Versicherungen
17. Dezember 2021

Versicherer zeigen sich im Eiopa-Stresstest robust

Auf deutscher Seite Allianz, Münchener Rück, HDI, R+V und Alte Leipziger-Hallesche im Stresstest. Bafin: „Besonders Situation der Lebensversicherer genau im Auge behalten.“

Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa) hat am Donnerstag die Ergebnisse ihres Stresstests 2021 für Versicherungsunternehmen veröffentlicht. Demnach hat sich die europäische Versicherungsbranche auch in einem Stressszenario als grundsätzlich robust erwiesen. Wie die Bafin mitteilt, waren 43 große europäische Versicherungsgruppen, darunter fünf aus Deutschland (Allianz, Münchener Rück, HDI, R+V und Alte Leipziger-Hallesche), sowie ein Einzelunternehmen in den Stresstest einbezogen. „Die Ergebnisse des Stresstests zeigen, dass die Versicherungsbranche auch in Stressszenarien grundsätzlich widerstandsfähig ist“, sagt Dr. Frank Grund, Exekutivdirektor Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht, der Bafin.

Abhängigkeit von Übergangsmaßnahmen von Solvency I auf Solvency II

Ohne die im Jahr 2032 auslaufenden Übergangsmaßnahmen sähen die Ergebnisse aber teilweise deutlich schlechter aus, so Grund. „Das Niedrigzinsumfeld bleibt eine Herausforderung. Wir werden besonders die Situation der Lebensversicherer weiter genau im Auge behalten.“ Die Eiopa teilte dazu am Donnerstag mit, die Unternehmen sollten „konkrete Schritte unternehmen, um ihre Abhängigkeit von den Übergangsmaßnahmen zu verringern“, die eingeführt wurden, um den Übergang von Solvency I zu Solvency II zu erleichtern.

Der diesjährige Eiopa-Stresstest unterstellt insbesondere einen Zinsrückgang mit Verwerfungen am Kapitalmarkt. Dieses Szenario hätte einen deutlichen Rückgang der Solvenzquoten zur Folge, wovon auch die deutschen Gruppen betroffen wären. Ganzheitlich betrachtet wäre die europäische Versicherungsbranche gleichwohl robust aufgestellt. „Der Rückgang der Solvenzquoten wäre für die deutschen Teilnehmer verkraftbar“, ordnet Grund die Ergebnisse ein. „Die Versicherer zeigen sich insgesamt krisenfest.“ Auch die Maßnahmen für langfristige Garantien (Long Term Guarantee – LTG) entwickelten die intendierte antizyklische Wirkung.

Zwei unterschiedliche Berechnungsansätze

Wie die Eiopa mitteilte, ermöglichte der Test den Teilnehmern im Einzelnen, ihre Post-Stress-Position mit zwei unterschiedlichen Ansätzen zu berechnen: dem Fixed-Balance-Sheet-Ansatz ohne Managementmaßnahmen und dem Constrained-Balance-Sheet-Ansatz, bei dem reaktive Managementmaßnahmen erlaubt waren. 19 Teilnehmer entschieden sich dafür, von solchen Maßnahmen Gebrauch zu machen. Trotz der schwerwiegenden wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie ging die europäische Versicherungsbranche laut Eiopa mit einer starken Kapitalisierung in den Stresstest, was durch einen Solvabilitätskoeffizienten von 217,9 Prozent Ende 2020 belegt wird. Dieser solide Puffer im Solvabilitätskoeffizienten ermöglichte es den Teilnehmern, den Schock des ungünstigen Szenarios aufzufangen, so die Eiopa.

Beim Fixed-Balance-Sheet-Ansatz, bei dem keine Managementmaßnahmen gegen die vorgeschriebenen Schocks durchgesetzt werden konnten, sank der aggregierte Solvabilitätskoeffizient um 92,1 Prozentpunkte auf 125,7 Prozent, womit neun Unternehmen unter den vorgeschriebenen Schwellenwert von 100 Prozent fielen, teilte die Eiopa zu den Stresstestergebnissen auf EU-Ebene mit.

Deutsche Unternehmen ausreichend liquide

Erstmals enthielt der Eiopa-Stresstest auch eine Liquiditätsbetrachtung, an der insgesamt 117 Unternehmen beteiligt waren. Die Ergebnisse zeigen, dass die einbezogenen deutschen Unternehmen im Falle des Stressszenarios über ausreichend liquide Mittel zur Deckung des Liquiditätsbedarfs verfügen.

Petra Hielkema, Vorsitzende der Eiopa, kommentierte den Stresstest wiefolgt: „Der Stresstest hat gezeigt, dass die europäischen Versicherer ihre finanzielle Gesundheit auch unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen aufrechterhalten können. Ich freue mich, dass die Teilnehmer zu keinem Zeitpunkt eine Vermögensposition nach dem Stresstest gemeldet haben, bei der die Verpflichtungen der Versicherer gegenüber den Versicherungsnehmern gefährdet gewesen wären. Hinter diesen positiven Ergebnissen verbirgt sich jedoch eine oft starke Abhängigkeit von den Übergangsmaßnahmen, die bis 2032 auslaufen werden. In den kommenden Monaten werden wir unser Augenmerk auf die Schwachstellen richten, die bei der Untersuchung zutage getreten sind. Außerdem werden wir den Gesetzgeber auffordern, die Offenlegung der einzelnen Ergebnisse als gesetzliche Vorschrift zu betrachten.“

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