Pension Management
15. Oktober 2014

Studie: Das deutsche Rentensystem hinkt hinterher

Das Beratungshaus Mercer hat sich auch in diesem Jahr mit der Altersversorgung verschiedener Länder beschäftigt. Aus einer aktuellen Studie geht nicht nur hervor, was ein gutes Rentensystem auszeichnet. Der Leser erfährt auch, woran es in Deutschland hapert.

Der Fußball-Weltmeister des Jahres 2014 hat in der Top-Liga der Altersversorgungssysteme keine Chance auf einen Pokal. Diese Erkenntnis ergibt sich aus der Lektüre des brandaktuellen Melbourne Mercer Pension Index 2014, der vom Beratungsunternehmen Mercer bereits zum sechsten Mal in Kooperation mit dem Australian Centre für Financial Studies erstellt wurde. In der Studie werden 25 ausgesuchte Altersversorgungssysteme miteinander verglichen. Konkret haben die Studienmacher die Altersversorgung verschiedener Länder hinsichtlich ihrer Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität untersucht und bewertet. Die Ergebnisse spiegeln sich in drei Sub-Indizes wider, die zusammen das entscheidende Ranking ergeben. In dem Zusammenhang wurden nicht nur die staatlichen Rentensysteme analysiert. Vielmehr richtet Mercer den Fokus auch auf die betriebliche Altersversorgung. Daneben werden private Anlagen und Vorsorgemaßnahmen berücksichtigt. 
Den ersten Platz sicherte sich auch in diesem Jahr Dänemark. Gründe für das gute Abschneiden des Königreichs, das 82,4 von 100 möglichen Punkten erreichte, sind vor allem die solide Finanzierung und die gute Versorgung auf Basis eines hohen Vermögens- und Beitragsniveaus. Ein weiterer Vorteil ist das gut regulierte private Vorsorgesystem, heißt es seitens der Studienmacher. Auf den Plätzen zwei bis vier rangieren Australien, die Niederlande sowie Finnland, das in diesem Jahr erstmals im Rahmen dieser Studienreihe begutachtet wurde. Deutschland liegt wie schon in den Vorjahren im Mittelfeld der analysierten Staaten und erreicht diesmal den elften Platz. Dicht gefolgt von Irland, den USA, Frankreich und Polen. 
Quo vadis? 
Nach Einschätzung von Mercer hat sich das deutsche System im Vergleich zum vergangenen Jahr in allen drei Sub-Indizes (Angemessenheit, Nachhaltigkeit, Integrität) leicht verbessert und damit auch eine höhere Durchschnittspunktzahl erreicht (62,2 im Vergleich zu 58,5 im Vorjahr). Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine objektive Verbesserung der Rahmenbedingungen, sondern die Steigerung sei lediglich der neuen Bewertung von Einzelpunkten geschuldet. Die Studie macht deutlich, dass für das deutsche Rentensystem weitere Reformen nötig sind, damit es den demografischen Herausforderungen besser gerecht werden kann. Folgende Ziele streichen die Studienmacher heraus: 
Erhöhung des Renteneintrittsalters,
Anhebung der Mindestrenten für Niedriglohn-Rentner, 
Weitere Erhöhung der Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer,
Verbesserung der Kommunikation an die Leistungsempfänger,
Erhöhung der Teilnahmequoten in der betrieblichen Altersversorgung. 
„Platz elf von 25 ist sicherlich kein schlechtes Ergebnis für Deutschland“, betont der Geschäftsführer von Mercer Deutschland, Achim Lüder. Seiner Einschätzung nach zeigt der relativ hohe Punkteabstand, zum Beispiel zu den skandinavischen Systemen, dass es noch viel zu tun gibt. „Vor allem die Nachhaltigkeit des deutschen Modells ist weit entfernt vom Bestwert und liegt auch deutlich unter dem Durchschnitt“, moniert der Fachmann und betont: „Momentan sehen wir einiges an Bewegung in Deutschland – nur geht diese nicht unbedingt immer in die richtige Richtung. Hierzulande werden im Bereich der so wichtigen betrieblichen Altersversorgung einige Vorstöße aus Berlin und Vorgaben aus Brüssel mittel- und langfristig zu höherem Verwaltungsaufwand und auch weiteren Kosten für die Arbeitgeber führen. So werden Unternehmen dauerhaft davon abgeschreckt, ihren Mitarbeitern eine betriebliche Altersversorgung anzubieten. Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen kommt aber noch hinzu, dass die zusätzliche Vorsorge überhaupt nicht als notwendig angesehen wird und die Arbeitnehmer sie nicht einfordern. Solange die Politik mit Neuerungen in der gesetzlichen Rente wie der „Rente mit 63“ falsche Signale setzt, wird sich daran auch nichts ändern“, kritisiert Lüder. 
Neben dem Vergleich der Modelle in verschiedenen Ländern befasst sich der Melbourne Mercer Global Pension Index in diesem Jahr auch mit der Bedeutung von Vertrauen in und Transparenz von Rentensystemen. In diesem Zusammenhang erklärt Achim Lüder: „In vielen Ländern sehen wir eine Verschiebung der Verantwortung für die finanzielle Absicherung im Alter weg vom Staat und den Arbeitgebern und hin zum Bürger.“ Dieser Trend wird sich nach Einschätzung des Mercer-Deutschland-Geschäftsführers angesichts der steigenden Lebenserwartung noch verschärfen, während die staatlichen Ausgaben für die Rente pro Kopf weltweit sinken. „Vor diesem Hintergrund wird eine transparente Kommunikation zwischen Versorger und Empfänger immer wichtiger“, so Lüder.
portfolio institutionell newsflash 15.10.2014/Tobias Bürger
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