Pensionskassen
18. September 2013

Studie: Schweizer Pensionskassen fürchten um die Rendite

Ungeachtet der Niedrigzinssituation haben die Pensionskassen in der Eidgenossenschaft im vergangenen Jahr eine ansehnliche Performance erzielt. Dagegen sind die Aussichten wenig berauschend.

Im vergangenen Geschäftsjahr haben die Schweizer Pensionskassen hervorragende Anlageresultate erwirtschaftet. Die Kapitalsammelstellen haben einerseits von der Erholung der Aktienmärkte und andererseits von weiter sinkenden Zinsen profitiert. In diesem Umfeld konnten die Pensionskassen Renditen zwischen fünf und zehn Prozent erwirtschaften. Im Durchschnitt lag die Rendite bei 7,2 Prozent. Dadurch hat sich ihre wirtschaftliche Lage wieder verbessert, wie der Risiko-Check-up-Studie des Beratungshauses Complementa zu entnehmen ist. So liegt die wichtige Kennzahl „Deckungsgrad“ durchschnittlich wieder über 100 Prozent. Im Rahmen der Studie hat Complementa 244 Pensionskassen befragt, die insgesamt 357 Milliarden Franken an Vorsorgekapital auf sich vereinen. Nach schwierigen Anlagejahren mit mäßigen Jahresergebnissen hat sich die finanzielle Lage der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen demnach verbessert. Allerdings bestehen deutliche Unterschiede zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Pensionskassen, wie Siehier nachlesen können. 
Und obwohl sich die finanzielle Gesundheit der Kassen zuletzt gebessert hat, blicken die PK-Protagonisten missmutig in die Zukunft. Nach Angaben von Complementa gehen rund drei Viertel der Studienteilnehmer von einem längerfristigen Tiefzinsumfeld aus. 64 Prozent glauben, in der aktuellen Marktlage nicht die erforderlichen Renditen erwirtschaften zu können. Nach Angaben der Studienmacher, die seit 1994 alljährlich die Pensionskassenlandschaft analysieren, müssen die Kapitalanlageverantwortlichen bei den PK derzeit Anlageerfolge erzielen, die ein Vielfaches über dem aktuellen Zinsniveau liegen. 
Festverzinsliche dominieren weiter
Die Schweizer Pensionskassen investieren nach wie vor den größten Anteil ihres Vermögens in festverzinsliche Anlagen. Gleichwohl hat sich die Zusammensetzung der Bestände verändert. So gaben 44 Prozent der Studienteilnehmer zu Protokoll, den Anteil von Staatsanleihen reduziert zu haben. Mit Ausnahme von Pfandbriefen sind allen anderen Segmenten Gelder zugeflossen. Knapp die Hälfte der Einrichtungen (47 Prozent) hat bei Unternehmensanleihen die Bestände aufgestockt. 16 Prozent kauften Schwellenländeranleihen hinzu, und zehn Prozent der Befragten haben High-Yield-Bestände aufgestockt. 
Die von Complementa für das vergangene Jahr skizzierte Entwicklung hat sich auch über den Jahreswechsel hinaus fortgesetzt. Studienleiter Andreas Niermann kommentiert: „Die Umfrageresultate des diesjährigen Risiko-Check-up zeigen, dass Pensionskassen ihre Gelder auch 2013 weiter umschichten.“ Niermann zufolge stünden Staatsanleihen weiter auf der Verkaufsliste, während höher verzinsliche Papiere gefragt blieben. Allerdings sei der Trend gegenüber dem vorigen Jahr nicht mehr so ausgeprägt. 
Anlagemix angepasst 
Die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen haben im vergangenen Jahr nicht nur Umschichtungen zwischen verschiedenen festverzinslichen Anlageklassen vorgenommen, sondern auch außerhalb dieses Universums nach Renditequellen gesucht. Laut Complementa hat das Tiefzinsumfeld ein Drittel der Einrichtungen dazu veranlasst, den Anteil festverzinslicher Anlagen zugunsten von Aktien zu reduzieren. Der Anteil an Obligationen sank im vorigen Jahr von 44 auf 41 Prozent, während im Gegenzug der Aktienanteil von rund 26 auf 29 Prozent anstieg. Laut Complementa lässt sich dieses Wachstum nur zur Hälfte durch Performanceeffekte erklären. Insofern müssen Zukäufe getätigt worden sein.
Umschichtungen in andere Anlagekategorien waren nach Darstellung der Studienmacher kaum zu beobachten. Wie es heißt, würden Pensionskassen Investitionen in Immobilien zwar gern aufstocken, gleichwohl stießen sie hier an ihre Grenzen, was Complementa auf den Anlagenotstand bei Schweizer Immobilien zurückführt. Auf Immobilien entfallen derzeit rund 17 Prozent der Anlagevermögen. Dieser Wert ist seit Jahren relativ konstant. 
Zusätzliche Investitionen in Alternative Anlageklassen sind offenbar kein Thema für die Schweizer Pensionskassen. Auch Rohstoffe seien tabu. Complementa-Experte Niermann zieht daraus das Zwischenfazit: „Pensionskassen diversifizieren ihre Vermögenswerte zwar seit vielen Jahren relativ breit. Gleichwohl passen sie die Gewichtung einzelner Anlagekategorien über die Finanzmarktzyklen an.“ Aktien und Obligationen bewegen sich Niermann zufolge relativ stark mit der Entwicklung an den Finanzmärkten.
Nach Ansicht der Studienautoren war die Steuerung des Anlagemixes über die vergangenen Finanzmarktzyklen hinweg „entscheidender“ als die grundsätzliche Ausrichtung des Portfolios. So zeige die Untersuchung von Kassen mit sehr niedrigen Renditen, dass diese nicht per se auf die falschen Anlagekategorien gesetzt hätten. Vielmehr hätten sie ihren Anlagemix über die Zeit hinweg unglücklich gesteuert. Vor diesem Hintergrund äußert das Consulting-Haus die Vermutung, dass sich selbst unter institutionellen Investoren manche Entscheidungsträger durch Emotionen leiten lassen und damit tendenziell auf bereits haussierende Anlagekategorien setzen. Anhand dieser Erkenntnis weisen die Berater darauf hin, dass Pensionskassenverantwortliche bei langfristigen Strategien besonders darauf achten sollten, Entscheidungen nie ad hoc zu fällen. 
Schlussendlich kommt der Anbieter von Investment-Controlling- und Investment-Consulting-Dienstleistungen zu dem Fazit, dass es den Vorsorgeeinrichtungen im vorherrschenden Umfeld auch mit der beobachteten Umschichtung kaum möglich sein werde, das um mehrere Prozentpunkte gesunkene Zinsniveau zu kompensieren. Laut Complementa sank die durchschnittliche Verzinsung der Vorsorgekapitalien seit 2001 von 4,1 auf 2,6 Prozent. Dem stehen bereits deutlich reduzierte technische Zinssätze von drei Prozent und weniger gegenüber, die in der Zukunft erwirtschaftet werden müssen, um den reglementarischen Verpflichtungen nachkommen zu können
In den Schweizer Pensionskassen sind rund 60 Prozent der Altersvorsorgevermögen aller Eidgenossen gebündelt. 
portfolio institutionell newsflash 18.09.2013/Tobias Bürger
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