Strategien
4. Juni 2012

Studie: Investoren wollen verstärkt ihre Manager austauschen

Die Unzufriedenheit mit den Leistungen einiger Manager ist die Triebfeder. Zugleich will die Mehrzahl der befragten Investoren neue Spezialfondsmandate vergeben.

Der Spezialfondsmarkt wird in diesem Jahr wohl viel Bewegung sehen. Denn viele institutionelle Investoren wollen sich neu aufstellen. Wie die neue Studie von Kommalpha und Telos „Spezialfondsmarkt 2012“ zeigt, beabsichtigen 60 Prozent der 150 befragten institutionellen Investoren, die zusammen auf ein Kapitalanlagevermögen von rund 330 Milliarden Euro kommen und davon rund 155 Milliarden Euro in Spezialfonds angelegt haben, in den kommenden zwölf Monaten neue Spezialfonds aufzulegen. Mit 75 Prozent ist dieses Vorhaben vor allem bei Versicherungen geplant. 
Ungeachtet dieses klaren Bekenntnisses zum Vehikel „Spezialfonds“ herrscht bei den Investoren offenbar eine gewisse Unzufriedenheit mit den Leistungen einiger ihrer Asset Manager, die bereits Spezialfonds für sie managen. Laut der Studie hat die Wechselbereitschaft im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen. Fast jeder zweite Anleger gab an, innerhalb der nächsten zwölf Monate Manager austauschen zu wollen. In der Vorgängerstudie wollte dies nur jeder dritte Investor. Besonders auffällig ist, dass sich vor allem unter den Versorgungswerken ein starker Wille zum Managertausch breit gemacht hat. Nachdem im Vorjahr nur 20 Prozent dies kundtaten, waren es nunmehr 60 Prozent. Die Studienautoren führen die erhöhte Beweglichkeit und den zunehmenden Willen zum Managerwechsel zum Großteil auf den ausgereiften Master-KAG-Markt in Deutschland und die damit verbundene Erleichterung auf administrativer Ebene zurück.

Ausländische Manager steigen in der Gunst  
Als Profiteure dieser gestiegenen Wechselbereitschaft könnten sich ausländische Manager entpuppen. Wie die Studie ebenfalls zeigt, sind sie in der Gunst der Investoren gestiegen. Bei der Frage nach der Wahl künftiger Anbieter sprachen sich 30 Prozent für ausländische Adressen aus, in der 2011er Studie waren es nur 18 Prozent. Eine besonders große Affinität zu diesen Häusern scheinen Versorgungswerke zu haben. Künftig wollen sich immerhin 50 Prozent für ausländische Manager entscheiden. Unter den befragten Versicherungen gaben dies 38 Prozent an. Weniger beliebt scheinen die nicht-einheimischen Anbieter bei Banken zu sein, für die sich nur zehn Prozent aussprachen. 
Die gestiegene Beliebtheit der ausländischen Manager muss den heimischen Adressen jedoch nicht allzu große Sorgenfalten in die Stirn treiben. Denn der Anteil der Investoren, die pro inländische Manager votierten, lag fast unverändert zum Vorjahr bei 37 Prozent. Wie die Studienautoren allerdings auch feststellen, hat sich der Konzentrationsprozess hin zu der gezielten Mandatierung weniger Manager fortgesetzt. Rund 32 Prozent der Befragten greifen auf einen bis fünf deutsche Manager zurück, knapp 28 Prozent auf einen bis fünf ausländische Anbieter. Mit 64 beziehungsweise 55 Prozent gibt die große Mehrheit an, keinen ausländischen beziehungsweise inländischen Manager  zu mandatieren. „Mehr Mittel werden in Eigenbestand gehalten“, schreiben die Studienautoren. Aktuell sind dies bei den Teilnehmern der Studie rund 145 Milliarden Euro. 
Ein Blick auf die Werttreiber bei der Auswahl von Asset Managern zeigt sich, dass das Anspruchsniveau der Investoren deutlich gestiegen ist. Die Bedeutung von Kriterien wie Reporting, Kundenservice, Kosten, Produktqualität und Reputation hat gegenüber dem Vorjahr noch einmal zugelegt. Die tatsächliche Zufriedenheit mit den Managern läuft diesem Anspruch jedoch hinterher, was letztendlich auch dazu geführt hat, dass die Wechselbereitschaft zugenommen hat. Zum Beispiel beim Reporting geben 89 Prozent der  Investoren an, dass ihnen dieser Punkt wichtig oder sehr wichtig ist. Mit den Leistungen ihrer Manager sind jedoch nur 15 Prozent sehr zufrieden. Weitere 48 Prozent zeigen sich zumindest zufrieden, allerdings sagten dies in der Vorgängerstudie noch 56 Prozent. 
In Sachen Performance kehrt Bescheidenheit ein 
Das mit Abstand beherrschende Thema bei institutionellen Investoren ist Risikomanagement und hat das Kriterium „Performance“ in der Bedeutung hinter sich gelassen. In Sachen Performance ist inzwischen eine gewisse Bescheidenheit eingekehrt. Eine Reihe von Anlegern wie Versicherer und Versorgungswerke, die mit der Ausfinanzierung einer Verpflichtungsseite konfrontiert sind, genügt bereits eine vier vor dem Komma, um ihren Mindestanforderungen gerecht werden zu können. Dies beinhaltet zugleich auch, Verluste in der Kapitalanlage weitgehend zu vermeiden. Untrennbar mit dieser Aufgabe ist der Begriff „Absolute Return“ verbunden. Wie aus der Studie hervorgeht, präferieren 58 Prozent der institutionellen Investoren diese Stilrichtung. Das sind fünf Prozent mehr als 2011. Laut den Studienautoren  sei auffällig, dass sich insbesondere Versicherer wieder stärker diesem Thema annehmen. Immerhin 63 Prozent der Befragten sprachen sich für Absolute Return aus, nachdem es im Vorjahr nur 50 Prozent waren. Im Gegensatz dazu ging der Anteil bei den Versorgungswerken auf nur noch 34 Prozent zurück. 
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, zeichnet sich ein Trend weg vom passivem hin zum aktiven Management ab. So sprachen sich nur knapp sechs Prozent der Investoren für passive Strategien aus. „Die anhaltenden Unsicherheiten an den Märkten sowie die nach wie vor hohen und kurzfristigen Volatilitäten sprechen für das aktive Management der Kapitalanlagen, um in fallenden Märkten gegensteuern zu können“, schreiben die Studienautoren. Bei den Versicherungen haben sie dabei ein teilweise verändertes Bild beobachtet. So stehe bei den Asset-Klassen „Infrastruktur“ und „Hedgefonds“ eindeutig der aktive Managementstil im Fokus. Dagegen werde im Aktienbereich mit 50 Prozent auf teilweises oder pures Passivmanagement gesetzt. Ganz anders verhält sich unterdessen die Anlegergruppe der Banken. In ihren Aktienportfolios bevorzugen sie klar eine aktive Komponente. Auch bei Rohstoffen, Unternehmensanleihen, Infrastruktur, Hedgefonds und Private Equity tendieren sie zum aktiven Management. 
Zu guter Letzt untersuchten Kommalpha und Telos, mit welchen Themen und Produkten sich die Investoren derzeit befassen. Fakt ist, dass Aktien aktuell nicht hoch im Kurs stehen. Die Engagements wurden noch einmal reduziert. Immerhin 86 Prozent der befragten Versicherungen geben an, derzeit gar keine Aktien zu halten. Als denkbare Alternativen werden Unternehmensanleihen und auch partiell Investitionen in Immobilien gesehen. Wenig überraschend ist angesichts der europäischen Staatsschuldenkrise, dass Staatsanleihen heute eine sehr viel stärkere Differenzierung erfahren. Der Blick geht dabei über die Grenzen von Europa hinaus, insbesondere gen Schwellenländer. Sowohl bei Renten als auch Aktien sehen Investoren in den Emerging Markets erhebliches Potenzial. 
Ein Thema, das zu einem immer wichtigeren Kriterium bei Kapitalanlageentscheidungen wird, ist Nachhaltigkeit. Knapp 44 Prozent der Befragten geben an, sich aktuell damit zu beschäftigen und messen dem Thema die beiden höchsten Bedeutungsstufen bei.  
portfolio institutionell newsflash 04.06.2012/kbe
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