Asset Management
22. April 2024

Union Investment stellt Porsche ein schlechtes Zeugnis aus

Bei den börsennotierten Unternehmen in Deutschland gibt es große Unterschiede in Sachen Corporate Governance, wie eine neue Untersuchung zeigt. Im Vergleich zum Vorjahr liegt die Latte höher.

Gute Unternehmensführung (Corporate Governance) ist nach Einschätzung von Union Investment entscheidend für nachhaltigen Unternehmenserfolg. Vor diesem Hintergrund hat die Fondsgesellschaft mit dem Stimmrechtsberater IVOX Glass Lewis ein Corporate-Governance-Ranking entwickelt, das jetzt zum sechsten Mal für den Dax und zum vierten Mal für den M-Dax vorliegt. Dabei geht es mehr und mehr um ESG-Transparenz.

Die Ergebnisse der Auswertung lassen sich wie Schulnoten lesen. Im Dax liegt der Notenschnitt bei 2,7 (Vorjahr: 2,2) und im M-Dax bei 3,3 (Vorjahr: 3,2). Er hat sich damit im Vergleich zur letzten Erhebung des Rankings verschlechtert. „Wir haben das Ranking überarbeitet und die Latte bei den Anforderungen höher gelegt“, ordnet Vanda Rothacker, Senior ESG-Strategin mit Schwerpunkt Corporate Governance bei Union Investment, die Ergebnisse ein. „Wir konzentrieren uns auf Kriterien, bei denen wir noch Verbesserungspotenzial sehen.“

Union Investment: Machen keine utopischen Vorgaben

Der strengere Blick basiere aber nicht auf neuen, utopischen Vorgaben, macht die Expertin deutlich. Denn „einige Unternehmen haben sich auch in dem geänderten Rahmen verbessert“, so Rothacker. „Dauerbrenner im Blick auf Governance-Defizite bleiben leider die Themen Unabhängigkeit und Ämterhäufung.“

Die Analyse legt insgesamt einen stärkeren Fokus auf ESG-Transparenz. „Das ist uns wichtig, denn wir wollen die Verzahnung von Umwelt- und Sozialkomponenten mit der Governance herausstellen. E und S funktionieren nur, wenn sie in die Governance integriert sind“, betont Rothacker.

Spitzenreiter im Dax (siehe obere Abbildung) mit Note 2+ sind Mercedes-Benz und Deutsche Börse, Schlusslichter sind Sartorius und Porsche AG mit Note 4 sowie die Porsche Automobil Holding SE mit Note 5+ (Abb. unten). Porsche hatte im November 2023 auch in einer Auswertung der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA), der DVFA Scorecard for Corporate Governance, schwach abgeschnitten.

Auswertung auch für den M-Dax

Im M-Dax führen Thyssenkrupp und Gea Group das Feld mit Note 2 an, während hier gleich drei Unternehmen die für eine ausreichende Leistung nötige Mindestpunktzahl von 50 Punkten nicht erreichen: Bechtle, Nemetschek und CTS Eventim. Mit Blick auf die großen Notenunterschiede im M-Dax bemängelt Rothacker: „Wenn man im Ranking weiter nach unten schaut, wird es düster. Hier haben die Unternehmen noch sehr viele Hausaufgaben zu machen, speziell beim Thema Transparenz.“

Mit dem Ranking will Union Investment für die Wichtigkeit des Themas sensibilisieren und Defizite offenlegen, so Carola Schroeder, die das Portfoliomanagement von Union Investment leitet. Sie sagt, die Unternehmen sollen das Ranking nicht als Kritik, sondern als Ansporn verstehen. Dann werde der Kapitalmarkt zum Motor für gute Unternehmensführung. Davon profitierten Unternehmen und Aktionäre gleichermaßen ist Schroeder überzeugt.

Zugleich plädiert Schroeder dafür, das Thema Corporate Governance nicht isoliert zu betrachten, sondern in einem breiteren ESG-Kontext zu sehen: „Nachhaltigkeit ist fundamental geworden. Wir wollen als Treuhänder die Transformation der Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit aktiv begleiten.“

Eine PDF-Datei des Rankings ist hier abrufbar. Es basiert auf 73 bewerteten Fragen zu sieben Themenfeldern, die für Union Investment bei der Bewertung der Corporate Governance von Unternehmen relevant sind: 1. Kapital, 2. Vorstand, 3. Aufsichtsrat, 4. Vorstandsvergütung, 5. Aufsichtsratsvergütung, 6. Abschlussprüfung und 7. Transparenz. Die erhobenen Datenpunkte werden auf einer Bewertungsskala von 0 bis 3 gewichtet. Maximal können 100 Punkte erreicht werden.

2023 hatte die damalige Analyse von Union Investment gezeigt, dass die großen börsennotierten Unternehmen in Deutschland in den vorangegangenen zwei Jahren keine Fortschritte in Sachen guter Unternehmensführung gemacht hatten.

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