Versicherungen
14. Oktober 2015

Teil 4: Was wird aus der Lebensversicherung, Herr Leitermann, Herr Zitzmann?

Die Versicherer stehen vor fundamentalen Herausforderungen. Die Palette reicht von neuen Geschäftsmodellen in der Lebensversicherung bis hin zur weiteren Regulierung der Branche. portfolio sprach mit Ulrich Leitermann, Vorstandsvorsitzender der Signal-Iduna-Gruppe, und Dr. Armin Zitzmann, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherungsgruppe.

Niedrigzinsen spalten die Branche bei der Produktentwicklung, insbesondere bei Garantien. Welche LV-Produkte haben aus Ihrer Sicht Zukunft und welche nicht? Könnten Sie dies kurz begründen?
Leitermann: Signal-Iduna hält an der Lebensversicherung mit Garantien (auch klassisch) fest. Wir haben seit Jahren mit „Siggi“ (Signal Iduna Global Garant Invest) ein hochmodernes Fondsprodukt als dynamisches Drei-Topf-Hybrid im Angebot, bei dem ein Garantie­niveau zwischen null und 100 Prozent wählbar ist. Fast 90 Prozent der Kunden wählen die volle Garantie. Wir sehen dies als Bestätigung unserer Einschätzung. Insofern sind wir für die Zukunft produktseitig sehr gut aufgestellt.
Zitzmann: Mit dem Garantiezins auf dem heutigen Niveau sind viele Kunden nicht zufrieden, auch wenn er über der Verzinsung von Bankprodukten liegt. Die Menschen suchen bei der Kapitalanlage nicht nur Sicherheit, sondern auch eine interessante Rendite. Daher sind innovative Konzepte gefragt, die beides miteinander kombinieren. Die Nürnberger ist hier mit dem seit vielen Jahren sehr erfolgreichen „Konzept-Tarif“, dem investmentorientierten Tarif „Optimum Garant“ und der 2015 neu eingeführten „Dax-Rente“ sehr gut aufgestellt. Diesen und Biometrieprodukten wie Berufsunfähigkeits- und der Pflegeversicherung – hier ist der Markt noch lange nicht gesättigt – gehört die Zukunft.

Solvency II kommt zum 1. Januar 2016 mit Übergangsszenarien. Was erwarten Sie als erste Auswirkung im kommenden Jahr? Und wäre die Übertragung des Kapitalanlagerisikos auf den Kunden nicht strategisch zu kurz gesprungen, da es Verbraucher weg von den Lebensversicherern und hin direkt zu Fondsanbietern treiben könnte?
Leitermann: Im Gegensatz zu einigen anderen Versicherern werden für die Signal-Iduna werthaltige Garantien auch weiterhin ein wesentliches Merkmal von Lebensversicherungen sein. Wir bieten moderne Produkte, bei denen diese Garantien auf intelligente Weise unter Berücksichtigung der Anforderungen von Solvency II umgesetzt sind. Neben der klassischen Rentenversicherung ist dies insbesondere unser Hybridprodukt „Siggi“. Trotz aller Bemühungen der Branche stellt das derzeitige Zinsniveau (und die derzeitige Ausgestaltung der Zinszusatzreserve) eine massive Belastung des deutschen Lebensversicherungsmodells dar.
Zitzmann: Mit Einführung von Solvency II werden verstärkt Alternativen zur klassischen Lebensversicherung mit Garantiezins auf den Markt kommen. Allerdings verfügen Anbieter wie die Nürnberger, die sich seit Jahrzehnten mit fondsgebundenen Produkten auskennen, über einen Vorsprung und über das Know-how, die Risiken kapitalmarktnaher Policen mit intelligenten Sicherungsverfahren zu minimieren, ohne die Renditechancen zu stark zu schmälern. Die Kombination – Nutzen der Chancen am Kapitalmarkt und garantierte, lebenslange Auszahlung – ist nur bei erfahrenen Versicherern zu haben. 
Welche  Zukunft hat bei Ihnen der Maklervertrieb, wie sorgen Sie bei Umsetzung des Lebensversicherungs-Reformgesetzes (LVRG) für faire Vergütung, die den Makler nachhaltig überleben lässt?
Leitermann: Der Maklervertrieb steht bei uns für gut ein Drittel des Gesamtabsatzes. Wir wollen auch über diesen Vertriebsweg ertragreich wachsen. Dazu müssen Produkte hochqualitativ und Prozesse professionell sein. Deshalb arbeiten wir fortlaufend an einer attraktiven Produktpalette für den Maklervertrieb, gerade für unsere Kernzielgruppen Handwerk und öffentlicher Dienst. Der korrekte Titel des LVRG lautet „Gesetz zur Absicherung stabiler und fairer Leistungen für Lebensversicherte“. Es steht also zunächst der Kunde im Fokus, der bessere Rückkaufswerte ausgewiesen bekommt. Alles andere hätte den Sinn der Lebensversicherung infrage gestellt, was in Zeiten, in denen die umlagefinanzierte staatliche Rente an ihre Grenzen gerät, fatal wäre. Eine Stellschraube ist die Senkung der Abschlusskosten. Die Vergütung für Produkte, die biometrische Risiken ab­decken, bleibt unangetastet. Bei kapitalbildenden Produkten werden wir die Abschlussvergütung absenken, lassen sie aber für Rentenpolicen oberhalb einer bestimmten Laufzeit unverändert. Nur Verträge mit eher kurzen Laufzeiten weisen weitergehende, laufzeitabhängige Kürzungen auf. Über die genauen Regelungen informieren wir die Makler dann zeitnah.
Zitzmann: Die Nürnberger ist einer der größten Maklerversicherer in Deutschland und wird dies auch bleiben. Aufgrund der Vorgaben des LVRG haben wir als einer der ersten unsere Vergütungssystematik angepasst und ein Modell entwickelt, das zum einen eine angemessene, produktklassenspezifische Anpassung der Abschlussvergütung beinhaltet und zum anderen auf eine Stärkung der laufenden Vergütungen setzt. Courtagen sind natürlich wichtig, aber nicht alles. Wir wollen gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern nachhaltig erfolgreich sein – mit innovativen Unterstützungsangeboten sowie verlässlichem, kompetentem Service.
Die Gespräche führte Detlef Pohl
portfolio institutionell newsflash 14.10.2015/Detlef Pohl

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