Mehrerträge eröffnen.

Bullish auf den Drachen

Viele Investoren sind weiterhin sehr bullish in Bezug auf China und planen einen weiteren Ausbau ihrer bestehenden Allokationen. 40 Prozent der Staatsinvestoren wollen ihre Allokationen in den nächsten fünf Jahren erhöhen. Bei den Liquiditätsinvestoren liegt der Anteil sogar bei 71 Prozent. Wie ein Liability-Investor erklärte, hat China noch immer die größten Märkte für nachhaltige Energie, Infrastruktur und Immobilienentwicklungen und 32 Prozent der Liability-Investoren wollen ihre Allokationen in China in den nächsten fünf Jahren erhöhen.

Rod Ringrow kommentierte: „Die zunehmende Attraktivität Chinas ergibt sich aus dem verbesserten Marktzugang und einer wachsenden Zahl an attraktiven Anlagechancen. Dabei sorgen Innovationen in Bereichen wie neuen Technologien und eine größere Offenheit für ausländische Investitionen in Sektoren wie Infrastruktur für zusätzliche positive Impulse. Gleichzeitig werden chinesische Unternehmen besser darin, Umweltthemen zu adressieren. Intransparente Governance-Strukturen bleiben jedoch ein Problemfeld, und die beobachtete Zunahme operativer Hürden unterstreicht die Besonderheit des chinesischen Marktes.“

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