Stiftungen
28. September 2015

Stiftungen sind heimatverbunden

Am liebsten investieren Deutschlands Stiftungen in den heimischen Immobilienmarkt. Zur Not sind sie sogar bereit, dafür höhere Preise zu zahlen.

Home sweet home! Diese Auffassung ist unter deutschen Stiftungen – egal welcher Größe – offenbar weit verbreitet. Laut einer neuen Studie von EY Real Estate bevorzugen Deutschlands Stiftungen nach wie vor den heimischen Immobilienmarkt. Rund 90 Prozent der über 30 Befragten gaben an, dass ihr Fokus auf Immobilien in Deutschland liegt. Dabei bestehe eine klare Präferenz für direkt gehaltene Immobilien. 
Es ist ein offenes Geheimnis, dass der deutsche Immobilienmarkt hart umkämpft ist. Der Zuspruch aus der Investorengemeinde – national und international – ist seit einigen Jahren hoch. Trotz dieser kompetitiven Bedingungen gelingt es den deutschen Stiftungen, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Laut der Studie von EY Real Estate konnten rund 90 Prozent ihre geplante Immobilienstrategie des Vorjahres weitgehend umsetzen. „Stiftungen investieren grundsätzlich konservativer als viele andere Investoren, um das Risiko gering zu halten. In Zeiten des anhaltenden Niedrigzinsniveaus fragen risikoaverse Stiftungen demnach verstärkt alternative Anlageklassen wie Immobilien nach“, erklärt Dietmar Fischer, Partner bei EY Real Estate. Und daran wird sich auch in nächster Zeit nichts ändern. So gaben 75 Prozent der befragten Stiftungen an, dass Immobilien die Anlageklasse sind, die sie perspektivisch am stärksten ausbauen wollen. Rund 60 Prozent investieren dafür bevorzugt in Core-Immobilien.
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, sind Bestandsschutz und Sicherung der Erträge für 60 Prozent die primären Immobilienanlageziele. Rendite-Risiko-Erwägungen spielen eine untergeordnete Rolle. Und so ist es nicht überraschend, dass lediglich 37 Prozent der Umfrageteilnehmer angaben, dass Immobilieninvestments in B-Städten eine interessante Alternative zu Metropolen darstellen. „Zwar ist das Angebot in Deutschlands Metropolen nach wie vor durch den starken Wettbewerb begrenzt, doch ist das Risiko in diesen etablierten Märkten geringer. Stiftungen nehmen dafür auch niedrigere Renditen in Kauf“, so Fischer. Rund die Hälfte der Stiftungen ist darüber hinaus bereit, höhere Preise zu zahlen, sofern die Immobilie eine Nachhaltigkeitszertifizierung ausweist. 
Renditeabstriche zugunsten von Mission Investing
Für eine ganze Reihe der befragten Stiftungen spielt bei ihren Immobilienanlagen noch ein weiterer Aspekt eine wichtige Rolle. Immerhin 60 Prozent der Umfrageteilnehmer legen der Studie zufolge bereits heute Wert auf Mission Investing. Das heißt, die Immobilienanlage muss dem Stiftungszweck ent-sprechen beziehungsweise darf diesem zumindest nicht widersprechen. Die befragten Stiftungen, die sich mit dem Thema „Mission Investing“ beschäftigen, stimmen uneingeschränkt darin überein, ausschließlich Immobilien in Ländern zu erwerben, die die Menschenrechte achten. Bei Gewerbeimmobilienanlagen legen sie Wert darauf, dass die Mieter jeweils für angemessene Arbeitsbedingungen in den Objekten sorgen. 80 Prozent der Befragten wollen Immobilien erwerben, die einen besonderen Nutzen für die Gesellschaft haben. „Stiftungen, die grundsätzlich Wert auf Mission Investing legen, investieren deutlich differenzierter. Eine Anlageentscheidung hängt dann nicht mehr nur von Lage, Qualität und Mieterstruktur ab, sondern insbesondere auch vom Nutzen und Gebrauch der Immobilie“, erklärte Fischer. Dabei spiele die Rendite eine untergeordnete Rolle. Immerhin 43 Prozent würden zugunsten von Mission Investing auf höherrentierliche Immobiliennutzungsarten verzichten.
Der Teilnehmerkreis der Studie umfasst laut EY Real Estate Stiftungen unterschiedlicher Größe und unterschiedlicher Stiftungszwecke. So verfügt etwa ein Drittel der Umfrageteilnehmer über ein Stiftungsvermögen in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro, rund die Hälfte verfügt über ein Vermögen von unter 50 Millionen Euro. Jede dritte befragte Stiftung hält ein Immobilienvermögen, das jeweils mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens ausmacht. 
portfolio institutionell newsflash 28.09.2015/Kerstin Bendix
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