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13. Juni 2012

Studie: Investoren fordern mehr politisches Engagement von Firmenchefs

Gespräche mit Politikern würden positiv auf das Geschäftsklima wirken, so die Meinung der Investoren. Vor allem die politischen Entscheidungen der EU sehen viele mit Skepsis. Hier sollten sich Konzernlenker einbringen.

Unternehmen sollten stärker den Dialog mit der Politik suchen. Diese Ansicht vertritt die große Mehrheit der institutionellen Anleger, die das Beratungsunternehmen FTI Consulting im April dieses Jahres befragt hat. Immerhin 89 Prozent der über 170 befragten Investoren, die überwiegend aus Europa und Nordamerika stammen, glauben, dass die Manager nur auf diese Weise nachvollziehbar darauf aufmerksam machen können, welche Folgen politische Entscheidungen für die Geschäftsentwicklung haben. 
Für Martin Kothé, Managing Director bei FTI Consulting, ist die Haupterkenntnis dieser Studie: „Die institutionellen Investoren haben die dringende Bitte, dass sich Unternehmen stärker in die politische Debatte einbringen.“ Überrascht hat ihn vor allem die Breite, in der die Investoren dies forderten. „Immerhin neun von zehn Befragten sehen einen erheblichen Bedarf zur Teilnahme am politischen Dialog. Mit dieser Deutlichkeit hatte ich nicht gerechnet“, so Kothé.   
Die Realität sieht allerdings anders aus. So schätzt das zumindest die Mehrheit der Investoren ein. Lediglich acht Prozent sind der Auffassung, dass Unternehmen beim Dialog mit der Politik professionell agieren. Vor allem von den Vorstandsvorsitzenden der Unternehmen erwarten die institutionellen Anleger ein aktiveres politisches Engagement. Ein knappes Drittel wünscht sich einen erheblich stärkeren Einsatz, zwei Drittel wollen zumindest einen spürbaren Einsatz der Konzernchefs.  
Laut der Studie gehen zwei Drittel der befragten Anleger aus der Europäischen Union davon aus, dass die politischen Entscheidungen in Brüssel, Berlin und den anderen Hauptstädten negative Folgen für die Investitionsbereitschaft nach sich ziehen werden. „Dies zeigt, wie wichtig es für Unternehmen ist, sich auch auf höchster Ebene an der Gestaltung europäischer Politik zu beteiligen“, erklärt Martin Kothé. Rund 40 Prozent aller befragten Investoren sind der Ansicht, dass sich eine umfassende Beteiligung der Unternehmenslenker am politischen Dialog positiv auf das Geschäftsklima auswirken würde. Mit negativen Folgen rechnen nur zehn Prozent. 
Wie die Studie weiter zeigt, ist für die Investoren der Mehrwert des Euro unbestritten. Jeder zweite Befragte glaubt, dass sich ein EU-Mitgliedsstaat durch einen Austritt aus der Gemeinschaftswährung schlechter stellen würde. Dennoch wird ein solches Szenario durchaus für denkbar gehalten. So haben sich bereits 77 Prozent der befragten Investoren in Westeuropa darauf vorbereitet, etwaige Chancen, die sich aus der weiteren Entwicklung der Eurokrise oder dem Austritt von Mitgliedern der Währungsunion ergeben, für ihre eigenen Investitionen zu nutzen. An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass in der Studie mit 60 Prozent hauptsächlich Portfolio Manager von institutionellen Investmentfirmen befragt wurden. Allerdings gehörten 25 Prozent der Umfrageteilnehmer in die Kategorie Hedgefonds.  
portfolio institutionell newsflash 13.06.2012/kbe     
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