Corporates
24. Januar 2022

Unternehmen profitieren von stabilerem Rechnungszins

Die Phase sinkender Rechnungszinsen in den Dax-Konzernen ist gestoppt. Wichtige Kennziffer deutet auf leichte Entspannung bei den Pensionsverpflichtungen hin.

Die seit Jahren angespannte Lage in den Pensionslasten der Unternehmen im Deutschen Aktienindex (Dax) entspannt sich ein wenig. Ein wesentlicher Grund ist nach Angaben der Beratungsgesellschaft Mercer der Anstieg beim Rechnungszins, mit dem die Unternehmen die in der Zukunft liegenden Verpflichtungen auf die Gegenwart diskontieren. Weil die Deutsche Börse den deutschen Leitindex zum 20. September 2021 auf 40 Unternehmen vergrößert hat, lassen sich die Zahlen gegenüber 2020 aber nicht ohne weiteres miteinander vergleichen.

Zinsen deutlich erholt

Fakt ist: Durch die Entlastung beim Rechnungszins sind die Pensionsverpflichtungen der Dax-40-Unternehmen von 434,6 Milliarden Euro um etwa 35 Milliarden auf etwa 400 Milliarden Euro gesunken. Dieser Wert liegt laut Mercer nur geringfügig unter dem Vorjahresstand von 406,7 Milliarden Euro mit dem Dax 30 in seiner damaligen Zusammensetzung.

Hauptgrund für den Rückgang waren versicherungsmathematische Gewinne in Höhe von 26 Milliarden Euro, vor allem aufgrund der Erhöhung des Rechnungszinses. „Das Zinsniveau hat sich auch in diesem Jahr sehr volatil entwickelt. Im Vergleich zum extrem niedrigen Zinssatz zum Ende des Jahres 2020 hat sich der Zins schließlich deutlich erholt“, erläutert Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer Deutschland.

Mercer leitet mit einem eigenen Verfahren die sogenannte Mercer Yield Curve her, eine Zinsstrukturkurve für die Bewertung von Pensionsverpflichtungen im IFRS-Abschluss. Für eine Duration von 15 Jahren ist der Zins danach von 1,00 Prozent auf 1,31 Prozent und für eine Duration von 20 Jahren von 1,17 Prozent auf 1,47 Prozent zum 31. Dezember 2021 gestiegen. „Die tatsächliche Zinsveränderung in den einzelnen Unternehmen hängt von der Bestandszusammensetzung und dem gewählten Zinsermittlungsverfahren ab. Wir gehen davon aus, dass die DAX-40-Unternehmen den Rechnungszins im Durchschnitt sogar um 0,4 Prozentpunkte angehoben haben“, so Hagemann.

Pensionsvermögen wachsen

Im gleichen Zeitraum stieg das Pensionsvermögen der Dax-40-Mitglieder von 280,1 Milliarden Euro um etwa sechs Milliarden auf etwa 286 Milliarden Euro. Der Vorjahreswert für den Dax 30 lag bei 265,2 Milliarden Euro.

„Nach einem turbulenten 2020 war das Jahr 2021 geprägt durch eine weitestgehend anhaltende wirtschaftliche Erholung, insbesondere getrieben durch die Bereitstellung von Covid-19-Impfstoffen zu Jahresbeginn. Dagegen standen in der zweiten Jahreshälfte eine deutlich weniger expansive Geldpolitik, steigende Inflation sowie die angespannten globalen Lieferketten im Fokus. So zeigte sich insgesamt ein wechselhaftes Bild. Die Aktienmärkte haben sich im Jahr 2021 positiv entwickelt, während es im Anleihenbereich Verluste gab“, erklärt Jeffrey Dissmann, Leiter Investment Consulting in Deutschland bei Mercer.

Deckungsgrad deutet auf entspanntere Lage hin

Deutlich wird die zuletzt etwas entspanntere Lage auch an der Kennzahl Deckungsgrad, also dem Verhältnis zwischen den Pensionsanlagen der Unternehmen und ihren Pensionsverpflichtungen. Laut Mercer hat sich der Deckungsgrad durch die Erweiterung des Dax zwar kaum geändert. Für den Dax 40 in der heutigen Zusammensetzung lag er im Vorjahr bei gut 64 Prozent. Als Folge der Entlastungen beim Zins und der guten Kapitalmarktentwicklung ist die Kennzahl auf knapp 72 Prozent gestiegen.

Trend geht zur Ausfinanzierung

Mercer erläutert, dass ein so hoher Deckungsgrad nicht repräsentativ für die gesamte Wirtschaft sei, weil Pensionsvermögen nicht verpflichtend zu bilden seien. Viele Unternehmen entscheiden sich aus bilanziellen Gründen für eine Ausfinanzierung. Insgesamt sei der Trend zunehmend.

Die vorliegenden Zahlen basieren auf Schätzungen von Mercer auf Basis der Geschäftsberichte der Dax-40-Mitglieder sowie aktueller Kapitalmarktinformationen.

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